Liebe Brüder und Schwestern,
einen schönen Sonntag!
Das Evangelium der heutigen Liturgie berichtet, dass Jesus sich bei den Jüngern erkundigt, was die Leute von ihm denken, und sie dann direkt fragt: »Ihr aber, für wen haltet ihr mich?« (Mk 8,29). Petrus antwortet im Namen der ganzen Gruppe: »Du bist der Christus« (V. 30), das heißt »du bist der Messias«. Als Jesus jedoch beginnt, über die Leiden und den Tod zu sprechen, die ihn erwarten, widerspricht derselbe Petrus, und Jesus weist ihn scharf zurecht: »Tritt hinter mich, du Satan!« Er sagt Satan zu ihm. »Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen« (V. 33).
Wenn wir die Haltung des Apostels Petrus betrachten, können auch wir uns fragen, was es wirklich bedeutet, Jesus zu kennen.
In der Tat, auf der einen Seite antwortet Petrus vollkommen richtig, als er Jesus sagt, dass dieser der Christus ist. Doch hinter diesen richtigen Worten steht immer noch ein Denken »nach Menschenart«, eine Mentalität, die sich einen starken Messias vorstellt, einen siegreichen Messias, der nicht leiden oder sterben kann. Die Worte, mit denen Petrus antwortet, sind also »richtig«, doch seine Denkweise hat sich nicht geändert. Er muss seine Denkweise noch ändern, er muss noch umkehren.
Und das ist auch für uns eine wichtige Botschaft. Denn auch wir haben etwas über Gott gelernt, wir kennen die Lehre, wir sprechen die Gebete richtig, und die Frage »Wer ist Jesus für dich?« können wir vielleicht gut beantworten mit einer Formel, die wir im Katechismus gelernt haben. Aber sind wir sicher, dass dies bedeutet, Jesus wirklich zu kennen? Um den Herrn zu kennen, reicht es in Wirklichkeit nicht aus, etwas über ihn zu wissen, sondern es ist notwendig, ihm zu folgen, sich von seinem Evangelium berühren und verändern zu lassen. Das heißt: es geht darum, eine Beziehung zu ihm zu haben, eine Begegnung. Ich kann viel über Jesus wissen, aber wenn ich ihm nicht begegnet bin, weiß ich immer noch nicht, wer Jesus ist. Es bedarf dieser Begegnung, die das Leben verändert: sie verändert die Art zu sein, sie verändert das Denken, sie verändert die Beziehungen zu den Brüdern und Schwestern, die Bereitschaft anzunehmen und zu vergeben, sie verändert die Entscheidungen, die du im Leben triffst. Alles ändert sich, wenn du Jesus wirklich kennengelernt hast! Alles ändert sich.
Brüder und Schwestern, der lutherische Theologe und Pastor Bonhoeffer, ein Opfer des Nationalsozialismus, schreibt: »Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist« (Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, 30.4.1944, DBW, 8. Band, München 1998, 402). Leider stellen sich viele diese Frage nicht mehr und bleiben »ruhig«, eingeschlafen, auch fern von Gott. Dagegen ist es wichtig, sich zu fragen: Lasse ich mich aufrütteln? Frage ich mich, wer Jesus für mich ist und welchen Platz er in meinem Leben einnimmt? Bei dieser Frage möge uns unsere Mutter Maria helfen, die Jesus gut kannte.
Nach dem Angelusgebet sagte der Papst:
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich spreche den Menschen in Vietnam und Myanmar, die unter den durch einen heftigen Taifun verursachten Überschwemmungen leiden, mein Mitgefühl aus. Ich bete für die Toten, die Verletzten und Evakuierten. Möge Gott denen beistehen, die Angehörige und ihr Zuhause verloren haben, und diejenigen segnen, die Hilfe bringen.
Gestern wurde in Mexiko-Stadt Moisés
Lira Serafín seliggesprochen, Priester und Gründer der Kongregation der Missionarinnen der Barmherzigkeit der Unbefleckten Jungfrau Maria. Er starb 1950 nach einem Leben, in dem er den Menschen half, im Glauben und in der Liebe zum Herrn zu wachsen. Sein apostolischer Eifer rege die Priester dazu an, sich vorbehaltlos für das geistliche Wohl des heiligen Volkes Gottes einzusetzen. Einen Applaus für den neuen Seligen! Ich sehe dort die mexikanischen Flaggen…
Heute wird in Italien der Tag der an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankten Menschen begangen. Ich versichere, dass ich ihrer und ihrer Familien im Gebet gedenke; ich ermutige die Forschungsarbeit zu dieser Krankheit sowie die Vereinigungen ehrenamtlicher Helfer.
Ich grüße euch alle, die Römer und die Pilger aus Italien und aus vielen Ländern. Insbesondere die Gläubigen aus der Pfarrei Heiligen Königin Hedwig in Radom (Polen); die Gruppe von Priestern aus dem Jesuitenorden, die zum Studium nach Rom gekommen sind; die Schüler aus Stade (Deutschland); sowie die Teilnehmer an der Wanderstaffel von Rom nach Assisi. Und ich grüße die Jugendlichen der Immaculata, bei denen es in diesen Tagen drei Priesterweihen gab, herzlichen Glückwunsch!
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!