
Danke, danke! Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Friede sei mit euch!
Liebe Brüder und Schwestern!
Mit Freude empfange ich euch, die Mitglieder der Bewegungen und Vereinigungen, die vor einem Jahr das große Treffen »Arena des Friedens« in Verona ins Leben gerufen haben, mit der Teilnahme von Papst Franziskus. Insbesondere danke ich dem Bischof von Verona, Domenico Pompili, und auch den Comboni-Patres. Bei jenem Anlass hat der Papst betont, dass der Aufbau des Friedens damit beginnt, sich auf die Seite der Opfer zu stellen und deren Blickwinkel einzunehmen. Diese Perspektive ist grundlegend, um die Herzen, die Blicke, den Geist zu entwaffnen und die Ungerechtigkeiten eines Systems anzuprangern, das tötet und auf die Kultur der Ausgrenzung gegründet ist.
Wir dürfen die mutige Umarmung nicht vergessen zwischen dem Israeli Maoz Inon, dessen Eltern von der Hamas getötet wurden, und dem Palästinenser Aziz Sarah, dessen Bruder von der Israelischen Armee getötet wurde, und die jetzt Freunde sind und zusammenarbeiten: Diese Geste bleibt als Zeugnis und Zeichen der Hoffnung. Und wir danken ihnen, dass sie auch heute hier anwesend sein wollten.
Der Weg zum Frieden erfordert in der Aufmerksamkeit für den anderen geübte und gebildete Herzen, die auch in der Lage sind das Gemeinwohl im aktuellen Kontext zu erkennen. Der Weg, der zum Frieden führt, ist ein gemeinsamer Weg, er führt über die Pflege gerechter Beziehungen zwischen allen Lebewesen. Der Friede, so hat der heilige Johannes Paul II. betont, ist ein unteilbares Gut, entweder gehört er allen oder er gehört niemandem (vgl. Enzyklika Sollicitudo rei socialis, 26). Er kann als Lebensqualität und als ganzheitliche Entwicklung nur dann wirklich erreicht und genossen werden, wenn in den Gewissen »die feste und beständige Entschlossenheit« vorhanden ist, »sich für das Gemeinwohl einzusetzen« (ebd., 38).
In einer von Schnelligkeit und Unmittelbarkeit geprägten Zeit wie der unseren müssen wir jene langen Zeiträume wiederfinden, die notwendig sind, damit diese Prozesse stattfinden können. Die Geschichte, die Erfahrung, die vielen bewährten Verfahren, die wir kennen, haben uns verstehen lassen, dass echter Frieden immer ausgehend von der Realität (Territorium, Gemeinschaft, lokale Institutionen usw.) und im Hören auf sie Gestalt annimmt. Gerade deshalb wird uns bewusst, dass ein solcher Friede möglich ist, wenn die Unterschiede und die von ihnen verursachten Konflikte nicht eliminiert, sondern erkannt, angenommen und überwunden werden.
Daher ist euer Einsatz als Volksbewegungen und -vereinigungen besonders wertvoll, die ihr – konkret »von unten« im Dialog mit allen und mit der einer Kultur des Friedens entspringenden Kreativität und Genialität – Projekte und Aktionen im konkreten Dienst der Menschen und des Gemeinwohls voranbringt. So weckt ihr Hoffnung.
Liebe Brüder und Schwestern, es gibt zu viel Gewalt in der Welt, es gibt zu viel Gewalt in unseren Gesellschaften. Angesichts der Kriege, des Terrorismus, des Menschenhandels, der weit verbreiteten Aggressivität brauchen Kinder und junge Menschen Erfahrungen, die sie zur Kultur des Lebens, des Dialogs, des gegenseitigen Respekts erziehen. Und vor allem brauchen sie Zeugen für einen anderen, gewaltlosen Lebensstil. Daher sind diejenigen Opfer von Unrecht und Gewalt, die der Versuchung zur Rache widerstehen zu wissen, die glaubwürdigsten Protagonisten gewaltloser Prozesse zum Aufbau des Friedens, und dies auf lokaler, alltäglicher Ebene bis hin zur Weltordnung. Gewaltlosigkeit als Methode und Stil muss unsere Entscheidungen, unsere Beziehungen, unser Handeln auszeichnen.
Das Evangelium und die Soziallehre sind für Christen die beständige Nahrung für diesen Einsatz, aber zugleich können sie ein gültiger Kompass für alle sein. Denn es geht in der Tat um eine allen, Gläubigen und Nichtglaubenden, anvertraute Aufgabe, die durch eine von der Menschenwürde und dem Gemeinwohl inspirierte Reflexion und Praxis erarbeitet und verwirklicht werden muss.
Wenn du den Frieden willst, dann schaffe Institutionen des Friedens. Wir werden uns immer mehr bewusst, dass es sich dabei nicht nur um nationale und internationale politische Institutionen handelt, sondern dass die Gesamtheit der Institutionen – im Bereich von Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft – dazu aufgerufen ist. In der Enzyklika Fratelli tutti wird immer wieder darauf hingewiesen, wie notwendig es ist, ein »Wir« zu schaffen, dass auch auf institutioneller Ebene umgesetzt werden muss. Daher ermutige ich euch, euch einzusetzen und präsent zu sein: im Teig der Geschichte präsent zu sein als Ferment der Einheit, der Gemeinschaft, der Geschwisterlichkeit. Die Geschwisterlichkeit muss entdeckt, geliebt, erfahren, verkündet und bezeugt werden, in der vertrauensvollen Hoffnung, dass sie dank der Liebe Gottes möglich ist, dieser Liebe, die »ausgegossen [ist] in unsere Herzen durch den Heiligen Geist« (Röm 5,5).
Liebe Freunde, ich danke euch für euer Kommen. Ich bete für euch, damit ihr beharrlich und geduldig arbeiten könnt. Und ich begleite euch mit meinem Segen. Danke. [Segen] Vielen Dank und alles Gute euch allen!
(Orig. ital. in O.R. 30.5.2025)