Audienz für die Päpstlichen Vertreter

Beziehungen herstellen und Brücken bauen

 Beziehungen herstellen und Brücken bauen  TED-024
20. Juni 2025

Eminenzen, Exzellenzen,

Monsignori,

herzlich begrüße ich euch alle, liebe Päpstliche Vertreter. Bevor ich die vorbereiteten Worte mit euch teile, möchte ich nur Seiner Eminenz und euch allen sagen, dass ich das, was der Kardinal zitiert hat, gesagt habe, nicht weil es mir jemand vorgeschlagen hätte, sondern weil ich selbst tief überzeugt davon bin: eure Rolle, euer Dienst ist unersetzlich. Vieles würde es in der Kirche nicht geben ohne euer Opfer, eure Arbeit und alles, was ihr tut, wodurch es möglich ist, dass ein so wichtiger Aspekt der großen Sendung der Kirche fortbesteht, und insbesondere in jenem Fall, von dem ich gesprochen habe, das heißt bei der Auswahl der Kandidaten für das Bischofsamt. Ich danke euch von Herzen für das, was ihr tut! Und nun bitte ich euch um ein wenig Geduld.

Nach der Feier von gestern Morgen aus Anlass des Jubiläums des Heiligen Stuhles freue ich mich, ein wenig mit euch zusammen sein zu können, die ihr die Vertreter des Papstes bei den Staaten und internationalen Organisationen in der ganzen Welt seid.

Zunächst danke ich euch für euer Kommen, wobei viele von euch eine lange Reise auf sich genommen haben. Danke! Bereits als Personen seid ihr ein Bild der katholischen Kirche, denn es gibt in keinem Land der Welt ein Diplomatisches Korps, das so universal ist wie unseres! Aber ich glaube, zugleich kann man auch sagen, dass kein Land der Welt ein Diplomatisches Korps hat, das so vereint ist, wie ihr das seid: denn eure und unsere Gemeinschaft ist weder bloß funktional noch bloß ideell, sondern wir sind in Christus vereint und wir sind in der Kirche vereint. Es ist interessant, über diese Tatsache nachzudenken: dass die Diplomatie des Heiligen Stuhls in ihrem Personal ein – sicherlich nicht vollkommenes, aber sehr bedeutsames – Vorbild der Botschaft darstellt, die sie bringt, nämlich der Botschaft der Geschwisterlichkeit aller Menschen und des Friedens zwischen allen Völkern.

Meine Lieben, ich mache gerade die ersten Schritte in diesem Dienst, den der Herr mir anvertraut hat. Und auch euch gegenüber empfinde ich das, was ich vor einigen Tagen in der Ansprache an das Staatssekretariat gesagt habe, das heißt die Dankbarkeit gegen-über allen, die mir helfen, Tag für Tag meinen Dienst zu tun. Diese Wertschätzung ist umso größer, wenn ich daran denke – und es bei der Behandlung der verschiedenen Fragen persönlich erlebe –, dass eure Arbeit mir so oft vorausgeht! Ja, und das gilt in besonderer Weise gerade für euch. Denn wenn mir eine Situation vorgelegt wird, die zum Beispiel die Kirche in einem bestimmten Land betrifft, dann kann ich auf die Dokumentation, die Reflexion, die Resümees zählen, die ihr und eure Mitarbeiter vorbereitet habt. Das Netz der Päpstlichen Vertretungen ist immer aktiv und operativ. Das ist für mich ein Motiv großer Wertschätzung und Dankbarkeit. Wenn ich das sage, denke ich sicherlich an eure Hingabe und an die Organisation, aber noch mehr an das, was euch motiviert, an den pastoralen Stil, der euch auszeichnen sollte, an den Geist des Glaubens, der euch beseelt. Dank dieser Eigenschaften werde auch ich erfahren können, was der heilige Paul VI. geschrieben hat, nämlich dass der Papst durch seine bei den verschiedenen Nationen residierenden Vertreter am Leben seiner Kinder teilnimmt und so, indem er sich gleichsam in dieses Leben einfügt, schneller und verlässlicher ihre Nöte und auch ihre Wünsche kennenlernt (vgl. Apostolisches Schreiben in Form eines Motu proprio Sollicitudo omnium Ecclesiarium, Einführung).

