· Vatikanstadt ·

Videobotschaft von Papst Leo XIV. an die jungen Menschen in Chicago und auf der ganzen Welt

Sucht die Gegenwart Gottes in euren Herzen

 Sucht die Gegenwart Gottes in euren Herzen  TED-024
20. Juni 2025

Meine lieben Freunde!

Es ist mir eine Freude, euch alle zu grüßen, die ihr euch heute im White Sox Park zu dieser großen Feier als Glaubensgemeinschaft in der Erzdiözese Chicago versammelt habt. Ein besonderer Gruß gilt Kardinal Cupich, den Weihbischöfen und allen meinen Freunden, die sich heute anlässlich des Hochfests der Heiligsten Dreifaltigkeit eingefunden haben.

Ich beginne damit, weil die Dreifaltigkeit ein Modell für Gottes Liebe zu uns ist. Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Drei Personen in einem Gott, die in der Tiefe der Liebe vereint leben, in Gemeinschaft – und diese Gemeinschaft mit uns teilen.

So möchte ich euch, während ihr euch heute zu dieser großen Feier versammelt, meinen Dank aussprechen und euch ermutigen, weiterhin Gemeinschaft und Freundschaft aufzubauen – als Brüder und Schwes-tern in eurem täglichen Leben, in euren Familien, in euren Pfarreien, in der Erzdiözese und in der ganzen Welt.

Wahre Bedeutung
des Lebens

Ich möchte allen jungen Menschen einen besonderen Gruß senden – euch, die ihr heute hier versammelt seid, und allen, die diesen Gruß vielleicht über technische Kommunikationsmittel, über das Internet, verfolgen. Während ihr zusammen aufwachst, werdet ihr vielleicht – insbesondere durch die Erfahrung der Pandemie – Zeiten der Isolation, große Schwierigkeiten und manchmal sogar Probleme in euren Familien oder in unserer heutigen Welt erleben. Manchmal kann es sein, dass eure Lebensumstände euch keine Gelegenheit gegeben haben, euren Glauben zu leben, als Mitglieder einer Glaubens-gemeinschaft zu leben, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um jeden von euch einzuladen, in sein Herz zu schauen, zu erkennen, dass Gott gegenwärtig ist und dass Gott dich vielleicht auf viele verschiedene Arten sucht, ruft und einlädt, seinen Sohn Jesus Christus kennenzulernen, durch die Heilige Schrift, vielleicht durch einen Freund oder Verwandten…, einen Großvater oder eine Großmutter, die vielleicht gläubig sind. Entdeckt, wie wichtig es für jeden von uns ist, auf die Gegenwart Gottes in unserem Herzen zu achten, auf dieses Verlangen nach Liebe in unserem Leben, zu suchen, wirklich zu suchen und Wege zu finden, wie wir mit unserem Leben etwas tun können, um den anderen zu dienen.

Und in diesem Dienst an den anderen können wir entdecken, dass wir, indem wir uns in Freundschaft verbinden und Gemeinschaft aufbauen, auch die wahre Bedeutung unseres Lebens finden können. Momente der Angst, der Einsamkeit… Viele Menschen, die unter verschiedenen Formen von Depressionen oder Traurigkeit leiden, können entdecken, dass die Liebe Gottes wirklich heilen kann, dass sie Hoffnung bringt und dass wir in Wirklichkeit, wenn wir uns als Freunde, als Brüder und Schwestern, in einer Gemeinschaft, in einer Pfarrei, in einer Erfahrung des gemeinsamen Lebens im Glauben wiederfinden, entdecken können, dass die Gnade des Herrn, die Liebe Gottes, uns wirklich heilen kann, uns die Kraft geben kann, die wir brauchen, die Quelle jener Hoffnung sein kann, die wir alle in unserem Leben brauchen.

Diese Botschaft der Hoffnung miteinander zu teilen – indem wir sensibilisieren, dienen und nach Wegen suchen, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen – gibt uns allen wahres Leben und ist ein Zeichen der Hoffnung für die ganze Welt.

