Reliquie von Leo dem Großen in silbernes Brustkreuz des Papstes eingearbeitet

Behütet und begleitet von einem Papst und drei Bischöfen

 Behütet und begleitet von einem Papst und drei Bischöfen  TED-024
20. Juni 2025

Von Tiziana Campisi

Neben einem vergoldeten Brustkreuz trägt Papst Leo XIV. auch oft eine Version in Silber. Tut er dies, werden seine Schritte nun unter anderen vom heiligen Leo dem Großen begleitet, denn in dem Kreuz befinden sich Knochensplitter, sogenannte Reliquien »ex ossibus«, von Papst Leo dem Großen und von drei Bischö-fen. Es sind der heilige Augustinus (354-430), Bischof von Hippo und Kirchenlehrer, sowie zwei spanische Bischöfe aus dem Augustinerorden: der heilige Thomas von Villanova, Erzbischof von Valencia, und der selige Anselm Polanco, Märtyrerbischof von Teruel.

Leo der Große war vom 29. September 440 bis zu seinem Tod am 10. November 461 Bischof von Rom und damit der 44. Nachfolger des heiligen Petrus. Er war ein jüngerer Zeitgenosse des heiligen Augustinus und förderte als Papst die Einheit der Kirche, bekämpfte Häresien, verfasste die schönsten Orationen des römischen Messbuchs. Als die Ewige Stadt im Jahr 452 von den Hunnen unter Attila bedroht wurde, stellte sich laut der Überlieferung Leo dem König entgegen und verhinderte ein Vordringen der Hunnen in Richtung Rom. Zudem setzte Leo den Vorrang des Bischofs von Rom gegenüber anderen Bischofssitzen durch und festigte damit den Primat des Papstes.

Das Silberkreuz, in das die Reliquien eingearbeitet wurden, ist ein Geschenk des »Circolo di San Pietro«, einer auf Anregung von Papst Pius IX. 1869 in Rom gegründeten Wohltätigkeitsvereinigung. Es wurde dem Papst am Tag seiner Wahl, dem 8. Mai, geschenkt. Die Idee, die Reliquien in das Kreuz einzusetzen, stammt vom Kustoden der Apostolischen Sakristei, Augustinerpater Bruno Silvestrini. P. Bruno wusste um den Wunsch seines Mitbruders, sich dem Schutz und der Führung Leos des Großen anzuvertrauen, und wandte sich an Antonino Cottone. Dieser Spezialist hatte bereits nach traditionellen mittelalterlichen Techniken die fünf Reliquien für das Brustkreuz vorbereitet, das Prevost von der Generalkurie der Augustiner am Tag seiner Erhebung in den Kardinalsstand, am 30. September 2023, geschenkt worden war.

In nur zwei Stunden fertigte der Experte ein kleines Kreuz aus rotem Moiré an, einem Stoff, dessen Aussehen die Maserung von Holz oder Marmor imitiert und einen schillernden Effekt erzeugt. Darauf wurden Verzierungen aus Goldpapier (Paperoles) appliziert, kleine Streifen, die so aufgerollt werden, dass sie Arabesken bilden, eine Technik, die aus dem 17. Jahrhundert stammt. Vier winzige Papierblumen nahmen die Reliquien der vier Hirten der Kirche auf.

Das Stoffkreuz mit den Reliquien wurde anschließend in das Silberkreuz eingefügt. Cottone konnte es Papst Leo XIV. am 27. Mai persönlich überreichen, der sich über das Geschenk des Kreuzes mit den Reliquien der vier von ihm verehrten Bischöfe freute.