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Anthologie der den Synodenteilnehmern zur Betrachtung empfohlenen Texte

 Anthologie der den Synodenteilnehmern  zur Betrachtung empfohlenen Texte  TED-014
29. März 2024

Der Heilige Geist ist die Hauptperson, Protagonist, Hauptakteur des kirchlichen Lebens: Der Heilsplan für die Menschheitsfamilie vollzieht sich durch die Gnade des Geistes.

Ob du nun den Alten Bund betrachtest, die Segnungen der Patriarchen, den Nutzen, den die Gesetzgebung brachte, die Vorbilder, die Prophezeiungen, die Heldentaten in den Kriegen, die von den Gerechten gewirkten Wunderzeichen, oder was im Hinblick auf das Kommen des Herrn im Fleische in die Wege geleitet wurde, alles geschah durch den Geist. Als erstes nun: Der Geist war, Salbung geworden, mit eben diesem Fleisch des Herrn untrennbar zusammen und blieb bei ihm, wie geschrieben steht: »Auf wen du den Geist herabkommen und auf wem du ihn bleiben siehst, dieser ist mein geliebter Sohn.« Weiter heißt es: »Jesus von Nazaret, den Gott mit dem Heiligen Geist gesalbt hat.« Zweitens geschieht alles Wirken Jesu im Beisein des Geistes. Er war auch bei der Versuchung durch den Teufel anwesend […] Auch dem Wundertaten Wirkenden war er untrennbar gegenwärtig […] Er verließ auch den von den Toten Erstandenen nicht. Als der Herr den Menschen erneuerte und ihm die aus dem Anhauchen Gottes stammende Gnade, die er verloren hatte, wiederschenkte, indem er den Jüngern ins Antlitz hauchte, was sagte er da? »Empfanget den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden nachlasst, denen werden sie nachgelassen; wem ihr die Vergebung verweigert, dem sind sie belassen.« Und die Einrichtung der Kirche, wird sie nicht ganz offensichtlich und unwidersprochen durch den Geist gewirkt? Er selbst gab, heißt es, der Kirche »zunächst Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wunderkräfte, dann Gaben der Heilung, des Beistands, der Leitung, der Zungenrede.« Diese Ordnung ist eingerichtet gemäß der Verteilung der vom Geist kommenden Gaben.

(Bas., Spir. 16, 39, 4-32)

a. Der Heilige Geist entfesselt in der kirchlichen Gemeinschaft eine tiefgreifende und vielfältige Dynamik: das »Durcheinander« des Pfingstfestes.

Aber auch das Kommen des Heiligen Geis-tes findet in der dritten Stunde statt, wie wir aus der Apostelgeschichte erfahren, denn als die Pharisäer die Jünger verspotteten (die sich) in der mannigfaltigen Kraft der Zungen (ausdrückten), sagt Petrus, dass diejenigen, die so reden, nicht betrunken sind: denn es war die dritte Stunde

(Bas. [?], ascet. 13: PG 31, 877, 24).

b. Der Heilige Geist ist der Komponist der Harmonie der Heilsgeschichte: Harmonie bedeutet nicht Synthese, sondern Band der Gemeinschaft zwischen ungleichen Teilen.

Gott aber hat, ehe die jetzt sichtbaren Dinge wurden, in dem Augenblicke, da er sich entschloss und sich daran machte, das Nichtseiende ins Dasein zu rufen, und zugleich erwog, wie die Welt gestaltet sein sollte, mit der Form zugleich auch die ihr entsprechende Materie geschaffen. Für den Himmel bestimmte er den für den Himmel passenden Stoff, und der Gestalt der Erde legte er die ihr eigentümliche und nötige Substanz zugrunde. Auch Feuer, Wasser und Luft bildete er, wie er wollte, und ließ die Dinge ins Dasein treten, wie es die Bestimmung eines jeden erheischte. Die ganze aus so verschiedenen Teilen bestehende Welt verband er durch ein unzerreißbares Band der Freundschaft zu einer einzigen Gemeinschaft und Harmonie, so dass selbst die örtlich zuweitest voneinander geschiedenen Dinge in Eintracht vereint zu sein scheinen.

