
Für seinen ersten Ausflug aus Rom heraus wählte Leo XIV. einen Ort, der dem Orden des heiligen Augustinus, dem er angehört, sehr am Herzen liegt: das Heiligtum der Mutter vom Guten Rat in Genazzano. Der Papst begab sich am Samstagnachmittag, 10. Mai, gegen 16 Uhr zu einem privaten Besuch dorthin.
Frieden und Versöhnung
Seit dem 13. Jahrhundert wird das Heiligtum in der 60 Kilometer von Rom entfernt gelegenen Kleinstadt vom Augustinerorden betreut. Das Heiligtum beherbergt ein altes Marienbild aus Skutari in Albanien, das schon Papst Leo XIII. besonders am Herzen lag, der im nahe gelegenen Carpineto Romano geborenen wurde. Als Papst konnte er seinerzeit das Heiligtum wegen der »Römischen Frage«, also dem Streit um die kirchlichen Gebietsansprüche mit dem neuen ita-lienischen Staat, nicht mehr besuchen, erhob es aber 1903 zu einer Basilika minor. In seiner Predigt hatte der damalige Papst seine Verehrung für die Jungfrau Maria bekräftigt und die Gläubigen aufgefordert, sich von Maria leiten zu lassen, um Frieden und Versöhnung in der Welt zu verbreiten.
Papst Leo XIV. kam am vergangenen Samstag in einem schwarzen Minivan in Genazzano an und wurde von einer jubelnden Menge empfangen. Hunderte von Menschen hatten sich auf dem Platz vor dem Marienheiligtum versammelt oder standen an den Fenstern und Balkonen. Viele jubelten dem Papst zu und riefen seinen Namen: »Leone! Leone!«; die umliegenden Straßen füllten sich allmählich mit Menschen.
Nach dem Betreten der Kirche begrüßte der Papst die Augustinerbrüder, die ihn empfingen und verweilte dann im Gebet zunächst vor dem Allerheiligsten und dann vor dem Bild der Muttergottes, vor dem er einen Strauß weißer Rosen niederlegte. Am Heiligtum hinterließ Leo XIV. auch einen Kelch und eine Patene als Geschenk. Anschließend sprach er mit den Anwesenden das Gebet des heiligen Johannes Paul II. an die Mutter vom Guten Rat.
Nach dem Ave Maria und dem Salve Regina richtete der Papst erst einige Grußworte an die anwesenden Augustinerbrüder und dann an die vor dem Heiligtum versammelte Bevölkerung von Genazzano: »Ich wollte so gerne hierher kommen«, sagte er, »in diesen ersten Tagen des neuen Amtes, das die Kirche mir anvertraut hat, um diese Sendung als Nachfolger Petri weiterzuführen«.
Leo XIV. erinnerte an seinen Besuch nach seiner Wahl zum Generalprior des Augustinerordens im September 2001 und an seine Entscheidung, »sein Leben der Kirche zu schenken«, und bekräftigte sein »Vertrauen in die Mutter vom Guten Rat«, einer Begleiterin aus Licht und Weisheit, mit den Worten, die Maria bei der Hochzeit zu Kana an die Diener richtete und die im Johannesevangelium überliefert sind: »Was immer er euch sagt, das tut.«
Treue zur Muttergottes
Anschließend begab sich der Papst mit der Gemeinschaft der Augustiner von Genazzano in einen Innenraum des Heiligtums zu einer privaten Begegnung, bei der ihm die Ordensleute ein Bild von Papst Pecci (Leo XIII.) überreichten, der eng mit dem Orden verbunden ist.
Am Ende trat Leo XIV. zusammen mit den Ordensleuten der Gemeinschaft und Ortsbischof Mauro Parmeggiani aus dem Portal der Basilika und grüßte die Anwesenden mit einem zweimaligen »Guten Abend!«. Dann richtete er einige Worte an die Anwesenden und drückte seine Freude darüber aus, dass er hierher kommen konnte, um zur Mutter vom Guten Rat zu beten. Er erinnerte an die große Verehrung, »die ich seit vielen Jahren in meinem Herzen trage« und daran, dass er »über einen Zeitraum von fast fünfzig Jahren« mehrmals in Genazzano gewesen sei.
Die Anwesenheit der Muttergottes sei »ein großes Geschenk« für die Bewohner der kleinen Stadt im Latium, aus dem sich aber auch eine große Verantwortung ergebe: »So wie die Mutter ihre Kinder nie verlässt, müsst auch ihr der Mutter treu sein«, empfahl Papst Leo XIV. und wandte sich vor allem an die Jugendlichen und Junggebliebenen – »Das sind wir doch alle, oder?«, fragte er – und erinnerte an die Begeisterung, mit dem man Jesus nach dem Beispiel Marias nachfolgen solle.
Ein Gläubiger aus Piura in Peru grüßte ihn lautstark, und der Papst antwortete: »Gut, schön, die Peruaner, meine Brüder.«
Bevor er schließlich das Heiligtum verließ, segnete er alle Anwesenden.
(Vatican News/Osservatore Romano)