Ansprache von Papst Leo XIV. beim Regina Caeli am 11. Mai, vierter Sonntag der Osterzeit

Der Gute Hirte kennt seine Schafe

 Der Gute Hirte kennt seine Schafe  TED-019
16. Mai 2025

Liebe Brüder und Schwestern,

einen schönen Sonntag!

Ich betrachte es als ein Geschenk Gottes, dass der erste Sonntag meines Dienstes als Bischof von Rom der Sonntag vom Guten Hirten ist, der vierte Sonntag in der Osterzeit. An diesem Sonntag wird in der heiligen Messe immer das zehnte Kapitel des Johannesevangeliums verkündet, in dem Jesus sich als der wahre Hirte offenbart, der seine Schafe kennt und liebt und sein Leben für sie hingibt.

An diesem Sonntag wird seit 62 Jahren der Weltgebetstag für geistliche Berufungen begangen. Und heute findet in Rom auch die Heilig-Jahr-Feier der Musikkapellen und der Volksmusik statt. Herzlich grüße ich alle diese Pilger und danke ihnen, denn mit ihrer Musik und ihren Darbietungen bereichern sie das Fest, das Fest Christi, des Guten Hirten: ja, er ist es, der die Kirche mit seinem Heiligen Geist leitet.

Jesus sagt im Evangelium, dass er seine Schafe kennt, und dass sie auf seine Stimme hören und ihm folgen (vgl. Joh 10,27). Denn es ist, wie der heilige Gregor der Große lehrt: Die Menschen »antworten auf die Liebe dessen, der sie liebt« (Homilie 14,3-6).

Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, freue ich mich heute, mit euch und mit dem ganzen Volk Gottes um Berufungen zu beten, besonders um die zum Priestertum und zum Ordensleben. Die Kirche braucht sie dringend! Und es ist wichtig, dass junge Männer und Frauen in unseren Gemeinden Annahme, ein offenes Ohr und Ermutigung auf ihrem Berufungsweg finden, und dass sie auf glaubwürdige Vorbilder hochherzigen und hingebungsvollen Dienstes an Gott und ihren Brüdern und Schwestern zählen können.

Machen wir uns die Einladung, die uns Papst Franziskus in seiner Botschaft zum heutigen Tag hinterlassen hat, zu eigen: die Einladung, junge Menschen aufzunehmen und zu begleiten. Und bitten wir unseren himmlischen Vater, dass wir füreinander, jeder nach seinem Lebensstand, Hirten »nach seinem Herzen« (vgl. Jer 3,15) sind und fähig, einander dabei zu helfen, in Liebe und Wahrheit zu leben. Und zu den jungen Menschen sage ich: »Habt keine Angst! Nehmt die Einladung der Kirche und Christi, des Herrn, an!«

Die Jungfrau Maria, deren ganzes Leben eine Antwort auf den Ruf des Herrn war, möge uns bei der Nachfolge Jesu stets begleiten.

Nach dem Gesang des Regina Caeli und dem Segen sagte der Papst:

Brüder und Schwestern!

Die ungeheure Tragödie des Zweiten Weltkriegs endete vor 80 Jahren, am 8. Mai, nachdem sie 60 Millionen Opfer gefordert hatte. Angesichts des heutigen dramatischen Szenarios eines dritten Weltkriegs in Stücken, wie Papst Franziskus es wiederholt ausgedrückt hat, wende auch ich mich an die Mächtigen der Welt und wiederhole den stets aktuellen Aufruf: »Nie wieder Krieg!«

In meinem Herzen trage ich das Leiden des geliebten ukrainischen Volkes. Es möge alles getan werden, um so bald wie möglich zu einem echten, gerechten und dauerhaften Frieden zu gelangen. Alle Gefangenen sollen freigelassen werden, und die Kinder sollen zu ihren Familien zurückkehren können.

Tief betrübt bin ich über das, was im Gazastreifen geschieht. Das Feuer möge sofort eingestellt werden! Der erschöpften Zivilbevölkerung soll humanitäre Hilfe geleistet werden, und alle Geiseln sollen freigelassen werden.

Mit Freude hingegen habe ich die Nachricht von der Ankündigung des Waffenstillstands zwischen Indien und Pakistan aufgenommen, und ich hoffe, dass durch die bevorstehenden Verhandlungen bald eine dauerhafte Einigung erzielt werden kann.

Doch wie viele weitere Konflikte gibt es in der Welt! Ich vertraue diesen eindringlichen Appell der Königin des Friedens an, damit sie ihn vor Jesus, den Herrn, bringe, um für uns das Wunder des Friedens zu erlangen.

Und nun grüße ich euch alle mit Zuneigung, die Römer und die Pilger aus verschiedenen Ländern. Ich grüße die Mitglieder der »British and Foreign Bible Society«, die Gruppe von Ärzten aus Granada (Spanien), die Gläubigen aus Malta, Panama, Dallas (Texas), Valladolid, Torrelodones (Madrid), Montesilvano und Cinisi (Palermo).

Ich grüße die Teilnehmer an der Kundgebung »Wählen wir das Leben« sowie die Jugendlichen der Fraternität »Santa Maria Immacolata und San Francesco di Assisi« aus Reggio Emilia.

Heute feiern wir in Italien und in anderen Ländern den Muttertag. Ich sende einen lieben Gruß an alle Mütter verbunden mit einem Gebet für sie und für jene, die bereits im Himmel sind. Alles Gute zum Muttertag an alle Mütter!

Ich danke euch allen! Einen schönen Sonntag allen!