(Bas., hex. 2,2,49-61)

– Die Kirche, eine einzige Harmonie von Stimmen, mit vielen Stimmen, bewirkt vom Heiligen Geist.

»Stimme der Nationen auf den Bergen, gleich einem zahlreichen Volk, Getöse von Königreichen und versammelten Nationen« (Jes 13,4). Vermutlich ist mit der Stimme der zahlreichen Nationen auf den Bergen die Kirche gemeint. Deshalb wurde sie gewählt als flacher Berg, damit es genügend Raum gibt für die Versammlung der Menge derer, die zur Höhe der Kenntnis Gottes emporsteigen. Das heißt er sieht auf dem flachen Berg die Menge derer, die aus vielen Orten versammelt wurden und die eine Stimme des Glaubens ertönen lassen. Und der Heilige Geist sagt durch den Propheten: Stimme vieler Nationen auf den Bergen (auf denen das Zeichen aufgerichtet wurde), ähnlich dem vieler Nationen. Und es ist eine Stimme, dennoch ist sie den Stimmen vieler Nationen ähnlich. Eine einzige Stimme gemäß der Harmonie des Glaubens, aber ähnlich wie viele Stimmen, weil sie in Feuerzungen vom Heiligen Geist über jedem Apostel verteilt wurde, die sich anschickten das »eu-angélion« in den Nationen der ganzen Welt auszusäen.

(Bas. [?], En. in Is. 13, 259:
PG 30, 573B).

Der Heilige Geist ist der Ursprung der Harmonie zwischen den Kirchen: Basilius schreibt an die bischöflichen Mitbrüder im Westen:

Wie wir also Eure Harmonie und Eintracht untereinander für unser eigenes Glück halten, so bitten wir auch Euch, mit unseren Spaltungen Mitleid zu haben und uns nicht, weil wir durch die geographische Lage voneinander entfernt sind, von Euch zu trennen, sondern, weil wir durch die Gemeinschaft im Geiste vereint sind, uns in den Zusammenklang [die Harmonie] des einen Körpers aufzunehmen.

(Bas., ep. 90, 1, 26-32)

c. Der Heilige Geist führt uns an der Hand und tröstet uns.

»Erwarte« nämlich »Bedrängnis auf Bedrängnis und Hoffnung auf Hoffnung, dann dauert es wirklich nur noch kurz« (Jes 28,10): So weiß der Heilige Geist seine Zöglinge durch die Verheißung des Künftigen zu ermutigen [wörtl. psychagogèin: an der Hand führen, ermutigend und tröstend]. Denn auf die Bedrängnisse folgt die Hoffnung, das Erhoffte aber ist schon ganz nahe da.

(Bas., ep. 140, 1, 34-38)

Das tröstende Wirken des Heiligen Geis-tes wird durch den Wirt dargestellt, dem der Mann anvertraut wird, der von den Räubern überfallen wurde (vgl. Lk 10,34-35).

Darum brauchen wir dringend den Tau Gottes, damit wir nicht verbrennen und nicht ohne Frucht bleiben, und damit wir dort, wo wir einen Ankläger haben [dargestellt durch die Räuber], auch einen Beistand (Paraklet) haben [dargestellt durch den gastfreundlichen Wirt]. Der Herr vertraute dem Heiligen Geist »seinen« Menschen an, der unter die Räuber gefallen war, erbarmte sich seiner, verband seine Wunden und zahlte zwei königliche Denare, damit wir durch den Geist das »Bild und die Aufschrift« des Vaters und des Sohnes erhalten, mit dem uns anvertrauten Denar Frucht bringen und ihn dem Herrn vielfach zurückzahlen.

(Iren., haer. III, 17, 3)

Der Heilige Geist ist derjenige, der uns behütet.

Wenn also die Seele der ewigen Kornspeicher würdige Früchte bringt (vgl. Mt 3,12), bleibt [der Heilige Geist] ihr nahe und bewahrt sie und hält die Fallstricke des wilden Ebers fern (vgl. Ps 80,14).

