· Vatikanstadt ·

Audienz für eine Delegation des Lutherischen Weltbundes

Pilger der Hoffnung auf dem Weg der Versöhnung

 Pilger der Hoffnung auf dem Weg der Versöhnung  TED-026
28. Juni 2024

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

»Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr reich werdet an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes« (Röm 15,13).

Herzlich heiße ich Sie alle, die Delegierten der Regionen des Lutherischen Weltbundes, willkommen. Insbesondere danke ich dem neuen Präsidenten, Bischof Henrik Stubkjaer, für seine freundlichen Worte und für das Geschenk, das er mir überreicht hat, und ich begrüße auch Pfarrerin Anne Burghardt, die seit mehreren Jahren das Amt der Generalsekretärin innehat.

Ich danke Ihnen für diesen Besuch, der für mich eine wertvolle Geste der ökumenischen Geschwisterlichkeit ist. Daher habe ich für meinen einleitenden Gruß die Worte des Apostels Paulus aus dem Römerbrief gewählt, die auch Ihre kürzlich abgehaltenen Konsultationen geleitet haben. Möge der »Gott der Hoffnung« jetzt auch unsere Begegnung segnen. Denn wir sind in der Tat alle »Pilger der Hoffnung«, wie es auch im Motto des Heiligen Jahres 2025 heißt.

Als vor drei Jahren eine andere Delegation des Lutherischen Weltbundes nach Rom gekommen ist, haben wir bereits gemeinsam über das bevorstehende Jubiläum des ersten Konzils von Nizäa als ökumenisches Ereignis nachgedacht. Und aus Anlass der Generalversammlung Ihres Weltbundes im vergangenen Jahr in Krakau haben Sie, Pfarrerin Burghardt, zusammen mit meinem lieben Bruder Kardinal Koch in einer Gemeinsamen Erklärung unterstrichen, dass »das alte christliche Glaubensbekenntnis von Nizäa, dessen 1.700-jähriges Jubiläum wir 2025 begehen, ein ökumenisches Band knüpft, dessen Zentrum Christus ist« (19. September 2023). In diesem Zusammenhang haben Sie zu Recht an ein wunderschönes Zeichen der Hoffnung erinnert, das einen besonderen Platz in der Geschichte der Versöhnung zwischen Katholiken und Lutheranern hat. Denn bereits vor Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils haben die katholischen und die lutherischen Christen der Vereinigten Staaten von Amerika in Baltimore gemeinsam dieses Zeugnis gegeben: »Der Glaube, dass unser Herr Jesus Christus der Sohn Gottes ist, Gott von Gott, gibt uns weiterhin die Gewissheit, dass wir wirklich erlöst sind; denn nur er, der Gott ist, kann uns erlösen« (The Status of the Nicene Creed as Dogma of the Church, 7. Juli 1965).

Jesus Christus ist die Herzmitte der Ökumene. Er ist die Fleisch gewordene göttliche Barmherzigkeit, und unsere ökumenische Sendung besteht darin, dies zu bezeugen. In der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre haben Lutheraner und Katholiken als gemeinsames Ziel definiert, »in allem Christus zu bekennen, dem allein über alles zu vertrauen ist als dem einen Mittler (1 Tim 2,5f.), durch den Gott im Heiligen Geist sich selbst gibt und seine erneuernden Gaben schenkt« (Nr. 18).

Liebe Schwestern und liebe Brüder, 25 Jahre sind seit der Unterzeichnung dieser offiziellen Gemeinsamen Erklärung vergangen. Was sich am 31. Oktober 1999 in Augsburg ereignet hat, ist ein weiteres Zeichen der Hoffnung in unserer Geschichte der Versöhnung. Bewahren wir es in lebendiger Erinnerung! Wir wollen das 25-jährige Jubiläum in unseren Gemeinschaften als Fest der Hoffnung begehen. Denken wir daran, dass unser gemeinsamer geistlicher Ursprung »die eine Taufe zur Vergebung der Sünden« ist (Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel) und setzen wir unseren Weg voll Vertrauen als »Pilger der Hoffnung« fort. Der Gott der Hoffnung möge mit uns sein und mit seinem Segen unseren Dialog der Wahrheit und der Liebe begleiten.

In Bezug auf diesen Weg der Ökumene muss ich an ein schönes Wort des lieben Bischofs Zizioulas denken. Dieser orthodoxe Bischof, ein Pionier der Ökumene, sagte, dass er das Datum der Einheit der Christen kenne: am Tag des Jüngsten Gerichts! Aber in der Zwischenzeit, sagte er, müssen wir gemeinsam vorangehen: den Weg gemeinsam gehen, gemeinsam beten und gemeinsam Werke der Nächstenliebe tun, auf dem Weg zu jenem »hyper-ökumenischen« Tag, der das Jüngste Gericht sein wird. Das sagte er. Zizioulas hatte einen schönen Sinn für Humor!

Erneut danke ich Ihnen von Herzen für Ihren Besuch und möchte Sie jetzt einladen, gemeinsam das Vaterunser zu beten, jeder in seiner eigenen Sprache. Danke.

(Orig. ital. in O.R. 20.6.2024)