
Von Andrea Monda
Im Evangelium von der Vermehrung der Brote und Fische, das in der heiligen Messe zum Fronleichnamsfest vorgetragen wurde, legt der Evangelist Lukas die räumlichen und zeitlichen Koordinaten genau fest, wenn er von einem Tag spricht, der »zur Neige ging« und von einem »abgelegenen Ort« (Lk 9,12).
Wenn man den Zeitungsberichten folgt, scheint sich diese Beschreibung aus dem Evangelium auf das heutige internationale Szenario zu beziehen: Die ganze Welt befindet sich in ihrer Dämmerung, sie wandelt fast im Dunkeln am Rande eines Abgrunds, der immer näher und schrecklicher zu werden scheint, und die neue Szene, die sich auftut, ist nicht die von Städten oder Gärten, beide immer mehr verwüstet, sondern die einer abgelegenen Gegend, in der nur eines uneingeschränkt herrscht: der Tod.
Wollte man versuchen, diesen Diskurs etwas zu relativieren, könnte man sagen, dass solche Überlegungen alle Generationen anstellen, wenn sie sich dem Ende ihres Lebensweges nähern, und somit fällt das Ende der Welt mit dem Ende jedes Einzelnen zusammen. Aber wie so viele Beobachter seit 80 Jahren angesichts von Hiroshima und Nagasaki und in jüngster Zeit angesichts des dramatischen Klimawandels unterstreichen, hat der Mensch noch nie ein solches Maß an Kriegsmacht und Umweltzerstörung erreicht. Das Schicksal des gesamten Planeten liegt in seinen schwachen Händen. Der Schatten des Sonnenuntergangs liegt über der Erde, und dieser Schatten ist auch der der Wüste mit ihrem düsteren Licht des Todes, dessen Geruch man in vielen Teilen der Welt bereits vernehmen kann.
Dies ist »die Stunde der Prüfung«, sagte Papst Leo XIV. eindringlich in seiner Predigt, und er fuhr mit ernsten, gewichtigen Worten fort: »An jenem verlassenen Ort, an dem die Menschen dem Meister zugehört haben, wird es Abend, und es gibt nichts zu essen (vgl. V. 12). Der Hunger der Menschen und der Sonnenuntergang sind Zeichen für die Endlichkeit, die auf der Welt, auf jedem Geschöpf liegt: Der Tag endet, wie auch das Leben der Menschen.« In diesem beunruhigenden Szenario, erinnert Papst Leo XIV., geschieht etwas Unerwartetes, etwas Neues: »In diesem Moment, in der Zeit der Not und der Schatten, bleibt Jesus in unserer Mitte. Gerade wenn die Sonne untergeht und der Hunger zunimmt, wenn die Apostel selbst darum bitten, das Volk fortzuschicken, überrascht uns Chris-tus mit seiner Barmherzigkeit.« Der Gott der Bibel und des Evangeliums ist der Gott, der »in unserer Mitte bleibt« und »der Gott der Überraschungen«, wie Papst Franziskus sagte. Deshalb ist diese Stunde nicht nur die Stunde der Prüfung, sondern, wie Leo am 18. Mai bei der heiligen Messe zur Amtseinführung sagte, »dies ist die Stunde der Liebe!«. Inmitten dieser beiden »Stunden«, die ein und dieselbe Stunde sind, stehen die Verantwortung und das Schicksal der Menschen aller Zeiten auf dem Spiel, auch jener so schrecklichen Zeiten, die heute das Gewissen und die Herzen der Menschen in allen Teilen der Erde beunruhigen.