(Bas. [?], En. in Is. 1,20:
PG 30, 152C-153A)

Der Heilige Geist wirkt auf vielfältige Weise als Beistand.

Findet [der Heilige Geist] einen gläubigen Zöllner, so macht er ihn zum Evangelisten (vgl. Mt 9,9); stößt er auf einen Fischer, so macht er ihn zum Gottesgelehrten (vgl. Mt 4,19); findet er einen reumütigen Verfolger, so macht er ihn zum Heidenapostel, zum Herold des Glaubens, zum »Gefäß der Auserwählung« (vgl. Apg 9,15). Durch ihn werden die Schwachen stark, die Armen reich, die Unmündigen und Ungebildeten weiser als die Gelehrten. Paulus war schwach, aber dank der Gegenwart des Geistes brachten die Schweißtücher seines Leibes Heilung denen, die sie nahmen (vgl. Apg 19,12). Auch Petrus hatte einen schwächlichen Körper; aber dank der ihm einwohnenden Gnade des Geistes vertrieb der Schatten seines Körpers die Krankheit der Leidenden (Apg 5,15). Arm waren Petrus und Johannes; denn sie hatten weder Silber noch Gold (vgl. Apg 3,6); aber sie schenkten die Gesundheit, die mehr wert ist als vieles Gold. Von vielen erhielt jener Lahme Geld, blieb aber trotzdem ein Bettler; als er aber von Petrus die Gabe erhielt, sprang er auf wie ein Hirsch, lobte Gott und stellte sein Betteln ein. Johannes wusste nichts von der Weisheit der Welt, und doch sprach er in der Kraft des Geistes Worte, zu denen keine Weisheit aufblicken kann. Dieser Geist ist im Himmel, erfüllt die Erde, ist überall zugegen, hat nirgends Schranken. Er wohnt ganz in jedem und ist ganz mit Gott. Nicht als Diener verteilt er die Gaben, sondern eigenmächtig spendet er die Gnaden. »Denn er teilt«, wie Paulus sagt, »jedem von sich aus zu, wie er will« (vgl. 1 Kor 12,11). Wohl wird er als Vermittler geschickt, wirkt aber aus eigener Kraft. Lasst uns bitten, dass er in unseren Seelen wohne und uns zu keiner Zeit verlasse in der Gnade unseres Herrn Jesu Christi, dem Ehre und Macht [seien] von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

(Bas., fid. 3)

d. Der Heilige Geist ist derjenige, der uns zur Kirche macht.

»Höret dieses, ihr Völker alle, vernehmet es alle, die ihr den Erdkreis bewohnet; ihr Erden- und Menschenkinder; alle miteinander reich und arm!« (Ps 49,2-3). […] Denn der, welcher die Versammlung veranstaltet und durch sein Ausrufen alle versammelt, ist der Tröster, der Geist der Wahrheit (Joh 14,17), welcher durch die Propheten und Apostel diejenigen versammelt, welche selig werden sollen; und weil ihr Ruf ausging über die ganze Erde, und ihre Worte bis an die Grenzen des Erdkreises drangen (Ps 18,5), darum sagt er: »Höret ihr Völker alle, und alle, die ihr den Erdkreis bewohnt« (Ps 48,2). Daher ist auch die Kirchengemeinde aus allen Ständen gesammelt, auf dass niemand von dem Nutzen ausgeschlossen bleibe.

(Bas., hom. in Ps. 48: PG 29, 433, 9-18).

So ist also der Geist wahrhaftig der Ort der Heiligen. Aber auch der Heilige ist ein für den Geist geeigneter Ort. Denn er bietet sich selbst zum Wohnen mit Gott dar und nennt sich seinen Tempel.

(Bas., Spir. 26, 62, 22-24).

– Undank und Verstocktheit betrüben den Heiligen Geist, der in uns wohnt.

