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Pressekonferenz zur Vorstellung der Note des Dikasteriums für die Glaubenslehre

Ein Strom des Guten inmitten von Unvollkommenheiten

 Ein Strom des Guten inmitten von Unvollkommenheiten  TED-039
27. September 2024

Von den Botschaften, die »als erbauliche Texte« und Anregung zu einer »schönen spirituellen Erfahrung« zu begrüßen sind, auch wenn es »keine Gewissheit gibt, dass sie von der Muttergottes stammen«, bis hin zum »großen Respekt«, den die drei letzten Päpste gegenüber »der weit verbreiteten Verehrung« von Medjugorje gezeigt haben. Von den zahllosen Werken der Nächstenliebe, die rund um diese spirituelle Erfahrung entstanden sind, von den vielen Bekehrungen, Beichten und guten Früchten bis hin zu den »Problemen« und internen Missbilligungen (manche gehen sogar so weit, das Phänomen als »dämonisch« zu bezeichnen): Kardinal Victor Manuel Fernández, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, sprach im Presseamt des Heiligen Stuhls, das anlässlich der Vorstellung der Note »Die Königin des Friedens« voll besetzt war, ausführlich über verschiedene Aspekte von Medjugorje und berichtete auch von seiner eigenen Erfahrung. Der argentinische Kardinal erwähnte Licht- und Schattenseiten des Phänomens, durch das »Gott in seinen geheimnisvollen Plänen, selbst inmitten menschlicher Unvollkommenheiten, einen Weg gefunden hat, einen Strom des Guten und Schönen hervorzurufen«.

Der Präfekt wies zudem auf einige »Probleme« hin, die »in einem kleinen Prozentsatz (5 oder 6 Diözesen)« in der Welt aufgetreten seien und aufgrund derer man »nicht nur von positiven Auswirkungen« sprechen könne. Als »dunkelsten und traurigsten Punkt« bezeichnete er den langen »Konflikt« zwischen den Franziskanern und den Bi-schöfen und erwähnte auch die Vorgänge um
P. Tomislav Vlašić, der als »geistlicher Begleiter« der sechs Seher galt und 2009 wegen verschiedener Vergehen aus dem Klerikerstand entlassen wurde.

Der Kardinal betrachtete dann das Phänomen Medjugorje aus dem Blickwinkel der letzten drei Päpste: Johannes Paul II., der den »großen Wunsch« geäußert hatte, diesen Ort zu besuchen; Benedikt XVI., der als Präfekt der damaligen Glaubenskongregation 1985 den Gedanken geäußert hatte, die Feststellung der eventuellen »Übernatürlichkeit« des Phänomens von den geistlichen Früchten zu trennen. Franziskus schließlich habe 2017 auf dem Rückflug von Fatima über den »sehr guten« Bericht der Ruini-Kommission gesprochen und erklärt, »der eigentliche Kern des Ruini-Berichts« sei »die geistliche Tatsache, die pastorale Tatsache, Menschen gehen dorthin und bekehren sich, Menschen, die Gott begegnen und die ihr Leben ändern«.

Fernández betonte außerdem, dass die Päpste »eine im Volk Gottes so weit verbreitete Verehrung« mit Respekt betrachtet hätten, was in der »Analyse des positiven spirituellen Phänomens« deutlich werde, die kein Urteil über dessen Übernatürlichkeit enthalte. Papst Franziskus, so der Kardinal, habe kürzlich bei einem Treffen bekräftigt, dass das Nihil obstat »absolut ausreichend« sei und dass es »nicht nötig sei, mit einer Erklärung der Übernatürlichkeit darüber hinauszugehen«. Das heißt, es genügt, »den Gläubigen zu sagen: Ihr könnt beten, ihr könnt pilgern, ihr könnt die Botschaften ohne Gefahr lesen.«

Was die Botschaften der »Gospa« betrifft, wies der Kardinal darauf hin, dass einige von ihnen »Formulierungen enthalten, die nicht ganz auf der Höhe eines heiligen Thomas von Aquin sind«. Aber, so stellte Fernández klar, diese Botschaften sollten nicht als »lehramtlicher Text« gelesen werden, sondern man müsse »den tieferen Gedanken« hinter der »Unvollkommenheit der Worte« erfassen.

Der Präfekt fügte hinzu: »Wir bewerten diese Botschaften nicht als Privatoffenbarungen, denn wir haben keine Gewissheit, dass es sich um Botschaften der Muttergottes handelt, sondern wir bewerten sie positiv als erbauliche Texte, die eine wahre und schöne spirituelle Erfahrung anregen können.« Die Botschaften, so empfahl Fernández, »müssen als Ganzes bewertet werden«. Denn nur in der Gesamtschau würden »die eindringlichen Mahnungen« erkennbar, angefangen mit dem Appell zum Frieden »im ökumenischen und interreligiösen Kontext von Bosnien und Herzegowina«, das in der Vergangenheit vom Krieg zerrissen worden sei. Natürlich gebe es »Schwachpunkte« in den Botschaften, angefangen bei der »Häufigkeit« oder dem Beharren auf der Notwendigkeit, sie zu hören: »Das ist verwirrend, es birgt die Gefahr einer übermäßigen Abhängigkeit von den Erscheinungen und Botschaften.«

Der Kardinal sprach auch die Frage der zukünftigen Botschaften an: »Sollte es sie geben, müssen sie für eine mögliche Veröffentlichung bewertet und genehmigt werden, und solange sie nicht analysiert sind, wird den Gläubigen nicht geraten, sie als erbauliche Texte zu betrachten.« Es sei immer »Vorsicht« geboten, denn die Muttergottes »befiehlt nicht, dass etwas unbedingt oder sofort mitgeteilt werden muss. Sie benutzt uns nicht wie Marionetten oder leblose Werkzeuge, sondern sie lässt immer Raum für unser Urteilsvermögen.«

Was die Beziehung zu den Sehern anbelangt, so erklärte der Kardinal, dass dies »nicht verboten, aber auch nicht ratsam« sei, auch für sie selbst. »Der Geist von Medjugorje besteht nicht darin, den Sehern nachzulaufen, sondern zur Königin des Friedens zu beten.« Fernández berichtete, dass er ihnen einen kurzen Brief »mit einigen Vorschlägen oder Gedanken« gesandt habe, der vertraulich bleiben solle.

Msgr. Armando Matteo, Sekretär der Sektion für die Lehre im Dikasterium für die Glaubenslehre, betonte bei der Pressekonferenz, dass die Note »die Frucht« einer »umfassenden Arbeit der Unterscheidung« sei, die im Mai dieses Jahres mit der Veröffentlichung der Normen über mutmaßlich übernatürliche Phänomene begonnen habe. Der Chefredakteur der Vatikanmedien, Andrea Tornielli, der auch aus einer persönlichen Pilgererfahrung schöpfte, erwähnte einige »interessante statistische Daten«: Zwischen 1985 und 2024 seien in den Pfarreien und Orten, die mit der Erscheinung in Verbindung stehen, 47.413.740 Kommunionen gespendet worden; von Dezember 1986 bis Juni 2024 hätten 1.060.799 Priester in Medjugorje konzelebriert. Dies seien sehr hohe Zahlen, ebenso wie die der Gläubigen, die von eucharistischer Anbetung, Meditation und dem Beichtsakrament angezogen würden, das in Medjugorje als sehr gnadenreich erlebt werde.

Von Salvatore Cernuzio