
Vatikanstadt. Papst Franziskus hat am Gründonnerstag, 17. April, eine römische Haftanstalt besucht. Bis zuletzt wollte er insbesondere benachteiligten und ausgegrenzten Menschen seine Nähe zeigen und für eine gerechtere Welt kämpfen. Wie das Presseamt mitteilte, begab sich Franziskus am Nachmittag in das nahe beim Vatikan gelegene Regina-Coeli-Gefängnis. Es war dem Papst in den Vorjahren immer ein besonderes Anliegen, in Haftanstalten oder an sonstigen Orten, an denen Menschen am Rand der Gesellschaft leben, die Abendmahlsmesse mit der rituellen Fußwaschung zu feiern. 2018 war er schon einmal in diesem Gefängnis. Seiner gesundheitlichen Verfassung geschuldet, feiert Franziskus in diesem Jahr zwar nicht die heilige Messe mit den Häftlingen, doch er wollte es sich nicht nehmen lassen, einige von ihnen an diesem Tag zu treffen.
Empfangen durch die Direktorin der Haftanstalt, Claudia Clementi, begab sich Franziskus direkt in die offene runde Haupthalle, um dort rund 70 Insassen verschiedener Nationalitäten zu begegnen. In diesem Raum finden regelmäßig Aktivitäten und Katechesen statt, die durch den Gefängniskaplan angeboten werden. »Freiheit! Begnadigung! Vater, Vater! Geh nicht weg!«, waren einige der lauten Rufe, die aus den Zellen der oberen Stockwerke, in denen weitere Häftlinge untergebracht sind, deutlich zu hören waren.
Mehrfach mussten die Wärter die Häftlinge zur Ordnung rufen und praktisch erfolglos zum Schweigen auffordern. Letztlich war die Aufregung darüber, den Papst zu Gast zu haben, wohl einfach zu groß. Und auch die Überraschung, schließlich war der Besuch erst am Vorabend inoffiziell angekündigt worden. In fünf Reihen saßen die Häftlinge vor dem Papst, gemischt aus den drei Sektionen, über die das Gefängnis verfügt, außer denjenigen, die sich im geschlossenem Vollzug befinden. Fast alle trugen einen hölzernen Rosenkranz um den Hals, einige hatten auch ihre eigene Bibel mitgebracht.
In einer kurzen Ansprache brachte die Direktorin den Dank der gesamten Gemeinschaft für den Besuch zum Ausdruck. Papst Franziskus bekräftigte in seinem kurzen Gruß wiederum seinen Wunsch, unter den Häftlingen zu sein: »Mir gefällt es, jedes Jahr das zu tun, was Jesus am Gründonnerstag getan hat, die Fußwaschung, in einem Gefängnis«, so der Papst, der auch einräumte, dass ihm diese liebgewonnene Gewohnheit in diesem Jahr nicht möglich sei: »Aber ich kann und ich möchte euch nahe sein. Ich bete für euch und eure Familien.« Allen schenkte der Papst Bibeln und Rosenkränze.
Nach einem gemeinsamen Gebet und einem persönlichen Gruß für jeden einzelnen der Anwesenden – bei manch einem verweilte er auch etwas länger, um sich seine Geschichte anzuhören oder ihn seines Gebetes zu versichern – verließ Franziskus etwa 30 Minuten nach seinem Eintreffen die Haftanstalt wieder, um in den Vatikan zurückzukehren.
(vatican news - cs)