Treib es doch nicht so weit, dass du dem Geist, weil er in dir ist – wenn er überhaupt in dir ist – und weil er uns blind Gewordene zur Wahl des Zuträglichen anleitet und uns führt, gerade deswegen die Ehre schmälerst, die der rechte Glaube und die Frömmigkeit ihm schulden. In der Tat, es ist ein nicht zu überbietender Undank, die Menschenfreundlichkeit des Wohltäters zum Anlass der Undankbarkeit zu machen! (aformèn acharis-tìas). »Betrübt nicht den Heiligen Geist!« (Eph 4,30). Hört, was die Erstlingsgabe der Märtyrer, Stephanus, sagte, als er dem Volk Ungehorsam und Starrsinn vorwarf: »Ihr widerstrebt alle Zeit dem Heiligen Geiste.« Und bei Jesaja heißt es: »Sie erzürnten den Heiligen Geist, und er wurde ihr Feind«, und an einer anderen Stelle: »Das Haus Jakobs erzürnte den Geist des Herrn.«

(Bas., Spir. 19, 50, 5-17)

Leeres Gerede betrübt den Heiligen Geist.

23. Frage. Welche Reden als unnütz verurteilt werden. Antwort. Überhaupt ist jedes Wort, das nicht dem ihm von Gott bestimmten Zwecke entspricht, unnütz. Und die Gefahr eines solchen Wortes ist so groß, dass, selbst wenn das Gesagte gut ist, aber nicht zur Erbauung des Glaubens beiträgt, der Redende wegen der Güte des Wortes nicht der Gefahr entrinnt, sondern dadurch, dass das Gesagte nicht zur Erbauung diente, den Heiligen Geist Gottes betrübt. Denn dieses hat der Apostel ausdrücklich gelehrt, indem er sagt: »Kein hässliches Wort gehe aus eurem Munde, sondern was gut ist zur Erbauung im Glauben, damit es Gnade verleihe den Hörenden« (Eph 4,29), und hinzufügt: »Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, in welchem ihr besiegelt seid!« (Eph 4,30) Was für ein großes Übel es ist, den Heiligen Geist Gottes zu betrüben – [durch Geschwätz und üble Nachrede] – ist es nötig, das zu sagen?

(Bas., reg. brev. 23: PG 31,
1098D-1100A)

»Dieses bringe in Erinnerung, und beschwöre vor dem Herrn. Lass dich nicht in Wortgezänk ein, denn es nützet zu nichts, als zum Untergange derer, welche es hören« (2 Tim 2,14) […] »Törichte und zur Lehre nicht gehörige Fragen aber meide, da du weißt, dass sie Zänkereien erzeugen« (2 Tim 2,23). Man soll nicht müßige Worte reden, aus welchen kein Nutzen entspringt. Denn wenn man nicht zur Erbauung im Glauben sogar auch das Gute redet oder tut, so heißt dieses den Heiligen Geist Gottes betrüben.

(Bas., reg. mor. 25; PG 31, 744B)

Da der Herr nicht gestattet, dass die, welche nur ein unnützes Wort vorbringen, ungerichtet seien, und das Gericht über die Fahrlässigkeit nachdrücklicher darstellt durch den, welcher das Talent unbenützt und müßig aufbewahrte, und da der Apostel uns gelehrt hat, dass auch derjenige, welcher ein gutes Wort hervorbringt, aber nicht zur Erbauung im Glauben anwendet, den Heiligen Geist betrübe (vgl. Eph 4,30); und so müssen wir das Gericht betrachten, welches über den ergeht, der [den Leib und das Blut Christi] unwürdig isst und trinkt.

(Bas., bapt. I, 3; PG 31, 1577BC)

e. Der Heilige Geist bestärkt uns im Glauben.

»Denn durch das Wort des Herrn sind die Himmel festgemacht, durch den Hauch seines Mundes all ihre Macht« (Ps 33,6). […] Somit ist hier etwas Dreifaches zu denken: der »Herr«, der anordnet, das schaffende »Wort« und der »festmachende« Geist. Mit »Festmachen« ist aber nichts anderes gemeint als die Vollendung in der Heiligkeit, wobei das Wort »Festmachen« auf das Nichtnachgeben, die Unerschütterlichkeit, das Festgegründetsein im Guten hinweist. Heiligung jedoch gibt es nicht ohne Geist.

(Bas., Spir. 16, 38, 37-42).