· Vatikanstadt ·

Begegnung mit den Teilnehmern des vom Dikasterium für den Klerus organisierten internationalen Treffens »Glückliche Priester«

Zur Freude berufen

 Zur Freude berufen  TED-026
04. Juli 2025

Beginnen wir mit dem Kreuzzeichen, denn wir sind alle hier, weil uns Christus, der gestorben und auferstanden ist, das Leben geschenkt und uns zum Dienst berufen hat. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Friede sei mit euch!

Nach einem Grußwort von Kardinal Lazzaro You Heung-sik, dem Präfekten des Dikas-teriums für den Klerus, hielt der Papst folgende Ansprache:

Liebe Brüder im Priesteramt,

liebe Ausbilder, Seminaristen,

Berufungsbegleiter, Freunde im Herrn!

Es ist mir eine große Freude, heute hier bei euch zu sein. Mitten im Heiligen Jahr wollen wir gemeinsam bezeugen, dass es mög-lich ist, glückliche Priester zu sein, denn Christus hat uns berufen, Christus hat uns zu seinen Freunden gemacht (vgl. Joh 15,15): Das ist eine Gnade, die wir voll Dankbarkeit und Verantwortung annehmen wollen.

Ich möchte Kardinal Lazzaro und allen Mitarbeitern des Dikasteriums für den Klerus für ihren großherzigen und kompetenten Dienst danken: eine umfangreiche und wertvolle Arbeit, die oft in Stille und Diskretion geleistet wird und die Früchte der Gemeinschaft, der Ausbildung und der Erneuerung hervorbringt.

Brüderlicher Austausch

Mit diesem Moment des brüderlichen Austauschs, eines internationalen Austauschs, können wir den bereits gewachsenen Schatz an Erfahrungen würdigen und zu Kreativität, Mitverantwortung und Gemeinschaft in der Kirche ermutigen, damit das, was mit Hingabe und Großherzigkeit in so vielen Gemeinschaften gesät wurde, zu Licht und Ansporn für alle werden kann.

Die Worte Jesu »Ich habe euch Freunde genannt« (Joh 15,15) sind nicht nur eine liebevolle Erklärung gegenüber den Jüngern, sondern ein echter Schlüssel zum Verständnis des priesterlichen Dienstes. Der Priester ist nämlich ein Freund des Herrn, berufen, mit ihm eine persönliche und vertraute Beziehung zu leben, die durch das Wort, die Feier der Sakramente und das tägliche Gebet genährt wird. Diese Freundschaft mit Chris-tus ist die geistliche Grundlage des Weihe-amtes, der Sinn unseres Zölibats und die Kraftquelle für den kirchlichen Dienst, dem wir unser Leben widmen. Sie stärkt uns in Zeiten der Prüfung und ermöglicht es uns, jeden Tag das »Ja« zu erneuern, das wir zu Beginn unserer Berufung gesprochen haben.

Insbesondere, meine Lieben, möchte ich aus diesem Schlüsselwort drei Folgerungen für die Ausbildung zum priesterlichen Dienst ableiten.

Zunächst einmal ist die Ausbildung ein Weg der Beziehung. Freundschaft mit Chris-tus zu schließen bedeutet, in der Beziehung geformt zu werden, nicht nur in den Kompetenzen. Die Priesterausbildung kann daher nicht auf den Erwerb von Wissen verkürzt werden, sondern ist ein Weg der Vertrautheit mit dem Herrn, der den ganzen Menschen, sein Herz, seinen Verstand und seine Freiheit einbezieht und ihn nach dem Bild des Guten Hirten gestaltet. Nur wer in Freundschaft mit Christus lebt und von seinem Geist durchdrungen ist, kann authentisch verkünden, mit Mitgefühl trösten und mit Weisheit führen. Das erfordert ein tiefgehendes Zuhören, Betrachtung und ein reiches und geordnetes inneres Leben.

