
[Als der Papst die Audienzhalle betritt, klatschen die Anwesenden lange. Daraufhin sagt er:] Danke! Sollte der Applaus länger dauern als die Ansprache, werde ich eine längere Ansprache halten müssen! Also… Seid gewarnt! Danke!
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Friede sei mit euch.
Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist mir eine Freude, euch alle begrüßen zu können, die ihr die Gemeinschaften derer bildet, die an der Römischen Kurie, im Governatorat und im Vikariat von Rom arbeitet.
Ich begrüße die Leiter der Dikasterien und die anderen Vorgesetzten, die Büroleiter und alle Beamten wie auch die Autoritäten der Vatikanstadt, die Führungskräfte und die Angestellten. Und ich freue mich auch sehr, dass zahlreiche Familienangehörige anwesend sind, die es ausgenützt haben, dass heute Samstag ist.
Diese unsere erste Begegnung ist sicherlich nicht der geeignete Moment für programmatische Reden; sie gibt mir vielmehr die Gelegenheit, euch für euren Dienst zu danken, diesen Dienst, den ich sozusagen von meinen Vorgängern »erbe«. Aufrichtigen Dank! Wie ihr wisst, bin ich ich erst vor zwei Jahren gekommen, als mich der liebe Papst Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe ernannt hat. Damals habe ich die Diözese Chiclayo in Peru verlassen und bin zum Arbeiten hierhergekommen. Was für eine Veränderung! Und dann jetzt … Was soll ich sagen? Nur das, was Simon Petrus am See von Tiberias zu Jesus gesagt hat: »Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe« (Joh 21,17).
Die Päpste kommen und gehen, aber die Kurie bleibt. Das gilt für jede Teilkirche, für die bischöflichen Kurien. Und das gilt auch für die Kurie des Bischofs von Rom. Die Kurie ist die Institution, die das historische Gedächtnis einer Kirche, des Dienstes ihrer Bischöfe bewahrt und weitergibt. Das ist sehr wichtig. Die Erinnerung ist ein wesentliches Element in einem lebendigen Organismus. Sie ist nicht nur der Vergangenheit zugewandt, sondern sie speist die Gegenwart und ist Orientierung für die Zukunft. Ohne Erinnerung führt der Weg in die Irre, der Sinn geht verloren.
Das ist der erste Gedanke, den ich mit euch teilen möchte: In der Römischen Kurie zu arbeiten bedeutet, einen Beitrag zu leis-ten, damit die Erinnerung des Apostolischen Stuhls lebendig bleibt, im lebenswichtigen Sinn, auf den ich eben angespielt habe, so dass der Dienst des Papstes auf beste Weise erfolgen kann. Und in vergleichbarer Weise kann man dies auch von den Diensten des Staates der Vatikanstadt sagen.
Dann gibt es einen weiteren, das historische Gedächtnis ergänzenden Aspekt, auf den ich hinweisen möchte: die missionarische Dimension der Kirche, der Kurie und aller mit dem Petrusdienst verbundenen Einrichtungen. Das hat Papst Franziskus sehr stark betont, der in Übereinstimmung mit dem im Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium dargelegten Vorhaben die Römische Kurie unter dem Aspekt der Evangelisierung reformiert hat, und zwar mit der Apostolischen Konstitution Praedicate evangelium. Und dies hat er getan, indem er den Spuren seiner Vorgänger folgte, insbesondere des heiligen Paul VI. und des heiligen Johannes Paul II.
Ich denke, ihr wisst, dass die Missions-erfahrung Teil meines Lebens ist, und das nicht nur als Getaufter, wie das für uns alle als Christen gilt, sondern weil ich als Augustiner Missionar in Peru war und inmitten des peruanischen Volkes meine Berufung als Hirte herangereift ist. Ich werde dem Herrn niemals genug für dieses Geschenk danken können! Dann bedeutete der Ruf, der Kirche hier an der Römischen Kurie zu dienen, eine neue Mission, die ich in diesen letzten beiden Jahren mit euch geteilt habe. Und die ich noch fortsetze und fortsetzen werde, solange Gott will, in diesem Dienst, der mir anvertraut ist.
Daher möchte ich auch euch sagen, was ich bei meinem ersten Gruß am Abend des 8. Mai gesagt habe: »Wir müssen gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut, den Dialog pflegt und stets offen ist, alle mit offenen Armen aufzunehmen, […] alle, alle die unseres Erbarmens, unserer Gegenwart, des Dialogs und der Liebe bedürfen.« Diese Worte waren an die Kirche von Rom gerichtet. Und wenn ich sie jetzt wiederhole denke ich an die Mission dieser Kirche gegenüber allen Teilkirchen und der ganzen Welt, nämlich in Liebe und in Wahrheit der Gemeinschaft, der Einheit zu dienen. Der Herr hat Petrus und seinen Nachfolgern diese Aufgabe anvertraut, und ihr alle arbeitet auf verschiedene Weise an diesem großen Werk mit. Jeder leis-tet seinen Beitrag, indem er die tagtägliche Arbeit mit Einsatz und auch mit Glauben tut, denn der Glaube und das Gebet sind wie das Salz für die Speisen, sie verleihen Geschmack.
Wenn wir nun alle an diesem großen Anliegen der Einheit und der Liebe mitarbeiten sollen, dann wollen wir uns bemühen, dies vor allem mit unserem Verhalten in den ganz alltäglichen Situationen zu tun, angefangen auch mit dem Arbeitsumfeld. Jeder kann Einheit stiften durch sein Verhalten gegenüber den Arbeitskollegen, indem er die unvermeidbaren Missverständnisse mit Geduld, mit Demut überwindet, indem er sich in die Haut der anderen versetzt, Vorurteile vermeidet und auch mit einer guten Portion Humor, wie es uns Papst Franziskus gelehrt hat.
Liebe Brüder und Schwestern, ich danke euch nochmals von Herzen! Wir befinden uns im Monat Mai: Rufen wir gemeinsam zur Jungfrau Maria, damit sie die Römische Kurie und die Vatikanstadt segnen möge, und auch eure Familien, besonders die Kinder, die alten Menschen sowie die Kranken und Leidenden. Danke! Sagen wir gemeinsam: Gegrüßet seist du Maria… [Segen]. Nochmals vielen Dank, alles Gute!
(Orig. ital. in O.R. 24.5.2025)