
Von Andrea Tornielli
»Für mich ist es unmöglich, euch alle mit gewöhnlichem Brot zu sättigen. Doch dieses Wort ist euer Anteil. Ich speise euch vom selben Tisch, der auch mich nährt. Ich bin euer Diener.« Diese Worte aus einer Predigt des heiligen Augustinus stehen auf dem Erinnerungsbildchen zur Priesterweihe von Robert F. Prevost am 19. Juni 1982. Als Bildmotiv hatte der heutige Papst das Letzte Abendmahl gewählt, dargestellt auf einer russischen Ikone aus dem 15. Jahrhundert.
Vor 43 Jahren wurde Leo XIV. also zum Priester geweiht, und zwar in der Kapelle der heiligen Monika, nur wenige Schritte vom Vatikan entfernt. Geweiht wurde er vom belgischen Erzbischof Jean Jadot, der damals Pro-Präsident des Sekretariats für die Nichtchristen war.
Zum Zeitpunkt seiner Priesterweihe war Pater Robert Francis Prevost 27 Jahre alt. Er hatte bereits Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Angelicum studiert, war fünf Jahre zuvor in den Augustinerorden eingetreten und hatte 1981 die feierlichen Gelübde abgelegt. 1985 wurde er als Missionar nach Peru gesandt, wo er zunächst in der Mission von Chulucanas (Region Piura) wirkte.
Der für das Erinnerungsbild gewählte Text greift weitere Worte des heiligen Augustinus auf, insbesondere aus seinen Psalmenauslegungen: »Du bist ein guter Diener Christi, wenn du denen dienst, denen auch Chris-tus gedient hat… Der hat mich zu deinem Diener gemacht, der dich mit seinem Blut freigekauft hat… Liebt eure Diener – aber im Namen eures Herrn. Möge Er uns die Gnade schenken, diesen Dienst gut zu tun. Denn ob wir wollen oder nicht: Wir sind Diener. Wenn wir es aber freiwillig sind, dienen wir nicht aus Zwang, sondern aus Liebe« (zu Ps 103, III, 9).
Diese Worte über das Dienen und die Zugehörigkeit zu Gott klangen auch in der ersten Predigt zur Priesterweihe an, die der neue Bischof von Rom am
31. Mai 2025 in der Petersbasilika hielt, als er elf Diakonen der Diözese das Sakrament der Pries-terweihe spendete: »Liebe Weihekandidaten, formt euer Leben nach dem Vorbild Jesu! Gott zu gehören – Diener Gottes zu sein, Volk Gottes zu sein – das verbindet uns mit der Erde: nicht mit einer idealen Welt, sondern mit der wirklichen. Wie Jesus begegnet ihr Menschen aus Fleisch und Blut. Ihnen weiht euch, trennt euch nicht von ihnen, isoliert euch nicht, macht aus der empfangenen Gabe kein Privileg… ›Denn die Liebe Christi drängt uns‹, liebe Brüder und Schwestern! Diese Liebe macht frei. Befreit andere, nehmt sie nicht in Besitz. Wir gehören Gott – es gibt keinen größeren Reichtum, den wir schätzen und weitergeben können. Es ist der einzige Reichtum, der sich vermehrt, wenn man ihn teilt.«
Die Kapelle der heiligen Monika, in der 1982 die Priesterweihe stattfand, wurde am 30. September 2023 von Papst Franziskus dem neu ernannten Kardinal Robert Prevost als Titeldiakonie übertragen.
(vatican news)