
Liebe Brüder und Schwestern,
einen schönen Sonntag!
Heute ist das große Fest der Kirche von Rom, die aus dem Zeugnis der Apostel Petrus und Paulus entstanden ist und durch ihr Blut und das vieler Märtyrer befruchtet wurde. Auch in unserer Zeit gibt es überall auf der Welt Christen, die aufgrund des Evangeliums großherzig und mutig sind, selbst um den Preis ihres Lebens. So gibt es eine Ökumene des Blutes, eine unsichtbare und tiefe Einheit zwischen den christlichen Kirchen, die indes noch nicht in voller und sichtbarer Gemeinschaft miteinander leben. Ich möchte daher an diesem Hochfest bekräftigen, dass mein bischöflicher Dienst ein Dienst an der Einheit ist und dass die Kirche von Rom durch das Blut der Heiligen Petrus und Paulus verpflichtet ist, in Liebe der Gemeinschaft aller Kirchen zu dienen.
Der Fels, von dem Petrus auch seinen Namen empfängt, ist Chris-tus. Ein Stein, der von den Menschen verworfen wurde und den Gott zum Eckstein gemacht hat. Dieser Platz und die Päpstlichen Basiliken St. Peter und St. Paul erzählen uns, wie diese Umkehrung immer weitergeht. Sie befinden sich am Rande der Stadt von einst, »außerhalb der Mauern«, wie man bis heute sagt. Was uns groß und herrlich erscheint, wurde zuvor verworfen und ausgestoßen, weil es im Widerspruch zur weltlichen Mentalität stand. Wer Jesus nachfolgt, befindet sich auf dem Weg der Seligpreisungen, wo Armut im Geiste, Sanftmut, Barmherzigkeit, Hunger und Durst nach Gerechtigkeit, das Wirken für den Frieden auf Widerstand und sogar Verfolgung stoßen. Und doch erstrahlt die Herrlichkeit Gottes in seinen Freunden und formt sie auf ihrem Weg von Bekehrung zu Bekehrung.
Liebe Brüder und Schwestern, an den Gräbern der Apostel, diesem jahrtausendealten Pilgerziel, entdecken auch wir, dass wir von Bekehrung zu Bekehrung leben können. Das Neue Testament verschweigt nicht die Fehler, Widersprüche und Sünden derer, die wir als die größten Apostel verehren. Zu dieser Größe fanden sie nämlich durch Vergebung. Der Auferstandene hat sie mehr als einmal abgeholt, um sie wieder auf seinen Weg zurückzubringen. Jesus ruft nie nur einmal. Deshalb können wir alle immer hoffen, daran erinnert uns auch das Heilige Jahr.
Die Einheit in der Kirche und unter den Kirchen, Schwestern und Brüder, nährt sich aus Vergebung und gegenseitigem Vertrauen. Dies beginnt in unseren Familien und Gemeinschaften. Wenn Jesus uns vertraut, können auch wir einander in seinem Namen vertrauen. Die Apos-tel Petrus und Paulus mögen gemeinsam mit der Jungfrau Maria für uns Fürsprache einlegen, damit die Kirche in dieser zerrissenen Welt ein Zuhause und eine Schule der Gemeinschaft sei.
Die Grüße nach dem Angelusgebet finden sie auf Seite 2
Das nächste Angelusgebet auf dem Petersplatz wird am 27. Juli stattfinden, denn vom 6. bis 20. Juli wird sich Leo XIV. in die päpstlichen Villen in Castel Gandolfo etwa 25 Kilometer südöstlich von Rom zurückziehen. An den beiden Sonntagen, am 13. und am 20. Juli, wird er das Angelusgebet vor dem dortigen Papstpalast sprechen. Die wöchentlichen Generalaudienzen finden erst wieder ab Mittwoch, 30. Juli, statt.