· Vatikanstadt ·

Audienz für die Teilnehmer eines Kurses für Ausbilder in Priesterseminaren, veranstaltet von der Päpstlichen Hochschule »Regina Apostolorum«, und für die Teilnehmer am Generalkapitel der Xaverianer-Brüder

Zeugnis und Verkündigung ist Aufgabe aller Getauften

    Zeugnis und  Verkündigung ist Aufgabe aller Getauften  TED-031
08. August 2025

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Friede sei mit euch!

Liebe Ausbilder, liebe Xaverianer-Brüder!

Es ist mir eine Freude, zum Abschluss zweier wichtiger Momente, die ihr hier in Rom erlebt habt, mit euch zusammenzutreffen: der Kurs für Ausbilder in den Priesterseminaren, der seit nunmehr vielen Jahren von der Päpstlichen Hochschule »Regina Apostolorum« veranstaltet wird, und das Generalkapitel, an dem einige von euch als Delegaten teilgenommen haben.

Sicherlich handelt es sich um zwei unterschiedliche Anlässe, aber wir können doch einen gemeinsamen roten Faden erkennen, der sie verbindet, denn wir sind auf verschiedene Weise aufgerufen, uns die Dynamik der Mission anzueigenen und uns den Herausforderungen der Evangelisierung zu stellen. Diese Berufung erfordert von allen – von geweihten Amtsträgern und Laiengläubigen – eine solide und ganzheitliche Ausbildung, die sich nicht nur auf einige Kompetenzen im Bereich des Wissenes beschränken darf, sondern darauf abzielen muss, unsere Menschlichkeit und unsere Spiritualität zu verwandeln, damit sie die Gestalt des Evangeliums annehmen und wir »so gesinnt [sind], wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht« (Phil 2,5).

Euch, den Ausbildern, denen, die für die Ausbildung und Formung der Ausbilder Sorge tragen, und euch, den Xaverianer-Brüdern, die ihr insbesondere in der Mission »ad gentes« engagiert seid, möchte ich also einige Anregungen zum Nachdenken mitgeben. Das Dikasterium für den Klerus hat vor Kurzem eine internationale Begegnung für Priester veranstaltet, die dem Thema »Glückliche Priester« gewidmet war. Aber wir können auch sagen, dass wir alle uns von der Freude des Evangeliums anstecken lassen müssen, und daher kann man von glücklichen Chris-ten, glücklichen Jüngern und glücklichen Missionaren sprechen.

Damit dieser Wunsch nicht nur ein Slogan bleibt, ist die Ausbildung grundlegend. Es ist notwendig, dass das »Haus« unseres Lebens und unseres Weges, möge er nun der Weg eines Priesters oder eines Laien sein, auf den »Felsen« (vgl. Mt 7,24-25) gegründet ist, das heißt auf ein festes Fundament, von dem aus man die menschlichen und geistlichen »Stürme« zu bewältigen weiß, von denen auch das Leben des Christen, des Priesters und des Missionars nicht ausgenommen ist. Wie baut man ein Haus auf den Fels? Ich möchte euch drei kurze Stichworte nennen.

Freundschaft mit Jesus

Das erste ist: Freundschaft mit Jesus pflegen. Das ist das Fundament für das Haus, das in den Mittelpunkt jeder Berufung und jeder Mission des Apostolats gestellt werden muss. Man muss selbst die Erfahrung der Vertrautheit mit dem Meister erleben, dass man von ihm angeblickt, geliebt und erwählt worden ist, ohne eigenes Verdienst und aus reiner Gnade, weil es vor allem diese Erfahrung ist, die wir dann im uns aufgetragenen Dienst weitervermitteln: Wenn wir andere im priesterlichen Dienst ausbilden und wenn wir in unserer besonderen Berufung das Evangelium in Missionsländern verkünden, dann vermitteln wir als Erstes unsere persönliche Erfahrung der Freundschaft mit Christus, die in unserer ganzen Art zu sein, in unserem Stil, in unserer Menschlichkeit ebenso durchscheint wie in unserer Fähigkeit, gute Beziehungen zu leben.

Bei einer Generalaudienz hat Papst Franziskus auf Evangelii nuntiandi verwiesen und gesagt: »Die Evangelisierung ist mehr als eine einfache Weitergabe der Lehre und der Moral. Sie ist vor allem Zeugnis […], Zeugnis der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus, dem fleischgewordenen Wort, in dem das Heil zur Vollendung gebracht wurde. […] Es geht nicht darum, eine Ideologie oder eine ›Lehre‹ über Gott weiterzugeben, nein. Es geht darum, Gott weiterzugeben, der in mir zum Leben erweckt wird« (Generalaudienz, 22. März 2023).

