Ansprache von Papst Leo XIV. beim Angelusgebet am Sonntag, 6. Juli

Der Herr will Großes für unser Leben

 Der Herr will Großes für unser Leben  TED-028
11. Juli 2025

Vatikanstadt. »Frieden ist ein Wunsch aller Völker und der schmerzerfüllte Schrei derer, die vom Krieg heimgesucht sind. Bitten wir den Herrn, die Herzen der Regierenden zu berühren und ihren Geist zu erleuchten, damit sie die Gewalt der Waffen durch die Suche nach dem Dialog ersetzen.« So lautete der erneute Appell des Papstes beim Angelus am 6. Juli. Auch brachte er den Angehörigen der Opfer der Überschwemmungen des Guadalupe-Flusses in Texas sein »aufrichtiges Beileid« zum Ausdruck. In den Fluten sind mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen, darunter mindestens 28 Mädchen eines Sommercamps, etwa 30 werden noch vermisst. Zunächst ging der Papst auf das Sonntagsevangelium ein und sagte:

Liebe Brüder und Schwestern,

einen schönen Sonntag!

Das heutige Evangelium (Lk 10,1-12.17-20) erinnert uns an die Bedeutung der Sendung, zu der wir alle gerufen sind, jeder gemäß seiner eigenen Berufung und in den konkreten Situationen, in die der Herr ihn hineingestellt hat.

Jesus sendet zweiundsiebzig Jünger aus
(V. 1). Diese symbolische Zahl zeigt an, dass die Hoffnung des Evangeliums für alle Völker bestimmt ist: eben das ist die Weite des Herzens Gottes, seine reiche Ernte, das heißt das Werk, das er in der Welt vollbringt, damit alle seine Kinder von seiner Liebe erreicht und gerettet werden.

Gleichzeitig sagt Jesus: »Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter! Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter in seine Ernte auszusenden!« (V. 2).

Auf der einen Seite ist Gott wie ein Sämann großherzig in die Welt hinausgegangen, um auszusäen. Und so hat er in die Herzen der Menschen und in die Geschichte den Wunsch nach Unendlichkeit, nach einem erfüllten Leben und nach befreiender Erlösung hineingelegt. Deshalb ist die Ernte groß; das Reich Gottes keimt wie ein Samenkorn im Boden und die Frauen und Männer von heute, auch wenn sie von so vielen anderen Dingen in Beschlag genommen zu sein scheinen, warten auf eine größere Wahrheit, suchen nach einem tieferen Sinn für ihr Leben, sehnen sich nach Gerechtigkeit und tragen in sich eine Sehnsucht nach ewigem Leben.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch nur wenige Arbeiter, die zum Arbeiten auf den vom Herrn bestellten Acker gehen und die, noch davor, dazu in der Lage sind, mit den Augen Jesu den guten Weizen zu erkennen, der reif für die Ernte ist (vgl. Joh 4,35-38). Der Herr will Großes in unserem Leben und in der Geschichte der Menschheit wirken, aber nur wenige erkennen dies und halten inne, um das Geschenk anzunehmen, es zu verkünden und es anderen weiterzugeben.

Liebe Brüder und Schwestern, die Kirche und die Welt brauchen nicht Menschen, die ihre religiösen Pflichten erfüllen und ihren Glauben wie ein äußeres Etikett zur Schau stellen; sie brauchen vielmehr Arbeiter, die bereit sind, auf dem Feld der Mission zu arbeiten, Jünger, die verliebt sind und überall, wo sie sich befinden, Zeugnis vom Reich Gottes ablegen. Vielleicht mangelt es nicht an »Gelegenheitschristen«, die hin und wieder einem guten religiösen Gefühl Raum geben oder an der ein oder anderen Veranstaltung teilnehmen; aber nur wenige sind bereit, jeden Tag auf dem Acker Gottes zu arbeiten, den Samen des Evangeliums in ihrem eigenen Herzen zu pflegen, um ihn dann in den Alltag hineinzutragen, in ihre Familien, an die Orte, wo sie arbeiten oder studieren, in die verschiedenen sozialen Umfelder und zu den Bedürftigen.

Dazu bedarf es nicht allzu vieler theoretischer Ideen bezüglich pastoraler Konzepte; vor allem ist es nötig, den Herrn der Ernte zu bitten. An erster Stelle steht also die Beziehung zum Herrn, die Pflege des Dialogs mit ihm. Dann wird er uns zu seinen Arbeitern machen und uns als Zeugen seines Reiches aussenden auf den Acker der Welt.

Bitten wir die Jungfrau Maria, die mit ihrem »Ja« großherzig am Heilswerk mitgewirkt hat, sie möge für uns Fürsprache einlegen und uns auf dem Weg der Nachfolge des Herrn begleiten, damit auch wir zu freudigen Arbeitern im Reich Gottes werden können.

Nach dem Angelusgebet sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern,

herzlich grüße ich euch alle, Gläubige aus Rom und Pilger aus Italien und verschiedenen Ländern. In der großen Hitze dieser Tage ist euer Weg, um die Heiligen Pforten zu durchschreiten, umso tapferer und bewundernswerter!

Insbesondere grüße ich die Franziskaner-Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen, die Schüler und Eltern der Schule von Strezow und die Gläubigen aus Liegnitz in Polen; die griechisch-katholische Gruppe aus der Ukraine.

Ich grüße auch die Pilger aus Romano di Lombardia, Melìa (Reggio Calabria), Sassari und die lateinamerikanische Gemeinde der Diözese Florenz.

[Auf Englisch sagte der Papst:] Ich möchte allen Familien, die durch die Flutkatastrophe am Fluss Guadalupe in Texas in den Vereinigten Staaten Angehörige verloren haben, insbesondere ihre Töchter, die auf dem Sommerlager waren, mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Wir beten für sie.

[Wieder auf Italienisch sagte er:] Meine Lieben, Frieden ist ein Wunsch aller Völker und der schmerzerfüllte Schrei derer, die vom Krieg heimgesucht sind. Bitten wir den Herrn, die Herzen der Regierenden zu berühren und ihren Geist zu erleuchten, damit sie die Gewalt der Waffen durch die Suche nach dem Dialog ersetzen.

Heute Nachmittag werde ich nach Castel Gandolfo aufbrechen, wo ich mich für eine kurze Phase der Erholung aufhalten werde. Ich wünsche allen, dass sie eine Zeit der Ferien verbringen können, um Körper und Geist wieder zu stärken. Allen einen schönen Sonntag!