![Nähe und Segen des Papstes TED-030 Nähe und Segen des Papstes TED-030](/content/dam/or/images/de/2024/07/030/varobj26167420obj2035841.jpg/_jcr_content/renditions/cq5dam.thumbnail.cropped.500.281.jpeg)
Kyiv/Vatikanstadt. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat vom 19. bis
24. Juli die Ukraine besucht. Anlass seiner Reise war der Abschlussgottesdienst der Nationalwallfahrt der lateinischen Katholiken zum Marienheiligtum von Berdytschiw, zu der der Papst ihn als Legat entsandt hatte. Der Besuch war geprägt von den Begegnungen mit den Menschen und der dringenden Suche nach Lösungen im Hinblick auf den Frieden. Die Welt dürfe die Ukraine nicht vergessen und es bedürfe kreativer diplomatischer Ansätze, um den Frieden zu fördern. Gleichzeitig müsse die humanitäre Hilfe intensiviert werden, um das Leid der Betroffenen zu lindern. Nur durch gemeinsame Anstrengungen könne der Weg zu einem dauerhaften Frieden geebnet werden, so Parolins Fazit seiner Reise.
Der Besuch begann am Abend des 19. Juli im westukrainischen Lwiw, wo der Kardinal unter anderen von Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki und Bürgermeister Andriy Sadovyi empfangen wurde.
Am folgenden Tag reiste der Kardinalstaatssekretär nach Odessa weiter. Dort besuchte er die römisch-katholische Kathedrale und den Hafen und überbrachte den Menschen die Nähe und den Segen des Papstes. Er sprach zu den in der Kathedrale versammelten Priestern und Gläubigen der teils von russischen Truppen besetzten Diözese Odessa-Simferopol und unterstrich, dass Papst Franziskus die Situation im Land »mit viel Aufmerksamkeit, mit großer Sorge und großem Schmerz« verfolge. Zugleich rief Parolin dazu auf, die Hoffnung auf einen »gerechten Frieden« nicht zu verlieren.
Der Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk, erklärte, die Ukrainer seien für jedes Wort des Papstes zur Ukraine dankbar: »Wir sind dankbar für die materielle Unterstützung, die wir vom Heiligen Stuhl erhalten, und für jede andere Hilfe.«
Der Weihbischof in der Diözese Charkiw-Saporischschja, Jan Sobiło, hob im Interview mit Radio Vatikan in Bezug auf Odessa hervor, der Besuch von Kardinal Pietro Parolin sei eine »Auszeichnung für diese heldenhafte Stadt, die die Menschenwürde, die große Kultur und das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Nationalitäten verteidigt hat«.
Am Sonntag, 21. Juli, erreichte der Kardinal den ukrainischen Marienwallfahrtsort Berdytschiw, wo er der Eucharistiefeier vorstand. Zu Beginn der Predigt sagte Parolin auf Italienisch: »Es ist mir eine Ehre, als Legat des Heiligen Vaters hier zu sein, der mich gesandt hat, um euch zu versichern, dass er euer geliebtes Land im Herzen trägt und eure Leiden teilt, um euch seine besondere Nähe zu bezeugen und euch seine herzliche, väterliche Umarmung zu überbringen sowie seinen Segen.« Es folgte dann eine Übersetzung ins Ukrainische durch den Weihbischof von Lwiw (Lemberg), Edward Kawa, der auch die Predigt von Kardinal Parolin auf Ukrainisch verlas. Darin hieß es: »Es bricht einem das Herz, wenn man bedenkt, dass während wir hier sind, in einem anderen Teil des Landes die Gefechte weitergehen und die Bombardierungen nicht aufhören.« Die gesamte Ukraine erlebe derzeit »die dunkle Stunde von Golgota«. Parolin erinnerte in seiner Predigt daran, dass beim Marienheiligtum von Berdytschiw auch Wunder geschahen und viele hier Fürbitte hielten »für das, was vielen unmöglich scheint: das Wunder des so sehr ersehnten Friedens!« Die Rolle der Kirche müsse dabei nach dem Vorbild des Propheten Elija prophetisch sein. Gestützt auf die Überzeugung, dass bei Gott alles möglich ist und dass Gott größer ist als unsere Herzen.
Bei der heiligen Messe in Berdytschiw wurde auch ein Dekret bekanntgegeben, mit dem Franziskus dem Marienheiligtum den Ehrentitel »Basilica minor« verleiht. In der Kirche dürfen demnach die Insignien des Papstes angebracht werden. Das auf dem Gelände einer ehemaligen Festung in Berdytschiw von 1634 bis 1642 errichtete Karmelitenkloster ist der bedeutendste römisch-katholische Wallfahrtsort der Ukraine. Dort wird eine Marienikone verehrt, eine Kopie des Gnadenbildes der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Das Kloster wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde es der katholischen Kirche zurückgegeben und zu neuem Leben erweckt.
Am Nachmittag des 21. Juli reiste Parolin nach Kyiv weiter und besuchte das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, an seinem Amtssitz.
Am vierten Tag seines Besuchs traf Kardinal Parolin dann ebenfalls in Kyiv mit Premierminister Denys Schmyhal und dem Präsidenten des ukrainischen Parlaments Ruslan Stefantschuk zusammen. Sowohl der Premierminister als auch der Parlamentspräsident dankten dem Kardinal für seine Anwesenheit als ein Zeichen für die Aufmerksamkeit für die Situation im Land sowie für die Unterstützung und Solidarität, die der Heilige Stuhl dem ukrainischen Volk durch humanitäre Hilfe zukommen lasse. Zudem traf Parolin mit dem Gesamtukrainischen Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften zusammen.
In Kyiv besuchte Kardinal Pietro Parolin am Vormittag des 23. Juli das wichtigste Kinderkrankenhaus der Ukraine, das vor zwei Wochen von russischen Raketen schwer beschädigt worden war, und sprach mit jungen Patienten und dem medizinischen Personal. Er besichtigte die Ruine des Dialysezentrums der Klinik. Parolin begab sich anschließend in die berühmte Sophienkathedrale, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählt und ein Wahrzeichen Kyivs ist.
Am selben Tag traf er auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen. Der Kardinalstaatssekretär wurde mit dem ukrainischen Verdienstorden ausgezeichnet »für herausragende persönliche Verdienste um die zwischenstaatliche Zusammenarbeit, Unterstützung der staatlichen Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine«, hieß es zur Begründung. Parolin übermittelte Selenskyj »die Nähe des Paps-tes« und bekräftigte das Engagement des Heiligen Stuhls für einen »gerechten und dauerhaften Frieden für die gemarterte Ukraine«, wie das Staatssekretariat auf dem Portal X mitteilte.