
Das »St. Anne’s Home for the
Elderly« wurde 2016 von den Schwes-tern der Kongregation der Töchter der Heiligen Anna in Ranchi (Indien) gegründet, um auf konkrete Nöte zu antworten.
Von Usha Manorama Tirkey
Als die betagte Aloisia vor etwa fünf Jahren mit ihrer im Ausland lebenden Tochter telefonierte, bestand sie darauf, dass diese nach Hause kommen sollte. Unter Tränen brachte sie Schmerz und Verzweiflung zum Ausdruck. Sie hatte Angst, zu sterben, ohne ihre Tochter ein letztes Mal gesehen zu haben.
Sie war etwa zwei Jahre lang krank und wurde von vielen Ärzten behandelt, aber die Krankheit verschlimmerte sich weiter. Scheinbar wurde die Krankheit nicht richtig erkannt und daher war keine angemessene Behandlung möglich. Das Geld reichte nicht, um sich in einem guten Krankenhaus behandeln zu lassen. So wuchs mit der Krankheit auch die Verzweiflung.
Der ernste Zustand der Mutter beunruhigte die Tochter. Sie begann, über eine Lösung nachzudenken und holte sich Rat. Da schlug Schwester Linda Marie Vaughan, damals Generaloberin der Kongregation der Töchter der heiligen Anna, vor, die Mutter in ein von ihrer Kongregation geführtes Altersheim zu bringen.
In dem neuen Heim fand Aloisia eine völlig neue Umgebung vor. Es gab Krankenschwestern und Pflegerinnen, die Tag und Nacht für sie da waren und sie nicht nur pflegten, sondern ihr auch Zeit und Zuneigung schenkten. Vor allem aber fanden sie dort eine Atmosphäre des Gebets, die hilft, trotz des Leidens Hoffnung und innere Freude zu finden.
Schwester Jacinta Kerketta DSA, die von Anfang an in dem Heim gearbeitet hat und jetzt dessen Verwaltungsleiterin ist, kümmert sich intensiv um alle Heimbewohner. Sie organisiert die materielle Versorgung der Kranken und Bedürftigen, aber vernachlässigt auch nicht die geistliche Betreuung: »Das Zentrum wurde mit Blick auf die aktuellen Bedürfnisse gegründet und für kranke, hilflose, alte, einsame und behinderte Menschen geöffnet, damit sie wieder Lebensmut schöpfen können.«
Am 4. Dezember sagte Schwes-ter Jacinta in einem telefonischen Interview mit Vatican News, dass den Patienten im Zentrum durch Spaziergänge, Freizeitaktivitäten, Beratung, Pflege und Gebet geholfen wird. Hier leben die Menschen in Frieden. Wenn sich ihr Gesundheitszustand verbessert hat, kehren einige nach Hause zurück, während andere in der Klinik bleiben.
Als Aloisias Tochter, die in Italien lebt, nach drei Jahren ihre Mutter traf, konnte sie nicht aufhören, Gott zu danken. Obwohl ihre Mutter schwächer geworden war, machte sie einen zufriedenen Eindruck und lächelte. Es gab keine Worte der Klage. Das Gefühl der Dankbarkeit drückte sich in dem Wunsch aus, denjenigen etwas zurückzugeben, die ihr selbstlos gedient hatten. Auf dem Bett liegend, hilflos, bewegten sich ihre schwachen Lippen weiter im Gebet. Dies war die Frucht der christlichen Hoffnung. Aloisia hatte die Hoffnung wiedergefunden, die sie dazu führte, in Christus den größten Schatz ihres Lebens zu sehen.
Aloisia ist nicht die einzige im Altenheim St. Anna, die diese Hoffnung wiedergefunden und diese Welt in Frieden verlassen hat. Es gibt viele Menschen, die die letzten Tage ihres Lebens an diesem Ort des Friedens verbringen möchten. Heute ist dieses Haus ein Zuhause für alte Menschen, für unheilbar Kranke und Einsame. Ihnen neue Hoffnung zu geben und ihnen zu helfen, auf ihrem Pilgerweg der Hoffnung weiterzugehen, das ist das Ziel des Hauses.
#sistersproject