Rom. Im Päpstlichen Patristischen Institut Augustinianum fand am Freitag, 31. Mai, ein Symposium zum Thema »Die Erneuerung der Kirche« statt. Die von EWTN, Radio Horeb und Radio Gloria live übertragene Veranstaltung wurde unterstützt vom Verein »Fundatio Christiana Virtus e.V.«. Der Nachmittag mit vier 30-minütigen Vorträgen und einem Podiumsgespräch wurde moderiert vom deutschen Kirchenrechtler Prälat Markus Graulich SDB, Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte.
Einleitend bemerkte Graulich, dass das Symposium der Frage nachgehen wolle, »wie Kirche sein kann, was sie sein soll«, nämlich »Zeichen der Einheit des Menschen mit Gott und untereinander«. Dabei gelte es, wie Michelangelo in Bezug auf die Arbeitsweise an der Pietà gesagt habe, das »verborgene Bild« freizulegen, das wahre Bild, das Gott in die Kirche hineingelegt habe, und dafür müsse man vom »Macher« zum Staunenden werden, der dieses Bild entdeckt.
Im ersten Vortrag des Nachmittags sprach Bischof Dr. Gregor Maria Hanke, Eichstätt, über »Benedikt Option 2.0 – Erneuerung aus der Tradition«. Der Benediktiner ging auf die Merkmale des Mönchtums der frühen Zeit ein und leitete daraus einige tragende Säulen für die »geistliche Kraft zur Veränderung der Gesellschaft und zur Erneuerung der Kirche« ab.
Der Mönch sei Kämpfer – auch gegen sich selbst –, um das Ziel des Lebens zu erreichen, nämlich die »neue Existenzweise des kommenden Gottesreiches«. Das setze einen Bruch mit dem Bisherigen und einen lebenslangen Prozess der Bekehrung voraus. Es gehe um das »eigentliche Mensch-sein«: christusförmig werden. Die Christozentrik der monastischen Spiritualität könne so den Anpassungs-tendenzen der Kirche an die jeweiligen Zeitströmungen entgegenwirken.
Im mittleren Teil der Veranstaltung beleuchteten zwei Professoren das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Prof. Dr. Franz-Josef Bormann, Professor für Moraltheologie an der Universität Tübingen, untersuchte den »Beitrag der Moraltheologie«: Der »Vorwurf«, dass die traditionelle Lehre ein Hindernis für die Erneuerung darstelle, sei falsch. Er werde entkräftet durch das Faktum, dass »moralische Tatsachen das Grundlegende sind und der subjektiven Willensbestimmung« vorausgehen. »Objektive Richtigkeit« habe sehr wohl eine Rolle zu spielen, ansonsten gleite man in reinen Voluntarismus ab. Den Beitrag der Moraltheologie sah er vor allem in der Reflexion über die »normativen Grundlagen menschlichen Handelns«. Man dürfe sich nicht an den »Plausibilitätshorizont der hedonistischen Gesellschaft« anpassen. Es gelte gerade auch im Hinblick auf die Sexualmoral, an deren Beispiel er seine Thesen erläuterte, »wohlbegründet und anspruchsvoll« zu bleiben.
Aus dem Blickwinkel der kirchlichen Soziallehre betrachtete der Theologe sowie Sozial- und Wirtschaftsethiker, Prof. Dr. Elmar Nass, Köln, auf das Thema. Die Kirche habe etwas Relevantes zu sagen, das verständlich gemacht und in den gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden müsse. Der Christ habe eine Verantwortung für die Gesellschaft, für sich selbst, für den Nächsten und die Schöpfung und müsse diese Verantwortung auch wahrnehmen. Die christliche Anthropologie, nach der der Mensch Gottes Ebenbild und Gott Mensch geworden ist, und ihre Fundierung in der Transzendenz seien die beste Begründung für die Unantastbarkeit der Menschenwürde und für ein friedliches Zusammenleben, das ebenso von der Idee der Menschheitsfamilie unterstützt werde, zu der auch der Fremde gehört. Dies ermögliche eine eindeutige Abgrenzung gegen Ideologien, zum Beispiel Utilitarismus, Transhumanismus sowie Ideologien, die Rasse, Klasse oder Religion als Kampfbegriff verwendeten. Dies verleihe eine Resilienz gegen diktatorische Systeme und gegen Markt und Technik als letztes Maß der Dinge. Das letzte Maß seien dagegen das Evangelium, Christus, Lehre und Tradition der Kirche. Dieser Schatz, der nicht genug »geschätzt« werde, müsse im Dialog in die Welt hineingetragen werden, nicht zuletzt auch durch eine glaubwürdige Streitkultur.
Im abschließenden Vortrag berichtet Julia Denzel von Jugend 2000 über die Jugendarbeit der Bewegung, die Teil der internationalen geistlichen Bewegung YOUTH 2000 ist. Zentrales Anliegen ihrer Jugendarbeit sei es, einen »schönen Rahmen« für die persönliche Begegnung mit Gott zu schaffen und so Menschen zu Gott zu führen. Dabei gelte es zunächst die Zielgruppe im Blick zu haben, Sehnsucht nach Freude, Freundschaft, einem authentischen Lebensentwurf zu wecken, wobei auch Sport, gemeinsames Essen und Party »Andockpunkte« sein könnten. Durch die Sakramente und das Gebet, vor allem die Eucharistische Anbetung, sollte den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, in ein Leben aus dem Glauben hineinzuwachsen und selbst missionarische Jünger zu werden. Die Kirche sei dabei die »Kirche der Liebe und der Wahrheit«, die als Mutter Heilige hervorbringe.
Dass Glaubenserneuerung die Grundvoraussetzung für die Erneuerung der Kirche ist wird auch im Programmheft deutlich, dem als Motto ein Zitat von Benedikt XVI. vorangestellt ist: »Die Erneuerung der Kirche kann nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten Glauben kommen«, sagte der Papst am 25. September 2011 in Freiburg. Die gut argumentierten Impulse des Symposiums können sicherlich ein wertvoller Beitrag zu dieser Erneuerung sein.