Und nun möchte ich ein der Bibel entnommenes Bild mit euch teilen, das mir in den Sinn kam, als ich über eure Sendung in Bezug zu meiner Sendung nachgedacht habe. Zu Beginn der Apostelgeschichte (3,1-10) beschreibt die Erzählung von der Heilung des Gelähmten sehr gut den Dienst des Petrus. Wir befinden uns ganz am Anfang der christlichen Erfahrung und die erste um die Apos-tel versammelte Gemeinde weiß, dass sie auf eine einzige Realität zählen kann: den auferstandenen und lebendigen Jesus. Ein Gelähmter sitzt am Tor des Tempels und bettelt um Almosen. Er scheint das Symbol für eine Menschheit zu sein, die die Hoffnung verloren und aufgegeben hat. Auch heute begegnet die Kirche oft Frauen und Männern, die keine Freuden mehr kennen, die die Gesellschaft an den Rand gedrängt hat oder die das Leben dazu gezwungen hat, in gewissem Sinne um ihre Existenz zu betteln. So berichtet der erwähnte Abschnitt der Apostelgeschichte weiter: »Petrus und Johannes blickten ihn an und Petrus sagte: Sieh uns an! Da wandte er sich ihnen zu und erwartete, etwas von ihnen zu bekommen. Petrus aber sagte: Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, steh auf und geh umher! Und er fasste ihn an der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich kam Kraft in seine Füße und Gelenke; er sprang auf, konnte stehen und ging umher. Dann ging er mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott« (3,4-8).

Die Aufforderung, die Petrus an diesen Mann richtet, gibt zu denken: »Sieh uns an!« Einander in die Augen zu schauen bedeutet, eine Beziehung aufzubauen. Der Dienst des Petrus ist es, Beziehungen herzustellen, Brücken zu bauen. Und ein Repräsentant des Papstes steht vor allem im Dienst dieses Auftrags, dieses In-die-Augen-Schauens. Mögt ihr immer der Blick des Petrus sein! Mögt ihr Männer sein, die in der Lage sind, Beziehungen gerade dort aufzubauen, wo es am mühsamsten ist. Aber während ihr dies tut, sollt ihr dieselbe Demut und denselben Realismus wie Petrus bewahren, der sehr gut weiß, dass er nicht für alles eine Lösung hat und der sagt: »Silber und Gold besitze ich nicht.« Aber er weiß auch, dass er das hat, was zählt, nämlich Christus, den tiefsten Sinn jeder
Existenz: »Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!«

Christus zu geben bedeutet, Liebe zu geben, Zeugnis zu geben von jener »caritas«, die zu allem bereit ist. Ich zähle auf euch, damit in den Ländern, in denen ihr lebt, alle wissen, dass die Kirche aus Liebe stets zu allem bereit ist, dass sie immer auf der Seite der Letzten, der Armen steht und dass sie immer das sakrosankte Recht verteidigen wird, an Gott zu glauben, zu glauben, dass dieses Leben nicht den Mächten dieser Welt ausgeliefert ist, sondern von einem geheimnisvollen Sinn durchzogen ist. Nur die Liebe ist des Glaubens würdig angesichts des Leidens der Unschuldigen, der Gekreuzigten der heutigen Zeit, die viele von euch persönlich kennen, weil ihr Völkern dient, die Opfer von Kriegen, Gewalt, Ungerechtigkeiten sind oder auch Opfer jenes falschen Wohlstands, der täuscht und enttäuscht.

Liebe Brüder, stets soll euch die Tatsache trösten, dass euer Dienst ein Dienst »sub umbra Petri« ist, wie es in den Ring eingraviert ist, den ihr als mein Geschenk erhalten werdet. Fühlt euch immer mit Petrus verbunden, behütet von Petrus, ausgesandt von Petrus. Nur im Gehorsam und wirklicher Gemeinschaft mit dem Papst wird euer Dienst wirksam sein können für den Aufbau der Kirche in Gemeinschaft mit den Ortsbischöfen.

Euer Blick soll immer segnend sein, denn der Dienst des Petrus ist es, zu segnen, das heißt immer das Gute sehen zu wissen, auch das verborgene Gute, das in der Minderheit ist. Fühlt euch als Missionare, ausgesandt vom Papst, um Werkzeuge der Gemeinschaft, der Einheit zu sein im Dienst an der Menschenwürde, indem ihr überall aufrichtige, konstruktive Beziehungen zu den staatlichen Behörden fördert, mit denen zusammenzuarbeiten ihr berufen seid. Eure Kompetenz soll immer von einem festen Entschluss zur Heiligkeit erleuchtet werden. Es gibt Beispiele von Heiligen, die im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls standen, wie der heilige Johannes XXIII. und der heilige Paul VI.

Meine Lieben, eure Anwesenheit hier und heute schärft das Bewusstsein dafür, dass es die Rolle des Petrus ist, im Glauben zu stärken. Ihr selbst benötigt als erste diese Stärkung, um dessen Botschafter, dessen sichtbare Zeichen in jedem Teil der Welt zu sein.

Die Heilige Pforte, die wir gestern Morgen alle gemeinsam durchschritten haben, möge uns anspornen, mutige Zeugen Christi zu sein, der immer unsere Hoffnung ist. Danke.

(Orig. ital. in O.R. 10.6.2025)