Seiner Exzellenz
Herrn Qu Dongyu,
Generaldirektor der FAO
Herr Generaldirektor,
der 44. Welternährungstag lädt uns ein, über das Recht auf Nahrung im Hinblick auf ein besseres Leben und eine bessere Zukunft nachzudenken. Das hat Priorität, denn es erfüllt eines der grundlegenden Bedürfnisse des Menschen: sich zu ernähren, um gemäß angemessenen Standards der Qualität und Quantität zu leben, welche ein menschenwürdiges Dasein gewährleisten. Und doch sehen wir oft, dass dieses Recht unterhöhlt und nicht fair angewandt wird, mit allen Nachteilen, die sich daraus ergeben.
Um das Recht auf Nahrung zu unterstützen, schlägt die FAO vor, in angemessener Weise über eine Veränderung von Nahrungssystemen nachzudenken, welche die Mannigfaltigkeit und Vielfalt nahrhafter, zugänglicher, gesunder und nachhaltiger Nahrungsmittel berücksichtigen als Mittel zur Erreichung der Nahrungssicherheit und einer gesunden Ernährung für alle.
Daher ist es wichtig, die naturgegebene soziale und kulturelle Dimension der Nahrungsaufnahme nicht zu vergessen. Diesbezüglich müssen die politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger auf internationaler Ebene die Forderungen derer hören, die am Anfang der Nahrungskette stehen, wie die Kleinbauern, und die der sozialen Gruppen auf mittlerer Ebene, wie die Familien, die direkt in die Ernährung der Menschen involviert sind.
Die energischen Lösungsansätze, die nötig sind, um das Ernährungsproblem unserer Zeit anzugehen und zu bewältigen, fordern, dass wir die Prinzipien von Subsidiarität und Solidarität als Grundlage unserer Entwicklungsprogramme und -pläne betrachten, damit man ein wahres Hören auf die Anliegen, die von unten kommen, nicht hintanstellt: die der Arbeiter und Landwirte, der Armen und Hungernden und aller, die benachteiligt in isolierten ländlichen Gegenden leben. Jesus Christus hat uns gelehrt: »Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten« (Mt 7,12).
Die von vielen Ungerechtigkeiten verletzte Menschheit fordert dringend wirksame Maßnahmen für ein besseres Leben. Das wird erreicht durch Zusammenarbeit, beseelt von ein und demselben Geist der Geschwisterlichkeit und in dem Wissen, dass dieser uns von Gott geschenkte Planet wie ein Garten sein muss, der einem friedlichen Zusammenleben offensteht.
Daran dachte ich, als ich das Paradigma einer ganzheitlichen Ökologie vorschlug, damit die Bedürfnisse jedes Menschen und aller Menschen berücksichtigt werden und damit die Würde des Menschen in seinen Beziehungen zu den Anderen und in enger Verknüpfung mit der Sorge um die Schöpfung geachtet wird. Nur wenn wir das Ideal der Gerechtigkeit als Leitlinie unseres Handelns nehmen, können die Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden.
Das erfordert auch, dass wir uns von den Lebensbedingungen der Mitmenschen hinterfragen und berühren lassen und dass die Solidarität zum Grundsatz unserer Entscheidungen wird. Auf diese Weise wird der Schutz der künftigen Generationen Hand in Hand gehen mit dem Zuhören und mit Handlungen, die den Forderungen der gegenwärtigen Generationen entsprechen – also durch eine Allianz zwischen den Generationen, die alle zur Geschwisterlichkeit aufruft und der internationalen Zusammenarbeit einen neuen, authentischeren Sinn gibt. Solch eine Zusammenarbeit muss die FAO und das gesamte multilaterale System beseelen.
Auf diesem Weg voller Hindernisse und Schwierigkeiten, aber gleichzeitig begeis-ternd und reich an Herausforderungen, kann die internationale Gemeinschaft auf die Ermutigung durch den Heiligen Stuhl und die katholische Kirche zählen; sie hören nie auf, ihren beharrlichen Beitrag zu leisten, damit alle Menschen Nahrung in einer für sie selbst und für ihre Familien angemessenen Quantität und Qualität haben, damit jeder Mensch ein würdevolles Leben führen kann und damit die Geißel von Armut und Hunger in der Welt endgültig überwunden werden.
Mit diesen Empfindungen und Wünschen rufe ich auf euch und auf alle, die für dieses wertvolle Anliegen arbeiten, den Segen des allmächtigen Gottes herab. Er hört nie auf, den Menschen, denen das Wohl der ganzen Menschheit am Herzen liegt, beizustehen.
Aus dem Vatikan, 16. Oktober 2024
(Orig. span.; ital. in O.R. 16.10.2024)