Kein Volk darf zum Exil gezwungen werden

Von Herzen begrüße ich Sie, die Mitglieder der Vereinigung »Chagos Refugees Group«, die Sie sich seit vielen Jahren beharrlich dafür einsetzen, dass die chagossianische Bevölkerung auf ihre Inseln zurückkehren kann. Ich stimme voll und ganz mit dem verstorbenen Papst Franziskus überein, der Sie im Juni 2023 getroffen hat und der Sie in Ihrem Tun ermutigt hat. Ich freue mich, das Ihr Anliegen zwei Jahre danach einen wichtigen Erfolg zu verzeichnen hat, insofern die Rückgabe des Chagos-Archipels an die Republik Mauritius kürzlich durch die Unterzeichnung eines Vertrages erreicht worden ist.

Das ist ein bedeutsamer Schritt in Richtung Ihrer Heimkehr. Ich teile Ihre Freude und Ihre Hoffnungen. Gemeinsam wollen wir Gott danken mit den schönen Psalmworten: »Groß hat der Herr an uns gehandelt. Da waren wir voll Freude. […] Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten« (vgl. Ps 126).

Ich danke allen Beteiligten, die ihr Herz geöffnet und das Leid Ihres Volkes verstanden haben und schließlich zu diesem Übereinkommen gelangt sind. Ich freue mich, dass der Dialog und die Achtung der Entscheidungen des Völkerrechts, wie dies mein Vorgänger bei der Rückkehr von seiner Reise nach Mauritius gewünscht hatte, schließlich ein großes Unrecht wiedergutgemacht haben (vgl. Pressekonferenz,
10. September 2019). Ich begrüße die Entschlossenheit des chagossianischen Volkes, und insbesondere die
der Frauen, bei der friedlichen Einforderung seiner Rechte.

Die erneuerte Aussicht auf die Rückkehr in Ihr Heimat-Archipel ist ein ermutigendes Zeichen und hat auf der internationalen Bühne Symbolkraft: alle Völker, auch die kleinsten und schwächsten, müssen von den Mächtigen in ihrer Identität und ihren Rechten respektiert werden, darunter besonders das Recht, in ihrem Land zu leben. Und niemand darf sie zum Exil zwingen.

Ich spreche heute den Wunsch aus, dass die Behörden von Mauritius und ebenso die internationale Gemeinschaft sich dafür einsetzen, dass nach 60 Jahren Ihre Rückkehr unter den bestmöglichen Bedingungen erfolgen kann. Die Ortskirche wird es nicht an ihrem insbesondere spirituellen Beitrag fehlen lassen, wie sie dies in Zeiten der Prüfung stets getan hat. Diese Jahre des Exils haben viel Leid unter Ihnen verursacht. Sie haben Armut, Verachtung und Ausgrenzung erlebt. Möge der Herr im Hinblick auf eine bessere Zukunft Ihre Wunden heilen und Ihnen die Gnade der Vergebung gegenüber jenen schenken, die Ihnen Unrecht zugefügt haben. Ich lade Sie ein, den Blick entschieden in die Zukunft zu richten.

Möge die Jungfrau Maria Sie und Ihre Familien begleiten und behüten. Von Herzen erteile ich Ihnen sowie allen Chagossianern den Apostolischen Segen. Vielen Dank!

(Orig. franz.; ital. in O.R. 23.8.2025)