Vatikanstadt/Rom. »Es muss einen Dialog geben, gerade in Hinsicht auf die Nachhaltigkeit der kleinen und mittleren Betriebe«: Mit diesen Worten hat sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gegenüber dem Nachrichtenportal Vatikan News zu den anhaltenden Bauernprotesten geäußert und dabei eine »Zukunft für die ländlichen Gebiete« gefordert. Hintergrund sind die Bauernprotes-te in Italien, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Spanien und Frankreich.
Parolin sprach mit den Journalisten im Rahmen der Feierlichkeiten im römischen Palazzo Borromeo anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Italien. Die Erweiterung der Lateranverträge hatte damals unter anderem eine Neuordnung staatlicher Leistungen an Priester und kirchliche Einrichtungen festgelegt; der katholische Glaube war nicht mehr Staatsreligion in Italien.
»Die Verpflichtung besteht darin, den Menschen immer in den Mittelpunkt zu stellen, damit seine Würde gewahrt bleibt«, hob Parolin hervor. In Rom gab es in der vergangenen Woche unter anderem einen großen Traktorenkorso auf dem Stadtring, bei dem die Bauern ihre Forderungen zum Ausdruck brachten.
Die Landwirte fordern europaweit niedrige Steuern auf Kraftstoffe, bessere Preise für ihre Produkte und gelockerte EU-Umweltvorgaben. Der sogenannte »Green Deal« der EU, der unter anderem mit einer höheren Bepreisung fossiler Energieträger Klimaneutralität bis 2050 anstrebt und zentraler Bestandteil der Klimapolitik der Europäischen Kommission werden soll, bereitet den Bauern Zukunftssorgen. Zudem fordern sie weniger Bürokratie und ein Ende von Billigimporten aus dem EU-Ausland.
Kardinal Parolin äußerte sich in dem Interview auch zur aktuellen Situation im Nahen Osten. Es seien Verhandlungen im Gange, auch wenn die Situation momentan düster erscheine. Noch würden sich die Hoffnungen nicht erfüllen, erklärte der Kardinalstaatssekretär. »Aber wir hoffen, dass langsam eine Einigung und eine Lösung mit der Freilassung der Geiseln und einem Waffenstillstand erreicht werden kann. Und dann der Beginn von Verhandlungen für eine endgültige Lösung des Problems«, so Kardinal Parolin.