Das schließt einen beständigen Weg der Umkehr ein. Die Ausbilder und diejenigen, die für sie zuständig sind, dürfen nicht vergessen, dass sie selbst auf einem Weg beständiger Umkehr zum Evangelium sind. Zugleich dürfen die Missionare nicht vergessen, dass sie selbst die ersten Adressaten des Evangeliums sind, die Ersten, die evangelisiert werden müssen. Und das bedeutet eine kontinuierliche Arbeit an sich selbst, die Verpflichtung, in das eigene Herz hinabzusteigen und auch die Schatten und Wunden anzublicken, von denen wir gezeichnet sind; den Mut, unsere Masken fallen zu lassen, indem wir innige Freundschaft zu Christus pflegen. So werden wir uns vom Leben des Evangeliums verwandeln lassen und können authentische missionarische Jünger werden.

Geschwisterlichkeit leben

Ein zweiter Aspekt ist: unter uns eine effektive und affektive Geschwisterlichkeit leben. Wenn Papst Franziskus über das priesterliche Leben und die Vorbeugung gegen Krisen sprach, unterstrich er gerne vier Arten der Nähe: Nähe zu Gott, zum Bischof, unter den Priestern und zum Gottesvolk (vgl. Ansprache anlässlich des Symposiums »Auf dem Weg zu einer grundlegenden Theologie des Priestertums«, 17. Februar 2022). In diesem Zusammenhang ist es notwendig, zu lernen, unter Priestern als Brüder zu leben wie auch in den Ordensgemeinschaften und mit den eigenen Bischöfen und Oberen. Man muss viel an sich selbst arbeiten, um Individualismus und Geltungsdrang zu überwinden, die uns zu Konkurrenten machen, um zu lernen, nach und nach gute und geschwisterliche menschliche und geistliche Beziehungen aufzubauen. Ich glaube, grundsätzlich sind sich darüber alle einig, aber in der Wirklichkeit liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Mission teilen

Der dritte und letzte Aspekt: die Mission mit allen Getauften teilen. In den ersten Jahrhunderten der Kirche war es selbstverständlich, dass sich alle Gläubigen als missionarische Jünger fühlten und sich in der Evangelisation engagierten. Und das geweihte Amt stand im Dienst dieser von allen geteilten Sendung. Heute spüren wir deutlich, dass wir zu dieser Teilnahme aller Getauften am Zeugnis und an der Verkündigung des Evangeliums zurückkehren müssen. In den Gebieten, in denen ihr als Xaverianer-Brüder missionarisch tätig seid, konntet ihr sicherlich vor Ort erfahren, wie wichtig es ist, mit den Schwes-tern und Brüdern dieser christlichen Gemeinden zusammenzuarbeiten. Genauso möchte ich den Ausbildern sagen, dass man die Priester darin ausbilden muss, dass sie sich nicht als einsame Anführer verstehen und das geweihte Priestertum nicht aus der Perspektive eines Gefühls der Überlegenheit annehmen. Wir brauchen Priester, die in der Lage sind, in allen die Taufgnade mit den aus ihr hervorgehenden Charismen zu unterscheiden und zu erkennen, vielleicht auch den Menschen zu helfen, sich diesen Gaben zu öffnen, um den Mut und die Begeisterung zu finden, sich im Leben der Kirche und in der Gesellschaft zu engagieren. Konkret bedeutet dies: Die Ausbildung der zukünftigen Priester sollte immer mehr in die Wirklichkeit des Gottesvolkes eingetaucht sein und mit dem Beitrag all seiner Teile – Priester, Laien, Gottgeweihte, Männer und Frauen – stattfinden.

Meine Lieben, ich danke euch für diese Begegnung, aber vor allem danke ich euch für euren Dienst, für die Sorge um die Ausbildung der Priester, für die Mission der Evangelisierung in häufig verwundeten Regionen der Erde, die die Hoffnung des Evangeliums brauchen. Ich ermutige euch zur Fortsetzung eures Weges.

Die Jungfrau Maria möge euch begleiten und für euch Fürsprache halten. Danke!

(Orig. ital. in O.R. 25.7.2025)