Zweitens ist die Brüderlichkeit ein wesentlicher Stil des priesterlichen Lebens. Freunde Christi zu werden bedeutet, unter Priestern und Bischöfen wie Brüder zu leben, nicht wie Konkurrenten oder Individualisten. Die Ausbildung muss daher dazu beitragen, feste Bindungen im Presbyterium als Ausdruck einer synodalen Kirche aufzubauen, in der man gemeinsam wächst, indem man die Mühen und Freuden des Dienstes teilt. Wie könnten wir als Amtsträger denn lebendige Gemeinschaften aufbauen, würde nicht zuerst unter uns eine echte und aufrichtige Brüderlichkeit herrschen?

Darüber hinaus bedeutet die Ausbildung von Priestern, die Freunde Christi sind, die Ausbildung von Männern, die fähig sind, zu lieben, zuzuhören, zu beten und zu dienen. Deshalb muss man bei der Vorbereitung der Ausbilder größte Sorgfalt walten lassen, denn die Wirksamkeit ihrer Arbeit hängt in erster Linie vom Beispiel ihres Lebens und von der Gemeinschaft untereinander ab. Die Einrichtung der Seminare selbst erinnert uns daran, dass die Ausbildung der zukünftigen geweihten Amtsträger nicht isoliert erfolgen kann, sondern die Einbeziehung aller Freunde und Freundinnen des Herrn erfordert, die als missionarische Jünger im Dienst des Volkes Got-tes leben.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch ein Wort zu den Berufungen sagen. Trotz der Anzeichen von Krisen, die das Leben und die Sendung der Priester durchziehen, ruft Gott auch weiterhin und bleibt seinen Verheißungen treu. Es muss angemessene Räume geben, um auf seine Stimme zu hören. Deshalb sind die Bereiche und Formen der Jugendpastoral wichtig, die vom Evangelium durchdrungen sind und in denen Berufungen zur völligen Selbsthingabe hervortreten und heranreifen können. Habt den Mut zu starken und befreienden Vorschlägen! Wenn wir auf die jungen Männer schauen, die in unserer Zeit ihr großzügiges »Ich bin bereit« zum Herrn sagen, spüren wir alle das Bedürfnis, unser »Ja« zu erneuern, die Schönheit neu zu entdecken, missionarische Jünger in der Nachfolge Christi, des Guten Hirten, zu sein.

Liebe Freunde, wir halten dieses Treffen am Vorabend des Hochfestes des Heiligsten Herzens Jesu: aus diesem »brennenden Dornbusch« entspringt unsere Berufung; von dieser Quelle der Gnade wollen wir uns verwandeln lassen.

Die Enzyklika von Papst Franziskus Dilexit nos ist ein kostbares Geschenk für die ganze Kirche, aber in besonderer Weise für uns Priester. Sie fordert uns eindringlich heraus: Sie fordert uns auf, Mystik und sozialen Einsatz, Kontemplation und Aktion, Stille und Verkündigung miteinander zu verbinden. Unsere Zeit fordert uns heraus: Viele scheinen sich vom Glauben entfernt zu haben, doch tief im Innern vieler Menschen, insbesondere der jungen Menschen, gibt es einen Durst nach Unendlichkeit und Erlösung. Viele erleben eine Abwesenheit Gottes, und doch ist jeder Mensch für ihn geschaffen, und der Plan des Vaters ist es, Christus zum Herzen der Welt zu machen.

Missionarischer Elan

Deshalb wollen wir gemeinsam den missionarischen Elan wiederfinden. Eine Mission, die mutig und liebevoll das Evangelium Jesu verkündet. Durch unser pastorales Wirken ist es der Herr selbst, der sich um seine Herde kümmert, die Verstreuten sammelt, sich über die Verwundeten beugt und die Entmutigten stützt. Indem wir dem Beispiel des Meisters folgen, wachsen wir im Glauben und werden so zu glaubwürdigen Zeugen der Berufung, die wir empfangen haben. Man sieht es, wenn jemand glaubt: Das Glück des geweihten Dieners spiegelt seine Begegnung mit Christus wider, der ihn in seinem Sendungsauftrag und seinem Dienst trägt.

