Vatikanstadt. Papst Franziskus hat eine päpstliche Tradition zum Hochfest Fronleichnam wieder aufgenommen: Er feierte am 2. Juni die heilige Messe in der Lateranbasilika und erteilte nach der Prozession zur Basilika Santa Maria Maggiore, an der er nicht teilnahm, auf dem dortigen Vorplatz den Eucharistischen Segen. Seit dem Amtsantritt Johannes Pauls II. 1978 wurde Fronleichnam vom Papst so begangen. 2018 und 2019 unterbrach Franziskus die Tradition und begab sich in römische Vororte. Danach verhinderten zunächst die Corona-Pandemie, dann Gesundheitsprobleme des Papstes seine Teilnahme an der traditionellen Feier. In seiner Predigt sagte der Papst:
Er nahm »das Brot und sprach den Lobpreis« (Mk 14,22). Mit dieser Geste beginnt der Bericht über die Einsetzung der Eu-charistie im Markusevangelium. Und wir könnten ausgehend von dieser Handlung
Jesu – dem Lobpreis über das Brot – über die drei Dimensionen des Geheimnisses nachdenken, das wir feiern: Danksagung, Erinnerung und Gegenwart.
Erstens: die Danksagung. Das Wort »Eucharistie« bedeutet genau »Danke«: Gott für seine Gaben »danken«, und in diesem Sinne ist das Zeichen des Brotes wichtig. Es ist die tägliche Nahrung, mit der wir alles, was wir sind und haben, zum Altar bringen: Leben, Wirken, Erfolge und auch Misserfolge. Einige Kulturen bringen dies in einem schönen Brauch symbolisch zum Ausdruck: Heruntergefallenes Brot hebt man auf und küsst es, um sich daran zu erinnern, dass es zu wertvoll ist, um weggeworfen zu werden, auch wenn es heruntergefallen ist. Die Eucharistie lehrt uns also, Gott für seine Gaben zu preisen und sie dankbar anzunehmen und zu »küssen«, und das nicht nur im Gottesdienst, sondern auch im Leben.
Zum Beispiel, indem wir die Dinge und Talente, die der Herr uns gegeben hat, nicht verschwenden. Aber auch, indem wir denen, die aus Schwäche oder Irrtum Fehler machen und fallen, vergeben und sie aufrichten. Denn alles ist Geschenk und nichts darf verloren gehen, weil niemand auf der Strecke bleiben darf und jeder die Chance haben muss, wieder aufzustehen und wieder in die Spur zu kommen. Und dies können wir auch im Alltag tun, indem wir unsere Arbeit mit Liebe, mit Präzision, mit Sorgfalt, mit Präzision als eine Gabe und eine Sendung verrichten. Und immer denen helfen, die gefallen sind: Nur in einem einzigen Fall darf man auf einen Menschen herabblicken: um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Und das ist unsere Mission.
Um Dank zu sagen könnten wir sicherlich noch viele weitere Dinge hinzufügen. Das sind wichtige »eucharistische« Haltungen, denn sie lehren uns, den Wert dessen zu begreifen, was wir tun und darbringen.
Erstens, die Danksagung. Zweitens: Den »Lobpreis über das Brot« zu sprechen, bedeutet, sich zu erinnern. Woran? Für das alte Volk Israel war es die Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten und den Beginn des Exodus hin zum Gelobten Land. Für uns bedeutet es, das Pascha Christi, sein Leiden und seine Auferstehung wieder zu erleben, durch die er uns von Sünde und Tod befreit hat. Unser Leben in Erinnerung behalten, unsere Erfolge in Erinnerung behalten, unsere Fehler in Erinnerung behalten, die ausgestreckte Hand des Herrn in Erinnerung behalten, die uns immer hilft, wieder aufzustehen, die Gegenwart des Herrn in unserem Leben in Erinnerung behalten.
Es gibt Leute, die sagen, dass derjenige frei ist, der nur an sich selbst denkt, der das Leben genießt und der mit Gleichgültigkeit und vielleicht Überheblichkeit tut, was er will, ohne Rücksicht auf andere. Das ist keine Freiheit: das ist versteckte Sklaverei, eine Sklaverei, die uns noch mehr zu Sklaven macht.
Freiheit findet man nicht in den Tresoren derer, die möglichst viel für sich selbst anhäufen, und auch nicht auf den Sofas derer, die sich bequem zurücklehnen und dem Individualismus frönen. Freiheit findet man im Abendmahlssaal, dort, wo man sich als »Geretteter« ohne ein anderes Motiv als das der Liebe vor seinen Brüdern und Schwestern niederbeugt, um ihnen einen Dienst, das eigene Leben anzubieten.
Schließlich ist das eucharistische Brot Realpräsenz. Und damit spricht es zu uns von einem Gott, der nicht fern ist, der nicht eifersüchtig ist, sondern nahe und solidarisch mit uns Menschen ist; der uns nicht verlässt, sondern uns sucht, auf uns wartet und uns begleitet, und zwar immer, und dabei so weit geht, dass er sich wehrlos in unsere Hände gibt. Und diese seine Gegenwart lädt uns auch ein, unseren Brüdern und Schwestern beizustehen, dort, wohin die Liebe uns ruft.
Liebe Brüder und Schwestern, wie sehr braucht unsere Welt dieses Brot, seinen Duft und seinen Wohlgeruch, der nach Dankbarkeit, Freiheit und Nähe riecht! Jeden Tag erleben wir, wie zu viele Straßen, die vielleicht einmal nach gebackenem Brot geduftet haben, durch Krieg, Egoismus und Gleichgültigkeit zu Trümmerhaufen verkommen! Es ist dringend notwendig, der Welt das gute und frische Aroma des Brotes der Liebe zurückzugeben, um weiter zu hoffen und unermüdlich das wieder aufzubauen, was der Hass zerstört.
In diesem Sinne ist auch die Geste zu verstehen, die wir bald mit der eucharistischen Prozession vollziehen: Vom Altar aus werden wir den Herrn durch die Straßen unserer Stadt tragen. Wir tun dies nicht, um uns zu präsentieren und auch nicht, um unseren Glauben zur Schau zu stellen, sondern um alle einzuladen, im Brot der Eucharistie an dem neuen Leben teilzunehmen, das Jesus uns geschenkt hat. Machen wir die Prozession mit dieser Gesinnung. Danke.