
Vatikanstadt/Havanna. Kuba hat die Absicht bekundet, 553 Strafgefangene aus Anlass des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres 2025 freizulassen. Diese Entscheidung habe Präsident Miguel Díaz-Canel in einem Brief an Papst Franziskus zu Monatsbeginn mitgeteilt, wie aus einem Bericht von Vatican News (15. Januar) hervorgeht. Begründet wird die Freilassung in einer Erklärung des kubanischen Außenministeriums durch die »engen und aktiven Beziehungen mit dem Vatikanstaat«, wobei besonders auf das Treffen zwischen Papst Franziskus und Präsident Miguel Díaz-Canel im August 2022 hingewiesen wird. Damals sei unter anderem über die Situation der Gefangenen gesprochen worden.
Das Außenministerium Kubas erklärte tags zuvor, dass das Land eine »respektvolle, offene und konstruktive Beziehung zum Vatikan und zum Heiligen Vater« pflege, was die Entscheidung hinsichtlich der Gefangenen-Freilassung erleichtere.
Zwischen Mittwoch, 15., und Donnerstag, 16. Januar, sind bereits die ers-ten 127 Gefangenen freigelassen worden, wie Maricela Sosa, stellvertretende Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs Kubas, bekanntgab. Am frühen Donnerstagmorgen hatten vier Häftlinge, die wegen ihrer Teilnahme an Protesten gegen die Regierung im Juli 2021 verurteilt worden waren, das Gefängnis San Miguel del Padrón in einem Vorort der Hauptstadt Havanna verlassen. Auch am Mittwoch hatten inhaftierte Demonstranten ihr Gefängnis verlassen. Unter den Freigelassenen war der bekannte kubanische Dissident José Daniel Ferrer.
»Die Nachricht von der angekündigten schrittweisen Freilassung von 553 kubanischen Häftlingen ist ein Zeichen großer Hoffnung für den Beginn des Heiligen Jahres«: Mit diesen Worten beantwortete Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Rahmen einer Reise nach Frankreich eine entsprechende Anfrage der vatikanischen Medien.
»Es ist bezeichnend«, fügte der Kardinal hinzu, »dass die Behörden von Havanna diese Entscheidung direkt mit dem Appell von Papst Franziskus verknüpft haben, der in der Verkündigungsbulle des Heiligen Jahres und dann bei mehreren anderen Gelegenheiten zu Gesten der Gnade aufgerufen hat, wie es so oft während Heiliger Jahre geschehen ist.« »Das Jahr 2024«, fügte Parolin hinzu, »endete mit der Umwandlung von Dutzenden von Todesurteilen in lebenslange Haftstrafen durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten und mit der Nachricht, dass Simbabwe die Todesstrafe abgeschafft hat. Wir hoffen, dass sich das Jahr 2025 in dieser Richtung fortsetzt und dass die guten Nachrichten zunehmen, vor allem einem Waffenstillstand für die vielen noch andauernden Konflikte.«
Papst Franziskus hatte in der im vergangenen Mai veröffentlichten Ausrufungsbulle des Heiligen Jahres Spes non confundit vorgeschlagen, Regierungen sollten 2025 Initiativen ergreifen, »die Hoffnung zurückgeben; Formen der Amnestie oder des Straferlasses, um den Menschen zu helfen, das Vertrauen in sich selbst und in die Gesellschaft zurückzugewinnen; Wege der Wiedereingliederung in die Gemeinschaft, denen eine konkrete Verpflichtung zur Einhaltung der Gesetze entsprechen möge.«
Die Freilassung von Gefangenen hat auch in der Vergangenheit eine wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Kuba und dem Heiligen Stuhl gespielt. 1998, als Papst Johannes Paul II. die Insel besuchte, ließ Fidel Castro rund 200 Menschen frei. Tausende von Gefangenen erhielten ihre Freiheit vor der Reise von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 und weitere 3.500 vor der Apostolischen Reise von Papst Franziskus 2015.