Den hier versammelten jungen Menschen möchte ich noch einmal sagen, dass ihr für viele von uns ein Zeichen der Hoffnung seid. Die Welt blickt auf euch, während ihr euch umschaut, und sie sagt: Wir brauchen euch, wir wollen euch bei uns haben, um mit euch diese Sendung zu teilen – als Kirche und in der Gesellschaft –, eine Botschaft der wahren Hoffnung zu verkünden und Frieden zu fördern, Harmonie zwischen allen Völkern zu fördern.

Wir müssen über unsere – wenn wir sie so nennen wollen – egoistischen Verhaltensweisen hinausblicken. Wir müssen nach Wegen suchen, uns zu vereinen und eine Botschaft der Hoffnung zu verbreiten. Der heilige Augustinus sagt: Wenn wir wollen, dass die Welt ein besserer Ort wird, müssen wir bei uns selbst anfangen, wir müssen bei unserem Leben anfangen, bei unserem Herzen (vgl. Sermo 311; Kommentar zum Johannesevangelium, Homilie 77).

Erfahrung von
Freude und Hoffnung

Und so könnt ihr, wenn ihr euch als Glaubensgemeinschaft versammelt, wenn ihr in der Erzdiözese Chicago feiert, wenn ihr eure Erfahrung von Freude und Hoffnung weitergebt, verstehen und entdecken, dass auch ihr selbst ein Leuchtfeuer der Hoffnung seid. Jenes Licht, das am Horizont vielleicht nicht leicht auszumachen ist; doch während wir in unserer Einheit wachsen, während wir uns in Gemeinschaft versammeln, entdecken wir, dass dieses Licht immer heller wird. Dieses Licht, das in Wirklichkeit unser Glaube an Jesus Christus ist. Und wir können zu dieser Botschaft der Hoffnung werden, um Frieden und Einheit in der ganzen Welt zu fördern.

Wir alle leben mit vielen Fragen in unserem Herzen. Der heilige Augustinus spricht so oft von unserem »unruhigen« Herzen, und sagt: »Unruhig ist unser Herz, o Herr, bis es Ruhe findet in dir« (Bekenntnisse 1,1,1). Diese Unruhe ist nichts Negatives, und wir sollten nicht nach Wegen suchen, das Feuer zu löschen, die Spannungen, die wir spüren, und die Schwierigkeiten, die wir erleben, zu beseitigen oder uns sogar gegenüber ihnen zu betäuben. Wir sollten vielmehr gegenüber unserem Herzen aufmerksam werden und erkennen, dass Gott in unserem Leben, durch unser Leben und durch uns andere Menschen erreichen kann.

Ich möchte diese kurze Botschaft an euch alle mit einer Einladung abschließen, wirklich dieses Licht der Hoffnung zu sein. »Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen«, sagt uns der heilige Paulus in seinem Brief an die Römer (5,5). Wenn ich jeden von euch sehe, wenn ich sehe, wie sich die Menschen versammeln, um ihren Glauben zu feiern, wird mir bewusst, wie viel Hoffnung es in der Welt gibt.

In diesem Jubiläumsjahr der Hoffnung ruft Christus, der unsere Hoffnung ist, uns alle dazu auf, uns zu versammeln, damit wir ein echtes lebendiges Beispiel sein können: das Licht der Hoffnung in der Welt von heute.

Ich möchte euch alle einladen, euch einen Moment Zeit zu nehmen, euer Herz für Gott zu öffnen, für die Liebe Gottes, für den Frieden, den nur der Herr uns schenken kann. Spürt, wie zutiefst schön, wie stark, wie bedeutungsvoll die Liebe Gottes in unserem Leben ist. Und erkennt, dass Gott, obwohl wir nichts tun, um seine Liebe zu verdienen, in seiner Großherzigkeit weiterhin seine Liebe über uns ausgießt. Und während er uns seine Liebe schenkt, bittet er uns nur, großherzig zu sein und das, was er uns geschenkt hat, mit den anderen zu teilen.

Möget ihr wahrhaft gesegnet sein, während ihr euch zu dieser Feier versammelt. Möge die Liebe und der Friede des Herrn auf jeden von euch und auf eure Familien herabkommen, und möge Gott euch alle segnen, damit ihr immer ein Leuchtfeuer der Hoffnung, ein Zeichen der Hoffnung und des Friedens in der ganzen Welt seid.

Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geis-tes, komme auf euch herab und bleibe allezeit bei euch. Amen.

(Orig. engl. in O.R. 16.6.20225)