
Von Svitlana Dukhovych
»Was hat mir geholfen durchzuhalten? Das ist einfach: Gott.« Davon ist der ukrainische Redemptorist und griechisch-katholische Priester Bohdan Heleta überzeugt, wie er in einer Videoschaltung mit den Vatikanmedien am 20. Februar erzählte. P. Heleta war zusammen mit seinem Mitbruder P. Ivan Levytskyi am 16. November 2022 in der südukrainischen Stadt Berdyansk, die zu jener Zeit von den Russen besetzt war, verhaftet worden. Lange Zeit war es nicht möglich, etwas über ihr Schicksal in Erfahrung zu bringen. Dann wurden sie beide am 28. Juni 2024 freigelassen.
Im Gespräch mit den Vatikanmedien konzentrierte sich der Priester auf die spirituellen Aspekte dieser schwierigen Zeit der Gefangenschaft, die über anderthalb Jahre dauerte. Sein Glaube sei »auf die Probe gestellt« worden, eine Prüfung, wie sie jeder Christ im Laufe seines Lebens erlebe. Was ihm geholfen habe, den Schmerz zu ertragen, das sei gewesen, ihn aufzuopfern, um die »Feinde zu retten«. Er danke Gott, dass er ihm »die Gelegenheit gegeben habe, dort zu sein«, auch wenn es, wie er einräumt, »sehr schwer war in einem Umfeld brutaler Verachtung der menschlichen Person, wo man beständig das Gefühl hat, sich an einem Ort des Todes zu befinden. Ich danke Gott, dass er mir die Kraft gegeben hat, diese Folter in Einheit mit Christus zu leben, sie mit seinem Leiden, seinem Weg zu vereinen. Und das ist einzig und allein Verdienst des Herrn. Gerade in dieser Schwachheit gibt er uns Kraft. Dort habe ich das Gebet der Kirche gespürt, die Kirche in all ihren Dimensionen. Ich kann es nicht erklären.« Betrübt fügte er hinzu: »Andere Gefangene, die Gott nicht kannten, haben das alles nicht ausgehalten, und es gab auch Fälle von Selbstmord. Das alles wird mir im Gedächtnis haften bleiben, nie werde ich das Seufzen und Jammern, Qual, Todesangst und Misshandlungen vergessen können.«
P. Heleta erzählte, dass er und P. Levytskyi in einem Kriegsgefängnis inhaftiert waren. Es seien etwa 1.800 Gefangene gewesen, die man aufgrund von falschen Anklagen, zum Beispiel vorgeblichen Waffenfund in den Häusern, des Terrorismus bezichtigt habe. Sie seien die einzigen Zivilisten gewesen. P. Bohdan sagte, er habe versucht, den anderen, mit denen er dasselbe Schicksal teilte, Mut zu machen: »Ich konnte nicht allen helfen, nur denjenigen, die gemeinsam mit mir in derselben Kaserne waren, etwa 200. Aber ich habe den Herrn gebeten, dass er alle mit seiner Liebe und seiner Barmherzigkeit umarmen möge.« Im Gefängnis herrschten strenge Regeln: »Um 6 Uhr morgens mussten wir die Kaserne verlassen und bis 22 Uhr war es verboten, sie zu betreten, sich hinzusetzen oder sich hinzulegen. Wir mussten den ganzen Tag auf den Beinen bleiben, herumlaufen. Und so konnten wir dort, wo wir uns begegneten miteinander sprechen. Es gelang mir sogar, Beichte zu hören.« P. Heleta sagte, er habe einmal den für das Gefängnis Zuständigen gefragt, ob man ihm erlauben würde, morgens und abends ein kurzes Gebet abzuhalten. »Er hat zugestimmt, auch wenn er damit ein Risiko einging. Und so haben wir morgens, bevor wir hinausgegangen sind, fünf Minuten gemeinsam ein kurzes Gebet gesprochen und das Evangelium gelesen. Und dasselbe nochmals am Abend vor dem Schlafengehen. Noch heute wundere ich mich darüber, dass dies möglich war, denn es war gefährlich. Ich danke Gott dafür.«
In den Erzählungen von P. Heleta fiel kein einziges anklagendes Wort gegen seine Gefängniswärter. »Der Herr heilt alles mit seiner Gnade. Ein Mensch im Stand der Gnade kann keine beleidigenden oder hasserfüllten Worte gebrauchen. Ich gebe zu, dass es auch Momente der Verzweiflung gab, aber es war keine totale Verzweiflung. Es war eine tiefe Traurigkeit: ein Gefühl, nichts mehr zu wollen. Traurigkeit angesichts der Tatsache, dass nach dem Bild Gottes geschaffene Menschen in der Lage sind, derartiges zu tun. Und viele von ihnen sind überzeugt, gut zu handeln. Aber wie kann man etwas Gutes tun, indem man jemanden quält?«
Zugeschaltet war bei dem Online-Treffen auch Erzbischof Visvaldas Kulbokas, Apostolischer Nuntius in der Ukraine. Er merkte an, dass »dieser Dialog unter uns ein Dialog des Gebetes« sei, wobei er unterstrich, dass das Dikasterium für die Kommunikation eine wichtige Rolle spiele, die Hoffnung lebendig zu halten. Um die Bedeutung der journalistischen Arbeit zu unterstreichen, verwies der Erzbischof auf das Beispiel eines ukrainischen Journalisten, der sich in Bakhmut im Osten des Landes aufhielt, während in der Stadt heftig gekämpft wurde. Er betrachtete es als seine Sendung, die gedruckte Zeitung zu veröffentlichen und zu verteilen, in der er die Einwohner aufforderte, die Stadt zu verlassen, die nach und nach von den Russen zerstört wurde. Er hatte beschlossen, dies zu tun, um der Propaganda der russischen Militärs entgegenzuwirken, die versuchte, die Menschen davon zu überzeugen, dass es zu gefährlich sei, sich auf den Weg in andere ukrainische Städte zu machen. »Durch den Kampf gegen Fake News hat der Journalist dazu beigetragen, einige Tausend Menschenleben vor den Bombardierungen zu retten.« Auf das Zeugnis von P. Bohdan Bezug nehmend, unterstrich der Nuntius, dass man meist nicht an die gefangenen Zivilisten denke. Ein Grund sei auch, dass die russische Seite, wenn man die Liste der gefangenen Zivilisten vorlege, entgegne, in dem von ihnen besetzten Territorium würden die Bürger nicht mehr als Ukrainer betrachtet. Es gehe um Tausende Menschen, schloss Erzbischof Kulbokas, und forderte dazu auf, an diese Menschen zu denken und für sie zu beten.
(Orig. ital. in O.R. 22.2.2025)