
Vatikanstadt. In einem Bußakt im Petersdom haben Spitzenvertreter der katholischen Kirche unter Führung von Papst Franziskus Schuld der Kirche bekannt. Sie baten dabei auch öffentlich Gott und die Menschheit um Vergebung wegen des Versagens der katholischen Kirche im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Die gottesdienstliche Feier fand am Dienstagabend, 1. Oktober, in der vatikanischen Basilika statt, am Vorabend der Eröffnung der Weltsynode.
Ähnlich wie beim historischen Bekenntnis der Sünden der Kirche im Lauf ihrer langen Geschichte, das im Jahr 2000 stattfand, verlasen auch diesmal mehrere Kardinäle nacheinander einzelne Schuldeingeständnisse. Jeder der sieben Beiträge enthielt den Satz: »Ich bitte um Vergebung und schäme mich.«
Neben dem Versagen beim Umgang mit sexuellem oder geistlichem Missbrauch bekannten die Kardinäle namens der Kirche Schuld unter anderem bei der Mitwirkung von Christen an Umweltzerstörung, Kolonialismus und Sklaverei. Das Versagen von Männern in der Kirche beim Einsatz für die Würde der Frauen wurde genannt, ebenso die Unterdrückung und Ausbeutung von Ordensfrauen.
Papst Franziskus betonte in seiner Ansprache zum Abschluss: »Wir können nicht mehr den Namen Gottes anrufen, ohne zuvor die Brüder und Schwestern und die Erde und alle Kreaturen um Verzeihung zu bitten.« Weiter sagte er: »Wir müssen uns fragen, welche Verantwortung wir haben, wenn es uns nicht gelingt, dem Bösen mit dem Guten Einhalt zu bieten.«
Am Vorabend der Weltsynode sei das Schuldbekenntnis »eine Gelegenheit, das Vertrauen in der Kirche und das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen, das durch unsere Fehler und Sünden zerbrochen wurde, und die Wunden zu heilen, die noch immer bluten, und die Fesseln des Unrechts zu lösen«.
Die Feier fand in ruhiger, konzentrierter Atmosphäre im nicht ganz voll besetzten Petersdom statt. Papst Franziskus, der eine lila Stola trug, wie sie Priester beim Hören der Beichte umlegen, folgte den Zeugnissen mit ernster Miene und häufig gesenktem Blick. Nach den Ausführungen der Frauen und Männer gab es Beifall von den Anwesenden im hinteren Bereich des Petersdoms, auch einige der anwesenden Bischöfe und Kardinäle applaudierten. Der Bußakt bildete den Abschluss der beiden Einkehrtage für die Synodenmitglieder.
Am Mittwoch, 2. Oktober, feierte der Papst zur Eröffnung der 16. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode mit den Teilnehmern und zahlreichen Gläubigen die heilige Messe auf dem Petersplatz (Der Gottesdienst war zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses noch nicht beendet.). In seiner Predigt sprach der Papst über die Vorgehensweise bei den Synodenarbeiten. Er sagte: »Ein Weg ist sicherlich der, sich mit Respekt und Aufmerksamkeit, im Gebet und im Licht des Wortes Gottes, all den Beiträgen zu nähern, die in diesen drei Jahren intensiver Arbeit, des Austauschs, der Aussprache und des geduldigen Bemühens um die Läuterung von Geist und Herz gesammelt wurden. Es geht darum, mit Hilfe des Heiligen Geistes die Stimmen zu hören und zu verstehen, das heißt die Ideen, Erwartungen und Vorschläge, um gemeinsam die Stimme Gottes zu erkennen, die zur Kirche spricht.«
Die eigentlichen Beratungen der Synode, die nicht in der Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle stattfinden, begannen am Mittwochnachmittag, 2. Oktober, mit der ersten Generalkongregation. Sie dauern bis zum 27. Oktober.
Zu den Einkehrtagen vor der Synode finden Sie einen Bericht auf
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