
Vatikanstadt/Rom. Im Rahmen des Heiligen Jahres fand am 28. und 29. April das Jubiläum der Menschen mit Behinderung statt. Rund 10.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus mehr als 95 Ländern, darunter auch Japan, Bolivien und die Vereinigten Staaten von Amerika, nahmen an den verschiedenen Programmpunkten teil. Nach einem Gang durch die Heilige Pforte des Petersdoms und einem Gottesdienst in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern am Montag, 28. April, versammelten sich die Pilgerinnen und Pilger am 29. April zu einer Katechese mit dem Vatikan-Beauftragten für das Heilige Jahr, Erzbischof Rino Fisichella, auf dem Petersplatz.
»Ihr habt zu lange im Schatten gestanden, jetzt ist es an der Zeit, die Hoffnung neu zu entfachen!« Mit diesen Worten wandte sich Erzbischof Fisichella an die Menschen mit Handicap und ihre Begleitpersonen. In Bezug auf die Einschränkungen, mit denen behinderte Menschen Tag für Tag konfrontiert seien, unterstrich der ehemalige Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, dass die Hoffnung eine Flamme sei, die neu entfacht werden müsse: »Die wahre Hoffnung, die nicht an vergängliche Dinge gebunden ist, hat das Antlitz Jesu.« So bestehe die Einladung darin, »mit ihm zu gehen, uns von seinem Wort leiten zu lassen, mit Gesten und Lebensentscheidungen Zeugnis zu geben, denn er ist die Hoffnung für alle, niemanden ausgeschlossen. Ihr habt einen Platz im Herzen der Kirche«, versicherte er. »In der Schwäche müssen wir unsere Berufung in der Kirche finden, die Schwäche ist ein Instrument, um noch mehr zu lieben. Macht die Schwäche zur Kraft der Liebe, die sich an alle verschenkt; niemand kann die christliche Liebe mehr bezeugen als ihr.«
An die Katechese des Erzbischofs schlossen sich Zeugnisse von Menschen an, die selbst eine Behinderung erleben, sowie von anderen, die sich für ihre Inklusion einsetzen. In einem Video aus dem indischen Bundesstaat Kerala berichtete Bischof Mar Jose Pulickal über die Erfahrungen von »Angels Village« in der syro-malabarischen Eparchie Kanjirapally, wo über zweihundert geistig behinderten Kindern Bildung, Ausbildung und Rehabilitationsmöglichkeiten geboten werden. Italienische Eltern von zwei Kindern im Alter von 22 und 15 Jahren, die beide an schwerem Autismus leiden, berichteten über Freud und Leid auf ihrem Weg. Ihr Vater räumte ein: »Die Behinderung hat unseren Plan als Familie durcheinandergebracht. Wir haben Hilfe gebraucht, wir haben gelernt, unser Leben neu zu gestalten, neu zu leben und nicht mehr nur zu überleben.« Die Mutter verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es möglich sein müsse, sich ohne Eile gegenseitig anzuschauen und einander ein Lächeln anzubieten: »Lasst uns nicht nur durch unser tägliches Leben und unsere Arbeit hetzen, lasst uns immer innehalten.«
Bei allen Veranstaltungen und Feierlichkeiten zum Jubiläum der Menschen mit Behinderung gab es eine Übersetzung in die italienische und in internationale Gebärdensprache. Während der gesamten Veranstaltungstage präsentierten Stände zum Thema »Wege der Hoffnung« entlang der Via della Conciliazione Geschichten von Menschen mit Behinderung, die Mut machen und Hoffnung spenden, sowie das Engagement verschiedener Organisationen. Nach einem Mittagessen in den Gärten der Engelsburg fand am Nachmittag dort ein Abschlussfest statt.