Liebe Brüder im priesterlichen Dienst, danke, dass ihr von weit her gekommen seid! Danke jedem einzelnen für seinen täglichen Einsatz, besonders an den Ausbildungsstätten, in den existenziellen Randgebieten und an schwierigen, manchmal gefährlichen Orten. Während wir der Priester gedenken, die ihr Leben auch bis zum Vergießen ihres Blutes hingegeben haben, erneuern wir heute unsere Bereitschaft, vorbehaltlos ein Apostolat der Barmherzigkeit und der Freude zu leben.

Danke für das, was ihr seid! Denn ihr erinnert alle daran, dass es schön ist, Priester zu sein, und dass jeder Ruf des Herrn vor allem ein Ruf zu seiner Freude ist. Wir sind nicht perfekt, aber wir sind Freunde Christi, Brüder untereinander und Kinder seiner liebevollen Mutter Maria, und das reicht uns.

Wenden wir uns an Jesus, den Herrn, an sein barmherziges Herz, das vor Liebe zu jedem Menschen brennt. Bitten wir ihn um die Gnade, missionarische Jünger und Hirten nach seinem Willen zu sein: indem wir die Verlorenen suchen, den Armen dienen und die uns Anvertrauten in Demut führen. Möge sein Herz unsere Pläne inspirieren, unsere Herzen verwandeln und uns in unserer Sendung erneuern. Ich segne euch mit Zuneigung und bete für euch alle.

Ein Priester aus dem Publikum rief dem Papst fragend zu, ob er ihn umarmen dürfe. Daraufhin sagte Leo XIV.:

Wenn es einer für alle ist! Denn danach wollen es auch die anderen! Seid ihr einverstanden? [Die Priester antworten: Ja!] Einer für alle! Also, einer für alle!

Der Papst sagte unterdessen auf Spanisch: Wer aus Lateinamerika kommt, hebe bitte die Hand!

… dann sagte er auf Englisch: Wie viele kommen aus Afrika? … Wie viele aus Asien? … Aus Europa? … Aus den Vereinigten Staaten?

Der Priester kam, stellte sich vor und umarmte den Heiligen Vater.

Als Vertreter aller Anwesenden in diesem Moment!

[… auf Spanisch] Zum Abschluss wollen wir einen Moment des Gebets halten. [auf Italienisch] Ein sehr kurzer Moment, aber wie wichtig ist doch das, was ich zuvor gesagt habe! Ich möchte die Bedeutung des geistlichen Lebens des Priesters hervorheben. Wenn wir manchmal Hilfe brauchen, lasst uns einen guten »Begleiter« suchen, einen geistlichen Begleiter, einen guten Beichtvater. Niemand hier ist allein. Und selbst wenn ihr in der entferntesten Mission arbeitet, seid ihr nie allein! Versucht, das zu leben, was Papst Franziskus oft als »Nähe« bezeichnet hat: Nähe zum Herrn, Nähe zu eurem Bischof oder Ordensoberen und auch Nähe untereinander, denn ihr müsst wirklich Freunde, Brüder sein; lebt diese schöne Erfahrung, gemeinsam zu gehen, in dem Wissen, dass wir berufen sind, Jünger des Herrn zu sein. Wir haben eine große Mission, und gemeinsam können wir sie erfüllen. Wir zählen immer auf die Gnade Gottes, auf die Nähe auch meinerseits, und gemeinsam können wir wirklich diese Stimme in der Welt sein. Danke!

Lasst uns nun gemeinsam beten: Vater unser…

Und zu Maria, unserer Mutter, sagen wir: Gegrüßt seist du Maria…

Nach dem Segen sagte der Papst abschließend:

Ich wünsche euch allen alles Gute! Gott segne euch immer!

(Orig. ital./engl. span.
in O.R. 26.6.2025)