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Vom Sonnenuntergang bis zur Morgenröte Freundschaft kann die Welt verändern

 Vom Sonnenuntergang bis zur Morgenröte  Freundschaft kann die Welt verändern  TED-031
08. August 2025

Von Andrea Monda

Über eine Million Jugendliche füllten die weite Fläche von Tor Vergata, um bei der Gebetsvigil mit Leo XIV. zusammen zu sein und am Sonntagmorgen an der vom Papst zelebrierten heiligen Messe teilzunehmen. Da kommt einem unwillkürlich die nüchterne, direkte Frage Jesu aus dem Matthäusevangelium in Bezug auf Johannes den Täufer in den Sinn: »Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid?« (Mt 11,7).

Die Jugendlichen haben auf vielerlei Weise geantwortet, zum Beispiel, indem sie mit ihrer Energie und Freude die Straßen, Plätze, Orte und öffentlichen Verkehrsmittel der Ewigen Stadt erfüllten, ein »Lärm« (um es mit den Worten von Johannes Paul II. und Franziskus zu sagen), der den Römern noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und sie haben auch dort, bei der Vigil, geantwortet durch ihre Fragen. Dabei richteten sie gewissermaßen die Frage Jesu an seinen Stellvertreter, die Frage nach dem Sinn. Und der Papst antwortete, er begleitete sie und ließ sie nicht allein. Er erinnerte sie daran, was Benedikt XVI. gerne wiederholte: Wer glaubt, ist nie allein. Religion ist vor allem Beziehung. Das war eines der zentralen Themen des Dialogs bei der Vigil am Samstagabend, ein Gespräch bei Sonnenuntergang, ein wenig wie das Gespräch von Emmaus, als der Tag sich bereits dem Ende zuneigte. So gesehen könnte der eindrücklichste »Kommentar« zu diesem intensiven Moment des kirchlichen Lebens am Stadtrand von Rom in den Versen des Gedichts Emmaus von David Maria Turoldo enthalten sein:

»Während der Tag sich schon neigt, bist du noch der Wanderer, der die Schriften erklärt und uns neue Kraft schenkt durch das in Stille gebrochene Brot. Herz und Geist erleuchtest du noch, damit wir immer dein Antlitz sehen und verstehen, dass deine Liebe uns erreicht und uns zum Hinausgehen drängt.«

Tor Vergata wie Emmaus. Vom Sonnenuntergang bis zur Morgenröte, vom hereinbrechenden Dunkel zu einem neuen, hoffnungsvollen Licht. Papst Leo XIV. hat dies auch in der Predigt am Sonntagmorgen unterstrichen, als er diesen Übergang beschrieb, der sich im Geist der zwei Jünger vollzog: aus Verängstigung und Enttäuschung zur Freude über die Überraschung einer unerwarteten, unverhofften Begegnung, einer Begegnung von Angesicht zu Angesicht. Diese unübersehbare Menge von Jugendlichen ist nach Tor Vergata gegangen, um ein Antlitz zu sehen und sich so von der Liebe berühren zu lassen. Nicht um etwas zu »tun«, sondern um zu »verweilen«, auch in der Stille. Nicht sprechen. Wenn, dann: singen. In der Stille verweilen und singen, gemeinsam. Nicht allein. Beziehungen zu leben als Protagonisten und anzuerkennen, dass alles Beziehung ist. Papst Leo XIV. hat dies ganz klar gesagt, als er auf die Fragen der Jugendlichen antwortete: »Alle Männer und Frauen auf der Welt [werden] als Kinder von jemandem geboren […]. Unser Leben beginnt mit einer Bindung, und es sind Bindungen, dank derer wir wachsen. […] Wenn wir leidenschaftlich nach der Wahrheit suchen, erhalten wir nicht nur eine Kultur, sondern wir verändern sie durch unsere Lebensentscheidungen. Die Wahrheit ist nämlich eine Verbindung, die Worte mit Dingen, Namen mit Gesichtern in Beziehung setzt. Die Lüge hingegen trennt diese Aspekte voneinander und stiftet Verwirrung und Missverständnisse.«

Auch die Wahrheit ist also eine Bindung, eine Beziehung, die eine große Krise erlebt in der heutigen Zeit des Nihilismus, (von »nihil«, das heißt »ne-hilum«: kein Band, keine Verbindung).

Und Wahrheit kann nie getrennt werden von der Liebe, die Beziehung par excellence ist. Wenn jemand sagt, er habe eine Beziehung, dann sagt er, dass er jemanden liebt. Und auch hier bei der Liebe geht es nicht darum, etwas zu »tun«, sondern zu »verweilen«, mit jemandem zusammen zu sein. Es gibt nichts Schöneres, und vor allem die Jugendlichen wissen das, als »zusammen zu sein«, mit den Freunden, mit dem, den man liebt. Wenn man zusammen ist, dann verfliegt die Zeit, ihre Fessel zerreißt, »chrónos« wird »kairós«, eine bedeutsame, verheißungsvolle Zeit voller Freude, und der Sinn gewinnt das verlorene Terrain zurück, das verloren ging aufgrund des zu vielen Tuns und Tun-Müssens, die das tägliche Leben beherrschen. Die unverdiente Erfahrung des Zusammenseins ist bereits ein Vorgeschmack des Paradieses. Das ist der Grund, warum Leo XIV. seine Worte auf das Thema der Freundschaft konzentriert hat, diesen Aspekt, der auch im Zentrum des Lebens der Jugendlichen steht. Dabei stellte er ihnen seinen geliebten Augustinus vor Augen: »Auch er durchlebte eine stürmische Jugend, aber er begnügte sich nicht damit, er erstickte den Schrei seines Herzens nicht. Augus-tinus suchte die Wahrheit, die Wahrheit, die nicht enttäuscht, die Schönheit, die nicht vergeht. Und wie hat er sie gefunden? Wie hat er eine aufrichtige Freundschaft gefunden, eine Liebe, die in der Lage ist, Hoffnung zu schenken? Indem er denjenigen fand, der ihn bereits suchte: indem er Jesus Christus begegnete. Wie hat er seine Zukunft aufgebaut? Indem er ihm folgte, seinem Freund von jeher.« Und Leo XIV. schloss mit Worten, die echte Hoffnung vermitteln: »Die Freundschaft kann die Welt wirklich verändern. Die Freundschaft ist ein Weg zum Frieden.« Das ist die Liebe, die berührt und zum Hinausgehen drängt. (Andrea Monda)

(Orig. ital. in O.R. 4.8.2025)