· Vatikanstadt ·

Heilige Messe in »Santa Maria della Rotonda« (Albano Laziale) mit Bedürftigen der Region

Feuer der Liebe – nicht der Waffen

 Feuer der Liebe – nicht der Waffen  TED-033
22. August 2025

Liebe Brüder und Schwestern,

es ist eine Freude, zusammenzukommen, um die sonntägliche Eucharistie zu feiern, die uns eine noch tiefere Freude schenkt. Denn wenn es schon ein Geschenk ist, heute einander nahe zu sein und die Distanz zu überwinden, indem wir uns in die Augen sehen wie wahre Brüder und Schwestern, dann ist es ein noch größeres Geschenk, im Herrn den Tod zu besiegen. Jesus hat den Tod besiegt – der Sonntag ist sein Tag, der Tag der Auferstehung – und wir beginnen schon, ihn mit ihm zu besiegen. Es ist doch so: Jeder von uns kommt mit irgendeiner Müdigkeit und Angst in die Kirche – manchmal mehr, manchmal weniger – und sofort sind wir weniger allein, wir sind zusammen und finden das Wort und den Leib Christi. So empfängt unser Herz ein Leben, das über den Tod hinausgeht. Es ist der Heilige Geist, der Geist des Auferstandenen, der dies unter uns und in uns bewirkt, in aller Stille, Sonntag für Sonntag, Tag für Tag.

Wir befinden uns in einem antiken Heiligtum, dessen Mauern uns umarmen. Es trägt den Namen »Rotonda« und die Kreisform, wie auf dem Petersplatz und wie in anderen alten und neuen Kirchen, lässt uns spüren, dass wir im Schoß Gottes aufgenommen sind. Von außen kann uns die Kirche, wie jede menschliche Wirklichkeit, kantig erscheinen. Ihre göttliche Wirklichkeit zeigt sich jedoch, wenn wir ihre Schwelle überschreiten und aufgenommen werden. Dann werden unsere Armut, unsere Verletzlichkeit und vor allem das Scheitern, für das wir verachtet und verurteilt werden können – und für das wir uns manchmal selbst verachten und verurteilen –, endlich aufgenommen in die sanfte Kraft Gottes, eine Liebe ohne Ecken und Kanten, eine Liebe, die bedingungslos ist. Maria, die Mutter Jesu, ist für uns Zeichen und Vorwegnahme der Mutterschaft Gottes. In ihr werden wir zu einer Kirche, die Mutter ist, die hervorbringt und erneuert, nicht kraft einer weltlichen Macht, sondern durch die Tugend der Liebe.

Vielleicht hat uns im soeben gehörten Evangelium überrascht, was Jesus sagt. Wir suchen den Frieden, aber wir haben gehört: »Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung« (Lk 12,51). Wir möchten ihm fast antworten: »Aber wie, Herr? Auch du? Wir haben schon zu viele Spaltungen. Bist nicht du es, der beim Letzten Abendmahl gesagt hat: ›Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch‹?« – »Ja«, könnte der Herr uns antworten, »ich bin es. Aber erinnert euch: An jenem Abend, meinem letzten Abend, habe ich mit Bezug auf den Frieden gleich hinzugefügt: ›Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht‹« (vgl. Joh 14,27).

Liebe Freunde, die Welt gewöhnt uns daran, Frieden mit Bequemlichkeit zu verwechseln, das Gute mit der Ruhe. Deshalb muss Jesus, damit sein Friede, das Shalom Gottes, unter uns komme, uns sagen: »Ich bin gekommen Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!« (Lk 12,49). Vielleicht werden unsere eigenen Familienangehörigen, wie das Evangelium ankündigt, und sogar unsere Freunde deswegen uneins sein. Und man wird uns raten, kein Risiko einzugehen, uns zurückzuhalten, denn es sei wichtig, in Ruhe zu leben, und die anderen seien es nicht wert, geliebt zu werden. Jesus dagegen ist mutig in unsere Menschlichkeit eingetaucht. Das ist die »Taufe«, von der er spricht (V. 50): die Taufe des Kreuzes, ein völliges Eintauchen in die Risiken, die die Liebe mit sich bringt. Und wenn wir – wie man sagt – »die Kommunion empfangen«, nähren wir uns von dieser, seiner, kühnen Gabe. Die Messe nährt diese Entscheidung. Es ist die Entscheidung, nicht mehr für uns selbst zu leben, sondern das Feuer in die Welt zu tragen. Nicht das Feuer der Waffen und auch nicht das der Worte, die andere verbrennen. Das nicht. Sondern das Feuer der Liebe, die sich herabneigt und dient, die der Gleichgültigkeit die Fürsorge entgegensetzt und der Überheblichkeit die Sanftmut; das Feuer der Güte, das nicht soviel kostet wie Waffen, sondern ohne Gegenleistung die Welt erneuert. Es kann Missverständnis kosten, Spott, sogar Verfolgung, aber es gibt keinen größeren Frieden, als seine Flamme in sich zu tragen.

Darum möchte ich heute, gemeinsam mit eurem Bischof Vincenzo, euch allen danken, die ihr euch in der Diözese Albano bemüht, das Feuer der Nächstenliebe zu tragen. Und ich ermutige euch, nicht zu unterscheiden zwischen denen, die helfen, und denen, die Hilfe empfangen, zwischen denen, die zu geben scheinen und denen, die scheinbar empfangen, zwischen denen, die arm erscheinen, und denen, die meinen, Zeit, Fähigkeiten, Hilfe anbieten zu können. Wir sind die Kirche des Herrn, eine Kirche der Armen, wir sind alle wertvoll, alle Subjekte, jeder ist ein Träger eines einzigartigen Wortes Gottes. Jeder ist ein Geschenk für die anderen. Reißen wir die Mauern nieder. Ich danke allen, die in jeder christlichen Gemeinschaft wirken, um die Begegnung zwischen Menschen, die verschieden sind, zu erleichtern – verschieden aufgrund ihrer Herkunft, ihrer wirtschaftlichen, psychischen oder affektiven Situation: Nur gemeinsam, nur indem wir ein einziger Leib werden, an dem auch der Schwächste mit voller Würde teilhat, sind wir der Leib Christi, die Kirche Gottes. Das geschieht, wenn das Feuer, das Jesus gebracht hat, die Vorurteile, Vorsichtsmaßnahmen und Ängste verbrennt, die immer noch jene ausgrenzen, die die Armut Christi in ihrer eigenen Geschichte eingeschrieben tragen. Schließen wir den Herrn nicht aus aus unseren Kirchen, unseren Häusern, unserem Leben. Lassen wir ihn vielmehr in den Armen eintreten, dann werden wir auch mit unserer eigenen Armut Frieden schließen – die wir fürchten und verleugnen, wenn wir um jeden Preis Ruhe und Sicherheit suchen.

Die Jungfrau Maria trete für uns ein, die hörte, wie der heilige Greis Simeon auf ihren Sohn Jesus als »Zeichen des Widerspruchs« (Lk 2,34) hinwies. Mögen die Gedanken unserer Herzen offenbar werden, und möge das Feuer des Heiligen Geistes sie verwandeln, damit sie nicht mehr Herzen aus Stein sind, sondern Herzen aus Fleisch. Muttergottes »della Rotonda«, bitte für uns!