»Friede sei mit euch!« Es ist das erste Wort, das der auferstandene Jesus an die Apostel richtet, die aus Angst im Abendmahlssaal versammelt sind. Friede. Dieses Wort erschüttert und bewegt, es erschüttert uns heute mehr denn je zutiefst. Heute »Frieden« zu sagen, ist wie die Entdeckung eines Wassertropfens in der Wüste, in der Wüste einer in Angst und Misstrauen verschlossenen Welt, die weiterhin von Sand- und Zornwinden zerrissen wird, jenem Wind des Krieges, der von Kain bis in unsere Tage das Herz des Menschen bewohnt und aufwühlt.
Der Mangel an Frieden findet sich nicht nur auf den Karten der Militärstrategen, sondern vor allem in unseren Herzen. Und es gibt keinen Ort auf den Landkarten der Welt, der von diesem Mangel ausgenommen ist, keinen »sicheren« Ort. Wo auch immer der Mensch steht, lebt er mit dieser Quelle der Gewalt, die »von innen« kommt.
Das Schlachtfeld, auf dem das Böse und das Gute gegeneinander kämpfen, ist das menschliche Herz, wie Dostojewski schrieb und Franziskus nicht müde wird, uns daran zu erinnern, in dem festen Vertrauen, dass die Bekehrung des Herzens möglich und der Schlüssel zum Horizont des Friedens ist. Wie der Jesuit Silvano Fausti in seiner Reflexion über die Passion nach Matthäus sehr treffend feststellte, als er betonte, dass Jesus nicht von seinen Feinden, sondern von seinen Freunden verraten wird und dass Judas kein Drehbuch hat, dem er folgen muss. Es ist nicht so, dass »er an der Reihe war, ›die Rolle des Judas‹ zu spielen […] Es steht geschrieben, weil wir es tun, nicht weil Gott es vorher-bestimmt hat; es steht geschrieben, dass wir von Kain an unsere Brüder töten, dass wir von Gewalt leben. Die Heilige Schrift ist eine Chronik, unsere Geschichte ist es auch. [...] Dann gibt uns der Menschensohn unsere Menschlichkeit zurück, die keine Gewalt ausübt, in der alle Gewalt aufhört, alle Gewalt unserer Unmenschlichkeit an seinem Kreuz abgeladen wird. So steht es geschrieben. Judas begeht also keine fremde Sünde, er begeht die Sünde, die wir alle tun: es ist die Sünde der Welt, an der wir alle Anteil haben, er nimmt unsere Gewalt auf sich, und sie ist so schwerwiegend, dass es besser wäre, nicht geboren zu sein, als sie zu tun. Das heißt, diese Gewalt ist die Zerstörung des Menschen, sie ist die Hölle, und Jesus kommt gerade, um uns davor zu retten.«
Auf dieses beispiellose Angebot Jesu, in unsere Hölle hinabzusteigen, um uns sein Paradies zu bringen, ist der Mensch aufgerufen, in seiner Freiheit zu antworten, ohne vorher festgelegte Drehbücher zu befolgen. Dazu muss er daran glauben, dass das Böse aus seinem Herzen getilgt werden kann, er muss an den Wassertropfen glauben, der überraschend in der Wüste hervorsprudelt und ihn rettet, der neues, frisches Leben bringt, das hervorsprudelt und singt, weil er den Tod nicht mehr fürchtet.
Dieses Osterlied ist die freudige Aufgabe, das leichte Joch, die helle Bestimmung des Christen.
Von Andrea Monda