Liebe Brüder und Schwestern,
einen schönen Sonntag!
In Italien und anderen Ländern feiern wir heute das Hochfest des Leibes und des Blutes Christi. Das Evangelium der Liturgie berichtet vom Letzten Abendmahl (Mk 14,12-26), bei dem der Herr eine Geste der Selbsthingabe vollzieht: Im gebrochenen Brot und im Kelch, den er den Jüngern reicht, ist es nämlich er selbst, der sich für die ganze Menschheit hingibt und sich für das Leben der Welt aufopfert.
In dieser Geste des Brotbrechens Jesu liegt ein wichtiger Aspekt, den das Evangelium mit den Worten »er reichte es ihnen« (V. 22) hervorhebt. Prägen wir diese Worte in unser Herz ein: Er reichte es ihnen. Die Eucharistie erinnert in der Tat vor allem an die Dimension der Gabe. Jesus nimmt das Brot nicht, um es allein zu verzehren, sondern um es zu brechen und es den Jüngern zu geben, wodurch er seine Identität und seine Sendung offenbart. Er hat das Leben nicht für sich selbst zurückbehalten, sondern es uns geschenkt; er hat sein Gott-Sein nicht eifersüchtig wie einen Schatz betrachtet, sondern sich seiner Herrlichkeit entäußert, um unser Menschsein zu teilen und uns in das ewige Leben eingehen zu lassen (vgl. Phil 2,1-11). Jesus hat sein ganzes Leben zur Gabe gemacht. Denken wir daran: Jesus hat sein ganzes Leben zur Gabe gemacht.
Wir verstehen also, dass die Feier der Eucharistie und das Essen dieses Brotes, wie wir es vor allem an den Sonntagen tun, keine vom Leben losgelöste Kulthandlung oder ein bloßer Moment der persönlichen Tröstung ist. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass Jesus das Brot nahm, es brach und ihnen reichte; deshalb macht uns die Gemeinschaft mit ihm fähig, auch zum Brot zu werden, das für andere gebrochen wird, fähig, das zu teilen, was wir sind und was wir haben. Der heilige Leo der Große sagte: »Unsere Teilnahme am Leib und am Blut Christi bewirkt nichts anderes, als dass wir zu dem werden, was wir essen« (Sermo XII: De Passione III,7).
Dazu, Brüder und Schwestern, sind wir aufgerufen: zu werden, was wir essen, »eucharistisch« zu werden, das heißt, Menschen, die nicht mehr für sich selbst leben (vgl. Röm 14,7), in der Logik des Besitzes und des Konsums, sondern die es verstehen, aus ihrem Leben ein Geschenk für die anderen zu machen. So werden wir dank der Eucharistie zu Propheten und Erbauern einer neuen Welt: Wenn wir den Egoismus überwinden und uns der Liebe öffnen, wenn wir geschwisterliche Verbundenheit fördern, wenn wir die Leiden unserer Brüder und Schwestern teilen und unser Brot und unsere Mittel mit den Bedürftigen teilen, wenn wir unsere Talente allen zur Verfügung stellen, dann brechen wir das Brot unseres Lebens wie Jesus.
Brüder und Schwestern, fragen wir uns also: Behalte ich mein Leben nur für mich oder schenke ich es, wie dies Jesus tat? Verausgabe ich mich für die anderen oder bin ich in meinem eigenen kleinen Ich verschlossen? Und verstehe ich es, in alltäglichen Situationen zu teilen, oder suche ich immer nur mein eigenes Interesse?
Möge die Jungfrau Maria, die Jesus, als das vom Himmel herabgekommene Brot, aufgenommen und sich mit ihm ganz hingegeben hat, uns helfen, ein Geschenk der Liebe zu werden, vereint mit Jesus in der Eucharistie.
Nach dem Angelus rief der Papst zum Gebet für den Sudan auf und sagte:
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich lade euch ein, für den Sudan zu beten, wo der seit über einem Jahr andauernde Krieg noch immer keine friedliche Lösung gefunden hat. Mögen die Waffen schweigen und unter dem Engagement der lokal Verantwortlichen und der internationalen Gemeinschaft der Bevölkerung und den vielen Vertriebenen geholfen werden; mögen die sudanesischen Vertriebenen in den angrenzenden Ländern Aufnahme und Schutz finden.
Und vergessen wir nicht die gequälte Ukraine, Palästina, Israel, Myanmar… Ich appelliere an die Weisheit der Regierenden, die Eskalation zu stoppen und alle Anstrengungen für den Dialog und Verhandlungen zu unternehmen.
Ich grüße die Pilger aus Rom und aus verschiedenen Teilen Italiens und der Welt, insbesondere jene aus Kroatien und Madrid. Ich grüße die Gläubigen aus Bellizzi und Iglesias, das Kulturzentrum »Luigi Padovese« von Cucciago, die Postulantinnen der Töchter des Oratoriums sowie die Gruppe »Pedalare per chi non può« (»Radeln für die, die nicht können«), die mit dem Fahrrad von Faenza nach Rom gekommen ist. Ich grüße die Jugendlichen der Immaculata.
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!