· Vatikanstadt ·

Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet am fünften Fastensonntag, 17. März

Geben und Vergeben sind das Wesen der Herrlichkeit Gottes

 Geben und Vergeben  sind das Wesen der Herrlichkeit Gottes  TED-012
22. März 2024

Liebe Brüder und Schwestern,

guten Tag!

Am heutigen fünften Fastensonntag, während die Karwoche immer näher rückt, sagt uns Jesus im Evangelium etwas Wichtiges (vgl. Joh 12, 20-33): wir werden am Kreuz seine und des Vaters Herrlichkeit sehen (vgl. V. 23.28).

Doch wie ist es möglich, dass sich die Herrlichkeit Gottes genau dort, am Kreuz, offenbart? Man sollte meinen, dass dies bei der Auferstehung geschieht, nicht am Kreuz, das eine Niederlage, ein Scheitern ist! Und doch sagt Jesus heute, als er von seiner Passion spricht: »Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird« (V. 23).

Was will er uns damit sagen? Er will uns sagen, dass die Herrlichkeit für Gott nicht mit menschlichem Erfolg, Ruhm oder Popularität gleichzusetzen ist. Die Herrlichkeit hat für Gott nichts Selbstbezogenes, sie ist keine grandiose Machtdemonstration, der öffentlicher Beifall folgt. Für Gott bedeutet Herrlichkeit Liebe bis zur Hingabe des eigenen Lebens. Sich zu verherrlichen bedeutet für ihn, sich hinzugeben, sich zugänglich zu machen, seine Liebe anzubieten. Und dies geschah in höchster Weise am Kreuz, genau dort, wo Jesus die Liebe Gottes in vollem Umfang gezeigt hat, wo er sein Antlitz der Barmherzigkeit ganz offenbart, uns das Leben geschenkt und jenen vergeben hat, die ihn ans Kreuz schlugen.

Brüder und Schwestern, vom Kreuz, der »Kathedra Gottes« aus, lehrt uns der Herr, dass die wahre Herrlichkeit, die niemals vergeht und glücklich macht, aus Geben und Vergeben besteht. Geben und Vergeben sind das Wesen der Herrlichkeit Gottes. Und sie sind der Weg des Lebens für uns. Geben und Vergeben: ganz andere Kriterien als das, was wir um uns herum und sogar in uns selbst sehen, wenn wir uns die Herrlichkeit eher als etwas vorstellen, das man empfängt, und nicht als etwas, das man gibt; als etwas, das man besitzt, statt es anzubieten. Nein, weltlicher Ruhm vergeht und hinterlässt keine Freude im Herzen. Er führt auch nicht zum Guten für alle, sondern zu Spaltung, Zwietracht, Neid.

Und so können wir uns fragen: Was ist der Ruhm, den ich mir für mich, für mein Leben wünsche, den ich mir für meine Zukunft erträume? Andere mit meinem Können, meinen Fähigkeiten oder den Dingen, die ich besitze, zu beeindrucken? Oder der Weg der Hingabe und der Vergebung, der Weg des gekreuzigten Jesus, der Weg dessen, der es nicht müde wird zu lieben, im Vertrauen darauf, auf diese Weise Gott in der Welt zu bezeugen und die Schönheit des Lebens zum Leuchten zu bringen? Welchen Ruhm will ich für mich selbst? Denn denken wir daran: Wenn wir geben und vergeben, leuchtet Gottes Herrlichkeit in uns auf. Genau dann: wenn wir geben und vergeben.

Die Jungfrau Maria, die Jesus in der Stunde der Passion mit Glauben gefolgt ist, helfe uns, lebendiger Abglanz der Liebe Jesu zu sein.

Nach dem Angelus sagte der Papst:

Ich grüße euch alle, die ihr aus Rom, Italien und vielen Teilen der Welt gekommen seid. Insbesondere grüße ich die spanischen Studenten des Netzwerks der Studentenwohnheime »Camplus«, die Pfarrgruppen aus Madrid, Pescara, Chieti, Locorotondo sowie aus der Pfarrei »San Giovanni Leonardi« in Rom. Ich grüße die soziale Genossenschaft »San Giuseppe« aus Como, die Kinder aus Perugia, die Jugendlichen aus Bologna, die auf dem Weg zum Bekenntnis ihres Glaubens sind, sowie die Firmlinge aus Pavia, Iolo di Prato und Cavaion Veronese.

Mit Freude begrüße ich die Teilnehmer am Rom-Marathon, einem traditionellen Fest des Sports und der Geschwisterlichkeit. Auch in diesem Jahr nehmen auf Initiative von »Athletica Vaticana« zahlreiche Athleten an den »Solidaritätsstaffeln« teil und werden so zu Zeugen des Teilens.

Und ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!