Nachdem der Papst bereits in einem Brief an vier deutsche Frauen, vormalige Mitglieder des Synodalen Weges, seine Besorgnis in dieser Angelegenheit zum Ausdruck gebracht hatte, wird in einem weiteren Schreiben, das von Kardinal Pietro Parolin und zwei weiteren Dikasteriumsleitern unterzeichnet wurde, darum gebeten, das Vorhaben der katholischen Kirche in Deutschland, die Satzung eines (im November eingesetzten) Synodalen Ausschusses zu genehmigen, der die Einführung eines Leitungs- und Entscheidungsrates vorbereiten soll, vorerst zu stoppen. Das letztgenannte Gremium – Ergebnis des 2019 in Deutschland begonnenen Reformprozesses des Synodalen Weges – würde Bischöfe und Laien zusammenbringen, um die Diskussionen fortzusetzen und mögliche Entscheidungen zu den Themen kirchliche Autorität, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliches Leben zu treffen.
Bereits in dem oben erwähnten Brief vom November 2023 an die vier Frauen betonte der Papst, dass ein solches Gremium – das im vergangenen Jahr von einer Zweidrittelmehrheit der Bischöfe und Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gebilligt wurde – »mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche nicht in Einklang zu bringen ist« und erinnerte auch daran, dass »dessen Einrichtung vom Heiligen Stuhl mit Schreiben vom 16. Januar 2023, das ich in spezifischer Form approbiert habe, untersagt wurde«.
Das neue Schreiben, das von Staatssekretär Parolin und den Kardinälen Víctor Manuel Fernández, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, und Robert Francis Prevost, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, unterzeichnet wurde und sich am 16. Februar an die deutschen Bischöfe richtete, die vom 19. bis zum 22. Februar zur Frühjahrsvollversammlung in Augsburg zusammentrafen, bekräftigt nun die bereits geäußerte Position, und fordert darüber hinaus, die geplante Abstimmung über die Satzung abzusagen und auf die Zeit nach den vorgesehenen Gesprächen zwischen Vertretern des Heiligen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz zu verschieben. Ein Gespräch, das auf die vorangegangenen Begegnungen zwischen der DBK und Vertretern der Römischen Kurie im November 2022 und Juli 2023 in Rom folgen soll. Das Datum dieses Treffens ist noch nicht bekannt, doch der Brief – »dem Heiligen Vater zur Kenntnis gebracht und von ihm genehmigt« – betont: »Sollte das Statut des
Synodalen Ausschusses vor diesem Treffen verabschiedet werden, stellt sich die Frage nach dem Sinn dieses Treffens und ganz allgemein des laufenden Dialogprozesses.«
Weiter wird in dem neuen Brief darauf hingewiesen, dass ein solches Organ im geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen ist, so dass ein diesbezüglicher Beschluss der DBK auch deshalb ungültig wäre, weil diese nicht befugt sei, dessen Statut zu genehmigen. Diese Problematik wird verdeutlicht: »Die Approbation der Satzung des Synodalen Ausschusses stünde daher im Widerspruch zu der im besonderen Auftrag des Heiligen Vaters ergangenen Weisung des Heiligen Stuhls und würde ihn einmal mehr vor vollendete Tatsachen stellen.«
Nach dieser Aufforderung wurde die vorgesehene Abstimmung über das Statut des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung der Vollversammlung der deutschen Bischöfe entfernt, wie Pressesprecher Matthias Kopp gegenüber der KNA bestätigte.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, äußerte sich am 19. Februar auf einer Pressekonferenz in Augsburg zu dem Brief und erklärte, dass die katholischen Bischöfe in Deutschland trotz der jüngsten Mahnung den Weg der Reformen weitergehen wollen. Dies solle im Dialog mit Rom geschehen, sagte der
Bischof von Limburg und betonte, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, grundlegende kirch-liche Reformen mit dem Heiligen Stuhl abzustimmen. Aus diesem Grund, so erklärte er, sei aus Respekt vor der römischen Autorität der Punkt zur Schaffung eines Synodalen Ausschusses für Deutschland aus der Tagesordnung der Vollversammlung gestrichen worden. »Wir wollen und können die Positionen Roms nicht ignorieren«, betonte Bätzing und kündigte eine Debatte zu dem Thema an. Gleichzeitig erklärte der DBK-Präsident, dass die im Brief der Kardinäle Parolin, Fer-nández und Prevost geäußerten Bedenken inhaltlich widerlegt werden können, da ein gemeinsames Gremium von Bischöfen und Laien die Autorität der Bischöfe nicht schwächen, sondern stärken würde. »Wir wollen in keiner Weise die Autorität des Bischofs, der Bischöfe begrenzen«, sagte Bätzing; »Wir wollen sie auf einen neuen Boden stellen, denn diese Autorität ist angezählt durch den Missbrauch, den Skandal, den wir erlebt haben. Und deshalb brauchen wir eine neue, verbindliche, transparente Beratung, die wirklich in die Entscheidungen einfließt. Das ist der Weg, den wir suchen.«
Von Salvatore Cernuzio