In der Zeitschrift »Piazza San Pietro« antwortet der Papst auf den Brief einer jungen Mutter

Kinder haben das Recht auf einen echten Frieden

 Kinder haben das Recht auf einen echten    Frieden  TED-029
26. Juli 2025

Die Bauhütte des Petersdoms gibt unter Leitung des Minoriten P. Enzo Fortunato eine Monatszeitschrift heraus, in der auch schon Papst Franziskus Fragen beantwortet hat. Papst Leo XIV. beantwortet in der Julinummer die Frage von Zaira aus dem Benevent, die von ihren Kindern und deren Berufswünschen erzählt: Paolo will Arzt werden, Manuela Tierärztin, Gabriele Feuerwehrmann und Valeria Schriftstellerin für Kinderbücher. Dann spricht sie auch über ihre Befürchtungen: »Was wird sein, wenn alles vom Krieg überrollt wird? Wenn die Bomben die Häuser zerstören? Menschen sterben, die heiraten wollten, Mütter, die ein Kind erwarteten? Frieden ist ein Grundrecht, warum haben wir das vergessen?«

Papst Leo XIV. antwortet:

Liebe Zaira,

Ihr Schrei ist ein Schrei, der bis zum Herzen Gottes vordringt. Und Gott erreicht uns immer, auch an den schwierigsten, tragischsten Orten, an denen wir uns befinden. Das ist unser Glaube und unsere Hoffnung, die nicht einmal in den dramatischsten Umständen nachlässt. Wir können verstörende Augenblicke erleben, Momente der Desorientierung, aber auch in jenen seelischen Räumen und territorialen Orten lässt uns Gott – der Liebe ist – niemals im Stich! Wir dürfen das nicht vergessen und müssen es allen bezeugen, angefangen bei der Familie, in der wir leben.

Das bedeutet nicht einfach stillzuhalten und untätig zu bleiben. Im Gegenteil, das Feuer der Liebe Gottes ruft uns durch die Begegnung mit dem lebendigen Jesus in der Eucharistie beständig auf, uns einzusetzen für das Wohl und die Einheit der Menschheitsfamilie.

Wie ich bei meiner ersten Begegnung mit dem beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps am 16. Mai gesagt habe, ist der Friede aus christlicher Sicht – wie auch aus der Sicht anderer religiöser Erfahrungen – vor allem ein Geschenk, das erste Geschenk Christi: »Meinen Frieden gebe ich euch« (Joh 14,27). »Er ist jedoch ein aktives Geschenk, das miteinbezieht, das jeden von uns, unabhängig von seinem kulturellen Hintergrund und seiner religiösen Zugehörigkeit, betrifft und in die Pflicht nimmt, und das zuallererst eine Arbeit an uns selbst erfordert. Der Friede entsteht im Herzen und aus dem Herzen heraus, indem man Stolz und Forderungen zurückstellt und die Worte abwägt, denn man kann auch mit Worten verletzen und töten, nicht nur mit Waffen.«

In diesem Sinne habe ich den grundlegenden Beitrag der Religionen betont, um durch den Dialog einen friedvollen Kontext zu begünstigen. Um auf Ihre Frage zu antworten: Sicherlich erscheint die Situation bisweilen ausweglos, mit dem daraus resultierenden Risiko einer Verschlimmerung, aber gerade deswegen sind wir alle dringend aufgerufen, für den Aufbau von friedvollen Beziehugnen eine Läuterung des Herzens zu vollziehen.

Aus diesem Grund müssen wir unser Gebet zum Gott des Friedens verstärken. Wie viel Zeit widmen wir dem gemeinschaftlichen und auch dem persönlichen Gebet, um jeden Tag den Frieden zu erflehen?

Zugleich bestehen wir auf dem Dialog auf allen Ebenen, um eine echte Kultur der Begegnung und nicht der Konfrontation zu unterstützen und auch Einschränkungen der Macht zu fordern, wie es mein geliebter Vorgänger Papst Franziskus stets tat. Die Herausforderung besteht darin, das Gebet mit den notwendigen mutigen Gesten und der mühsamen Geduld der kleinen Schritte zu verbinden. Dann wird der Krieg nicht die Oberhand gewinnen. Und die Kinder haben ein Recht auf einen echten, gerechten und dauerhaften Frieden.

Helfen wir einander auf dem gemeinsamen Weg in diesem Heiligen Jahr, das auf die Hoffnung gegründet ist, die niemals enttäuscht.

Danke, Zaira, für Ihre Überlegungen. Ich segne Sie und Ihre Familie.