Washington. Die Wiederentdeckung der Eucharistie als zentraler Glaubensschatz stand im Zentrum eines großen kirchlichen Kongresses, zu dem bis Sonntag, 21. Juli, 50.000 Gläubige in der US-Metropole Indianapolis versammelt waren. Zu dem fünftägigen Nationalen Eucharistischen Kongress, dem ersten seit mehr als 80 Jahren, hatten die US-amerikanischen Bischöfe eingeladen. Im Vorfeld des Treffens in Indianapolis wurde auch eine große Sternwallfahrt organisiert, an der sich Gläubige aus zahlreichen Regionen der Vereinigten Staaten beteiligten.
Zur Eröffnung des Kongresses sprach am Mittwochabend, 17. Juli, der Apostolische Nuntius in den Vereinigten Staaten von Amerika, Kardinal Christophe Pierre, zu den Gläubigen im Football-Stadion von Indianapolis. Seine Anwesenheit sei ein Zeichen der »geistlichen Nähe von Papst Franziskus und seiner Einheit mit ihnen und mit diesem Land«, sagte der Nuntius. Es sei ein Geschenk, »dass wir als Kirche durch unseren Heiligen Vater vereint sein können«, hielt Pierre fest. Gleichzeitig betonte der Apostolische Nuntius, dass auch die Eucharistie »ein unermessliches Geschenk für die Einheit ist«. Das Hauptanliegen des Kongresses sollte sein, »dass wir als Kirche in unserer Einheit wachsen, damit wir in unserer Mission fruchtbarer werden«, so Kardinal Pierre. Eucharistische Erneuerung müsse auch zu einer »pastoralen Umkehr« führen.
Kardinal Pierre erklärte, dass wahre eucharistische Erweckung zwar »immer von sakramentaler Andacht« wie Anbetung, Segen, Katechese und Prozessionen begleitet werde, aber über die Andachtspraktiken hinausgehen müsse. Die Begegnung mit der realen Gegenwart Christi im Sakrament »öffnet uns für eine Begegnung mit ihm auch im übrigen Leben«, sagte Pierre.
Christus sei »nicht nur in unserer Familie, unseren Freunden und Gemeinschaften gegenwärtig, sondern auch in unseren Begegnungen mit Menschen, von denen wir uns sonst getrennt fühlen würden«, erklärte der Kardinal. »Wenn wir solchen Menschen begegnen, ist Christus gegenwärtig, um eine Brücke zu sein«, sagte der Kardinal. Größere Anstrengungen, Brücken der Einheit zu bauen, seien ein Zeichen wahrer eucharistischer Erneuerung.
Beim Abschlussgottesdienst des Eucharistischen Kongresses am Sonntag, 21. Juli, übermittelte Kurienkardinal Luis Antonio Tagle den Teilnehmern des Kongresses den Gruß und den Segen des Papstes. Franziskus habe die Hoffnung geäußert, dass die Anwesenden »sich der universellen Gaben, die sie durch die himmlische Nahrung erhalten, voll bewusst sind und diese an andere weitergeben«, sagte der Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung in seiner Predigt.
In Anlehnung an das Thema des Kongresses aus dem Johannesevangelium »Bleibt in mir« betonte der päpstliche Sondergesandte für den Kongress, Jesus sei von Gott als Geschenk an andere gesandt worden. Die Eucharistie schließe dieses Geschenk ein, da Jesus seinen Leib und sein Blut für das Leben der Welt anbiete.
Kardinal Tagle forderte die Gläubigen auf, ihr eigenes Leben und ihre Mitmenschen, ihre Arbeit, Gesellschaft und Schöpfung als Geschenk und nicht unter dem Blickwinkel bloßer Leistung zu sehen. Der Verlust dieser Perspektive führe zu Selbstbezogenheit und einem Mangel an missionarischem Eifer. Ebenso müsse sichergestellt werden, dass sich arme und alte Menschen sowie Migranten nicht ausgegrenzt, sondern als Teil der kirchlichen Gemeinschaft fühlten.
Wer sich für Jesus entscheide, müsse auch bereit sein, von ihm gesandt zu werden, betonte der Kardinal. »Wir sollten Jesus nicht für uns behalten. Das wäre keine Jüngerschaft, sondern Egoismus«, erklärte er. Die Gläubigen sollten die Liebe und Barmherzigkeit, die sie von Jesus erhalten hätten, mit den Müden und Verlorenen teilen, forderte der Kardinal.
Die US-amerikanischen Bischöfe erhoffen sich von dem Kongress eine Stärkung der eucharistischen Frömmigkeit. 2022 starteten die Bischöfe dafür eine mehrjährige Initiative mit dem aktuellen Eucharistischen Kongress als Höhepunkt.