Der Direktor des vatikanischen Presse-amtes, Matteo Bruni, antwortet Journalisten in Bezug auf die Äußerungen von Papst Franziskus im Interview mit der Schweizer Rundfunk- und Fernsehanstalt RSI: »Der Papst greift das vom Interviewer vorgeschlagene Bild der weißen Fahne auf, um damit die Einstellung der Kampfhandlungen anzudeuten, den Waffenstillstand, der mit dem Mut zur Verhandlung erreicht wird. Sein Wunsch ist eine diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden.«
Der Papst wollte mit seinen Worten zur Ukraine zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zur Verhandlung neu stärken. Der Direktor des Presse-amtes, Matteo Bruni, antwortet auf die Fragen einiger Journalisten bezüglich des am Samstag, 9. März, vorab publizierten Interviews mit der Schweizer Rundfunk- und Fernsehanstalt RSI, das am 20. März ausgestrahlt werden soll. Bruni erklärt, dass der Wunsch von Franziskus für das Land, das er stets als »gemartert« bezeichnet, sich in den Worten zusammenfassen lässt, die er bereits beim Angelus am 25. Februar, dem Tag nach dem dramatischen zweiten Jahrestages des Ausbruchs des Krieges, geäußert hat, in dem er seine »tiefe Zuneigung« gegenüber der Bevölkerung bekräftigt hat. Der Wunsch ist, »die Voraussetzungen für eine diplomatische Lösung auf der Suche nach einem gerechten und dauerhaften Frieden« zu schaffen. »Der Papst«, so Bruni weiter, »verwendet den Begriff der weißen Fahne und greift in seiner Antwort das vom Interviewer vorgeschlagene Bild auf, um damit die Einstellung der Kampfhandlungen anzudeuten, den Waffenstillstand, der mit Mut zu Verhandlungen erreicht wird. An einer anderen Stelle des
Interviews, in dem er von einer anderen Konfliktsituation spricht, sich aber auf jede Kriegssituation bezieht, stellt der Papst klar: ›Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.‹«
In dem besagten Interview fragt der Journalist Lorenzo Buccella den Papst: »In der Ukraine gibt es diejenigen, die den Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne fordern. Aber andere sagen, dass dies den Stärkeren legitimieren würde. Was sagen Sie dazu?« Franziskus antwortet: »Das ist eine Interpretationsweise. Aber ich glaube, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut besitzt, die weiße Fahne zu schwenken, zu verhandeln. Und heute kann man mit Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort verhandeln ist ein mutiges Wort. Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln. Man schämt sich, aber wie viele Tote soll es noch geben? Man muss rechtzeitig verhandeln und sich ein Land suchen, das vermittelt. Heute, zum Beispiel im Krieg in der Ukraine, gibt es viele, die vermitteln wollen. Die Türkei hat sich dafür angeboten. Und andere. Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird.«
Die Worte des Papstes greifen also ein vom Interviewer vorgeschlagenes Bild auf, um unter anderem das zu wiederholen, was in diesen zwei Jahren kontinuierlicher Appelle und öffentlicher Verlautbarungen bereits bekräftigt wurde, nämlich die Bedeutung des Dialogs gegenüber dem »Wahnsinn« des Krieges und die vorrangige Sorge um das Schicksal der Zivilbevölkerung. »Der Wunsch des Paps-tes«, so der Vatikansprecher, »ist und bleibt derselbe, den er in den letzten Jahren immer wieder geäußert und kürzlich anlässlich des zweiten Jahrestages des Konflikts wiederholt hat: ›Während ich den Ausdruck meiner tiefen Zuneigung zum dem gemarterten ukrainischen Volk erneuere und für alle bete, insbesondere für die vielen unschuldigen Opfer, flehe ich um die Wiederherstellung jenes Mindestmaßes an Menschlichkeit, das die Voraussetzung für eine diplomatische Lösung auf der Suche nach einem gerechten und dauerhaften Frieden schafft.‹«
Salvatore Cernuzio – Vatican News