Der Heilige Geist ist der Protagonist der Synode

Am vergangenen 4. Oktober sagte Papst Franziskus zu den Synodenteilnehmern, die nach den Exerzitien in der Audienzhallte im Vatikan zusammengekommen waren: »Euch sind einige Blätter mit patristischen Texten gegeben worden, die uns bei der Eröffnung der Synode helfen werden. Sie stammen aus dem Werk des heiligen Basilius, der diese schöne Abhandlung über den Heiligen Geist verfasst hat. Warum? Weil es nötig ist, diese Wirklichkeit zu verstehen, was nicht einfach ist; es ist nicht einfach.« Am 28. Oktober wiederholte Franziskus zum Abschluss der 20. Generalkongregation auf Spanisch: »Ich möchte daran erinnern, dass der Protagonist der Synode der Heilige Geist ist.« Dabei empfahl er den Teilnehmern erneut, die Sammlung von Zitaten des heiligen Basilius von Caesarea »mitzunehmen und darüber zu meditieren, das kann uns helfen«.

Der geistliche Begleiter der Synode, P. Timothy Radcliffe OP, sprach in einem Impulsreferat unter dem Thema »Der Samen keimt« über die Zeitspanne bis zur nächsten Syn-odenversammlung im Oktober 2024. Bei der 16. Generalkongregation am 23. Oktober 2023 sagte er: »In ein paar Tagen werden wir für elf Monate nach Hause gehen. Dies wird scheinbar eine Zeit des leeren Wartens sein. Aber es wird wahrscheinlich die fruchtbarste Zeit der Synode sein, die Zeit des Keimens.« Es sei wie im Gleichnis vom Samen des Reiches Gottes, bei dem niemand wisse, wann und wie er wachse. »Wir haben in den vergangenen drei Wochen Hunderttausende von Worten gehört. Manchmal haben wir gedacht: ›Zu viele!‹ Die meisten von ihnen waren positive Worte, Worte der Hoffnung und der Motivation. Dies sind die Samen, die in den Boden der Kirche gesät werden. Sie werden in diesen Monaten in unserem Leben, in unserer Vorstellungskraft und in unserem Unterbewusstsein wirksam sein. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden sie Früchte tragen.«

Der Wunsch des Papstes war es, dass in diesem Rahmen auch die Worte der Kirchenväter über den Heiligen Geist Frucht bringen. Deshalb solle man über sie nachdenken, im »Geist der Wahrheit«, über den P. Timothy Radcliffe OP bei den Exerzitien vor Beginn der Synode sprach. In der Meditation am 4. Oktober sagte er: »Wenn die Synode die Dynamik des Gebets hat und nicht die eines Parlaments, wird sie von uns allen eine Art Kontrollverlust, ja eine Art Sterben verlangen. Zulassen, dass Gott Gott ist. In Evangelii gaudium schreibt der Heilige Vater: ›Es gibt aber keine größere Freiheit, als sich vom Heiligen Geist tragen zu lassen, darauf zu verzichten, alles berechnen und kontrollieren zu wollen, und zu erlauben, dass er uns erleuchtet, uns führt, uns Orientierung gibt und uns treibt, wohin er will‹ (Nr. 280). Die Kontrolle loszulassen bedeutet nicht, nichts zu tun! Weil die Kirche so sehr von Kontrollstrukturen geprägt war, sind manchmal starke Eingriffe nötig, um uns vom Heiligen Geist dorthin führen zu lassen, wo wir nie hingegangen wären. Wir haben einen ausgeprägten Instinkt, an der Kontrolle festzuhalten, weshalb die Synode von vielen gefürchtet wird. An Pfingsten kam der Heilige Geist mit Macht auf die Jünger herab, die bis ans Ende der Welt gesandt wurden. Doch stattdessen ließen sich die Apostel in Jerusalem nieder und wollten nicht mehr weg. Es bedurfte der Verfolgung, um sie aus dem Nest zu locken und sie aus Jerusalem wegzuschicken! Liebevolle Strenge!« Dann erzählte der Dominkaner: »Über meinem Büro in Santa Sabina bauten jedes Jahr Turmfalken ihr Nest. Es kam der Zeitpunkt, an dem die Eltern die Jungvögel aus dem Nest warfen, so dass sie fliegen mussten oder umkamen. Ich saß an meinem Schreibtisch und konnte sehen, wie sie sich abmühten, in der Luft zu bleiben! Der Heilige Geist wirft uns manchmal aus dem Nest und befiehlt uns zu fliegen! Wir flattern in Panik, aber wir werden fliegen!«

Im Folgenden veröffentlichen wir die Sammlung von Textausschnitten, die den Synodenteilnehmern ausgehändigt wurde. Die deutsche Übersetzung stammt, soweit vorhanden, aus den Reihen: Bibliothek der Kirchenväter, Bibliothek der griechischen Literatur, Sämmtliche Werke der Kirchen-Väter. Bei den vorangestellten Worten in Kursivschrift handelt es sich um Zitate aus der Ansprache des Papstes zur Eröffnung der Synode am 4. Oktober 2023.