Vatikanstadt. Papst Franziskus hat seine totale Ablehnung der Todesstrafe erneut begründet. In einem am Sonntag, 18. August, vom Portal Vatican News vorab veröffentlichten Vorwort zu einem Buch des US-amerikanischen Laien und Gefängnisseelsorgers Dale Recinella schlägt der Papst den Gläubigen vor, im kommenden Heiligen Jahr »einstimmig« die komplette Abschaffung der Todesstrafe zu fordern.
Franziskus verweist auf den von ihm selbst geänderten Abschnitt des Katechismus, in dem es seit 2018 heißt, dass die Todesstrafe in jedem Fall »unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt« (Nr. 2267). Hinrichtungen könnten Schuldlose treffen, argumentiert der Papst, und sie förderten auch keineswegs die Gerechtigkeit, im Gegenteil: Vielmehr nähre die Todesstrafe »ein Rachegefühl, das sich in ein gefährliches Gift für unsere zivilen Gesellschaften verwandelt«. Staaten sollten Gefangenen ermöglichen, »ihr Leben wirklich zu ändern, statt Geld und Ressourcen darauf zu verwenden, sie zu töten, als wären sie nicht mehr würdig zu leben und müssten entsorgt werden«, schreibt Franziskus im Vorwort für die italienische Übersetzung des Buches von Dale Recinella. Es trägt den Titel »Ein Christ im Todestrakt. Mein Engagement an der Seite der Verurteilten« und erscheint in Kürze beim Vatikanverlag LEV. Der 72 Jahre alte Autor war beruflich ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt an der Wall Street. Seit 1998 begleitet er als Laienseelsorger Todeskandidaten in einigen Gefängnissen in Florida, zusammen mit seiner Frau Susan. In dem Buch erzählt er von seiner Erfahrung, die »aus der Begegnung mit Jesus« entstand.
Franziskus schreibt in seinem Vorwort, das Evangelium sei eben jene Begegnung »mit einer lebendigen Person, die das Leben verändert: Jesus ist in der Lage, unsere Pläne, unsere Bestrebungen und unsere Perspektiven umzukehren«. Nur so lasse sich der Lebensweg von Dale Recinella erklären, dass nämlich »ein Mann, der ursprünglich ganz andere Ziele vor Augen hatte, als Christ, Ehemann und Vater zum Seelsorger der zum Tode Verurteilten wurde«. Er selbst habe den Amerikaner vor allem durch seine in der Vatikanzeitung Osservatore Romano veröffentlichten Texte kennengelernt. Der Einsatz von Dale Recinella und seiner Frau sei »ein großes Geschenk für die Kirche und die Gesellschaft der Vereinigten Staaten«, so der Papst. Allerdings erfahre der Laienseelsorger, den Franziskus an einer Stelle seines Vorworts »Bruder Dale« nennt, auch Kritik, Einwände und Ablehnung wegen seines Engagements an der Seite der zum Tod Verurteilten. »Aber ist es nicht wahr, dass Jesus einen zum Tode verurteilten Verbrecher am Kreuz seine Umarmung verhieß?«
Franziskus sprach dem amerikanischen Laienseelsorger seinen Dank aus, »denn sein Wirken als Seelsorger im Todestrakt ist eine beharrliche, leidenschaftliche Hingabe an die innerste Realität des Evangeliums Jesu, die die Barmherzigkeit Gottes ist, an seine unentgeltliche und unermüdliche Liebe zu jedem Menschen, auch zu denen, die Fehler gemacht haben.« Durch einen Blick der Liebe, wie den Blick von Christus am Kreuz, könnten sie »einen neuen Sinn für ihr Leben und sogar für ihr Sterben finden«.
(vatican news – gs)