
Vatikanstadt. Papst Franziskus hat sich am Sonntagmittag, 6. April, überraschend auf dem Petersplatz gezeigt. Gegen Ende des Gottesdienstes aus Anlass der Heilig-Jahr-Feier der Kranken und im Gesundheitswesen Tätigen wurde er im Rollstuhl zum Altar vor der Fassade des Petersdoms gefahren. Gemeinsam mit Erzbischof Rino Fisichella, der der heiligen Messe in Vertretung des Papstes vorstand, erteilte er den Segen. Danach grüßte der Papst die Anwesenden kurz mit den Worten: »Allen einen schönen Sonntag. Vielen Dank!« Die rund 20.000 Menschen auf dem Platz quittierten den unerwarteten Besuch mit begeistertem Applaus.
Nach etwa zehn Minuten verließ Franziskus den Platz wieder. Er trug während des kurzen Auftritts in der Öffentlichkeit Sauerstoffkanülen zur Unterstützung seiner Atmung. Im Anschluss wurden nach dem Vorbild der wöchentlichen Generalaudienzen Grüße in verschiedenen Sprachen verlesen. Der deutsche Text lautete: »Seine Heiligkeit Papst Franziskus grüßt alle Pilger deutscher Sprache, die an dieser Feier teilgenommen haben, und dankt ihnen von Herzen für ihre Gebete um seine Genesung. Mit dem Wunsch, dass ihre Wallfahrt anlässlich des Heiligen Jahres reiche Früchte trägt, erteilt er ihnen wie auch ihren Angehörigen, den Kranken und Leidenden sowie allen Gläubigen, die heute hier versammelt sind, den Apostolischen Segen.«
Bereits in der Predigt, die von Erzbischof Fisichella verlesen wurde, hatte der Papst über die Zeit der Krankheit und Genesung gesprochen: »Mit euch, liebe kranke Brüder und Schwestern, teile ich in diesem Moment meines Lebens vieles: die Erfahrung der Krankheit, sich schwach zu fühlen, in vielen Dingen von anderen abhängig zu sein, Unterstützung zu benötigen. Das ist nicht immer leicht, aber es ist eine Schule, in der wir täglich lernen, zu lieben und uns lieben zu lassen, ohne etwas zu verlangen und ohne etwas zurückzuweisen, ohne etwas nachzutrauern und ohne zu verzweifeln, dankbar gegenüber Gott und unseren Brüdern und Schwestern für das Gute, das wir empfangen, uns dem überlassend und auf das vertrauend, was noch kommen wird.«
Bevor Franziskus die Pilger und die Gläubigen auf dem Platz begrüßte, hatte er im Petersdom das Sakrament der Versöhnung empfangen, teilte das vatikanische Presseamt mit. Nach einem Gebet passierte der Papst die Heilige Pforte der Basilika. In der Basilika kam es zu einer besonderen Begegnung für eine 94-jährige Ordensfrau aus Neapel. Schwester Francesca Battiloro ist sehbehindert und sitzt im Rollstuhl. An diesem Sonntag wollte sie an den Heilig-Jahr-Feiern der Kranken in Rom teilnehmen, aber möglichst ohne Gedränge und Lärm. Darum hatte sie darum gebeten, allein, nur mit ein paar Begleitenden, in einem ruhigen Moment die Heilige Pforte durchqueren zu dürfen. Doch im leeren Petersdom stieß sie unvermittelt auf einen weiteren Rollstuhlfahrer, nämlich Franziskus. Eine ungeplante, aber bewegende Begegnung für Sr. Francesca: »Er hat mich angelächelt – ich habe ihm die Hand geküsst, und ich bin sehr froh, denn damit hatte ich nicht gerechnet«, so die Schwester, die seit 75 Jahren in Klausur lebt, zu Radio Vatikan. »Ich hatte Jesus gebeten: Ich möchte gerne den Papst sehen. Aber das schien etwas völlig Unmögliches. Stattdessen ist er auf mich zugekommen.«
Beim informellen Briefing am 8. April teilte das Presseamt des Heiligen Stuhls mit, dass sich der Gesundheitszustand von Papst Franziskus weiter verbessert habe. Die Therapie werde fortgesetzt, insbesondere die motorische und respiratorische Therapie. Der Papst arbeite weiter, stehe in Kontakt mit den verschiedenen Dikasterien, erhalte Unterlagen und nehme in den letzten Tagen allmählich einige Begegnungen wieder auf, so sei am 7. April Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zu ihm gekommen. Der Tagesablauf bestehe aus Therapie, Arbeit, Gebet, der täglichen heiligen Messe und Ruhepausen.
Den Wortlaut der Predigt finden Sie
auf Seite 6