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Den Blick in die Ferne richten

 Den Blick in die Ferne richten  TED-020
23. Mai 2025

Von Andrea Monda

Als Leo XIV. das Profil des Paps-tes, des universalen Hirten der Kirche, wie es von den Kardinälen im Konklave gezeichnet wurde, umriss, sprach er von »einem Hirten, der das reiche Erbe des christlichen Glaubens bewahren und zugleich den Blick weit in die Zukunft richten kann, um den Fragen, Sorgen und Herausforderungen der heutigen Zeit zu begegnen«. Die Sorgen und die Unruhe von heute: Dieser Begriff ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Papst ihn während der Predigt der heiligen Messe zum Beginn seines Petrusdienstes mehrmals wiederholt hat. Er begann mit dem Incipit der Bekenntnisse des heiligen Augustinus und dem berühmten »cor inquietum» (»Geschaffen hast du uns im Hinblick auf dich, [Herr], und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir«), was nicht überrascht angesichts der Berufung und Spiritualität des Augustiners Robert Francis Prevost, der sofort »gestand«, dass er die Wahl »mit Furcht und Zittern» angenommen habe.

Den Blick in die Ferne richten, ohne die Welt zu fürchten, und in der Welt auch die Netze auswerfen: »Diese Sendung fortführen, immer wieder neu das Netz auszuwerfen, um die Hoffnung des Evangeliums in die Wasser der Welt einzutauchen und das Meer des Lebens zu befahren, damit alle in die Umarmung Gottes finden.« Dieses »Fischen« ist kein Akt des Proselytismus, sondern der Liebe: »Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat.«

Der Christ ist Salz, Sauerteig, Ferment, so erinnerte uns Leo XIV. Den Blick und die Netze auszuwerfen, das verlange das »duc in altum«, aus dem eigenen Gehege herausgehen, wo das Wasser seicht und ruhig ist, und sich den Wellen des offenen Meeres stellen: »Dies ist der missionarische Geist, der uns beseelen muss, ohne dass wir uns in unserer kleinen Gruppe verschließen oder uns der Welt überlegen fühlen. Wir sind gerufen, allen Menschen die Liebe Gottes zu bringen, damit jene Einheit Wirklichkeit wird, die die Unterschiede nicht aufhebt, sondern die persönliche Geschichte jedes Einzelnen und die soziale und religiöse Kultur jedes Volkes zur Geltung bringt.«

Der Weg der Katholiken ist kein einsames Abenteuer, sondern eine Erfahrung, die gemeinsam gelebt werden muss: »Und das ist der Weg, der gemeinsam zu gehen ist, innerhalb der Kirche, aber auch mit den christlichen Schwesterkirchen, mit denen, die andere religiöse Wege gehen, mit denen, die die Unruhe der Suche nach Gott in sich tragen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine neue Welt aufzubauen, in der der Friede herrscht.«

Wenn der Friede der Horizont ist, auf den wir zugehen, wie Leo in seinem ersten Grußwort sagt (»Der Friede sei mit euch allen!«), so ist er doch nicht von dieser »Unruhe« trennbar, die kultiviert werden muss. Der Friede nämlich keine »Ruhe«, die alle Unruhe auslöscht, sondern er ist der Anker, auf den sich die Hoffnung des Christen gründet, jener Glaube an Jesus und seine Liebe, der allen Krisen, Zweifeln, den unvermeidlichen Unzulänglichkeiten und der Unvollkommenheit des Lebens und sogar geistlichen Qualen nicht ausweicht, sondern sie durchlebt.

So kommt es zur Begegnung zweier Arten von »Unruhe«: Die unruhigen Gottessucher sind Brüder, Verbündete der authentischen Gläubigen, die diese Unruhe gut kennen und sie nicht fürchten. Die Christen haben selbst ein unruhiges Gewissen, und dank dieses Gewissens »provozieren« sie die Welt, sie ermahnen sie, sie stellen sie in Frage, mit demütigem Mut, damit sie niemals die Bewahrung des wahrhaft Menschlichen aus den Augen verliert, angefangen bei der Würde jeder Person. Dieses unermüdliche Bündnis wird durch den mutigen und vertrauensvollen Dialog gepflegt, den die Katholiken mit der heutigen oft verloren und verwirrten, gespalten und verwundeten Welt führen. Der Dialog ist also der Weg, der zum Ufer des Sees führt, denn jenseits des Sees wartet der Herr auf uns, bereit, für seine »Kinder« (Joh 21,4-10) gute Fische zuzubereiten. Der Nachfolger Petri lud uns am Ende seiner Predigt ein, auf dieses Ufer zuzusteuern, indem wir mehr und mehr zu »einer missionarischen Kirche werden, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird«.