Mehr als 35.000 Gläubige nahmen an der heiligen Messe teil. Manche kamen von weither, wie die etwa hundert Gläubigen, die sich von Mount Hagen im Hochland auf den Weg gemacht hatten und nach einem fünftägigen Fußmarsch in Port Moresby ankamen, wo ihnen die Erzdiözese in Schulen und Pfarreien Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stellte. Verbreitet ist das Christentum erst seit dem 19. Jahrhundert, als europäische Missionare, vor allem aus Deutschland, in den Inselstaat kamen. In seiner Predigt sagte der Papst:
Das erste Wort, das der Herr heute an uns richtet, lautet: »Seid stark, fürchtet euch nicht!« (Jes 35,4). Der Prophet Jesaja sagt dies zu all jenen, die im Herzen verzagt sind. Auf diese Weise ermutigt er sein Volk und lädt es ein, auch inmitten von Schwierigkeiten und Leiden den Blick nach oben zu richten, zu einem Horizont der Hoffnung und der Zukunft: Gott kommt, um uns zu retten, er wird kommen, und an jenem Tag »werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben werden geöffnet« (Jes 35,5).
Diese Prophezeiung erfüllt sich in Jesus. Im Bericht des heiligen Markus werden zwei Dinge besonders hervorgehoben: die Ferne des Taubstummen und die Nähe Jesu.
Die Ferne des Taubstummen. Dieser Mann befindet sich in einem geografischen Gebiet, das wir in der heutigen Sprache als »Peripherie« bezeichnen würden. Das Gebiet der Dekapolis liegt jenseits des Jordans, weit entfernt vom religiösen Zentrum Jerusalem. Der Taubstumme erfährt aber auch eine andere Art von Ferne; er ist fern von Gott, er ist fern von den Menschen, weil er nicht kommunizieren kann. Er ist taub und kann daher die anderen nicht hören, er ist stumm und kann daher nicht mit den anderen sprechen. Dieser Mensch ist von der Welt abgeschnitten, er ist isoliert, er ist ein Gefangener seiner Taubheit und seiner Stummheit, und deshalb kann er sich den anderen nicht öffnen, um zu kommunizieren.
Wir können diesen Zustand der Taubstummheit also auch in einem anderen Sinn verstehen, denn es kann uns passieren, dass wir von der Gemeinschaft und der Freundschaft mit Gott und unseren Brüdern und Schwestern abgeschnitten sind, nämlich dann wenn, mehr als unsere Ohren und unsere Zunge, das Herz blockiert ist. Es gibt eine innere Taubheit und Stummheit des Herzens, die von all dem abhängt, was uns in uns selbst verschließt, uns von Gott abschottet, uns von den anderen abschottet: der Egoismus, die Gleichgültigkeit, die Angst, Risiken einzugehen und sich ganz in etwas hineinzugeben, der Groll, der Hass, und die Liste ließe sich fortsetzen. All das entfernt uns von Gott, entfernt uns von unseren Brüdern und Schwestern und auch von uns selbst; es entfernt uns von der Freude am Leben.
Auf diese Ferne, Brüder und Schwestern, antwortet Gott mit dem Gegenteil, mit der Nähe Jesu. In seinem Sohn will Gott vor allem dies zeigen: Dass er der nahe Gott, der mitfühlende Gott ist, der sich um unser Leben kümmert, der alle Entfernung überwindet. Und so sehen wir im Evangelium, dass Jesus in jene Randgebiete geht und aus Judäa fortzieht, um auf die Heiden zuzugehen (vgl. Mk 7,31).
Mit seiner Nähe heilt Jesus, er heilt die Stummheit und Taubheit des Menschen. Wenn wir uns nämlich fern fühlen oder uns dafür entscheiden uns fernzuhalten – fern von Gott, fern von unseren Brüdern und Schwes-tern, fern von denen, die anders sind als wir –, dann verschließen wir uns, verbarrikadieren wir uns in uns selbst und am Ende kreisen wir nur noch um unser Ich, taub für das Wort Gottes und für den Schrei unseres Nächsten und deswegen unfähig, mit Gott und mit unserem Nächsten zu sprechen.
Und ihr, Brüder und Schwestern, die ihr dieses so ferne Land bewohnt, habt vielleicht die Vorstellung, abgetrennt zu sein, abgetrennt vom Herrn, abgetrennt von den Menschen, und das geht nicht, nein: ihr seid vereint, vereint im Heiligen Geist, vereint im Herrn! Und der Herr sagt zu jedem von euch: »Öffne dich!« Das ist das Wichtigste: dass wir uns Gott öffnen, dass wir uns unseren Brüdern und Schwestern gegenüber öffnen, dass wir uns dem Evangelium öffnen und es zum Kompass unseres Lebens werden lassen. Auch zu euch sagt der Herr heute: »Seid stark, fürchtet euch nicht, ihr Bewohner von Papua! Öffnet euch! Öffnet euch für die Freude des Evangeliums, öffnet euch für die Begegnung mit Gott, öffnet euch für die Liebe der Brüder und Schwes-tern.« Keiner von uns möge angesichts dieser Einladung taub und stumm bleiben. Und möge der selige Giovanni Mazzucconi euch auf diesem Weg begleiten. Unter vielen Unannehmlichkeiten und Anfeindungen hat er Christus in eure Mitte gebracht, damit niemand taub bleibt für die frohe Botschaft des Heils und sich allen die Zungen löst, um die Liebe Gottes besingen zu können. So sei es auch für euch heute!