Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Ich heiße euch willkommen, auch wenn ihr hier zu Hause seid! Ich freue mich, denn dies ist für mich eine Gelegenheit, um euch, die ihr ein wenig meine Weggefährten seid, für eure Arbeit zu danken, durch die ihr die Leser, Hörer und Zuschauer über die Aktivitäten des Heiligen Stuhls informiert. Jour-nalisten, Medienfachleute, Fotografen, Produzenten: Ihr seid eine Gemeinschaft, die durch dieselbe Mission vereint ist. Ich kenne eure Leidenschaft, eure Liebe für das, was ihr erzählt, eure Mühen. Viele von euch verfolgen nicht nur das Geschehen im Vatikan, sondern auch in Italien, Südeuropa, dem Mittelmeerraum und in euren Herkunftsländern.
Liebe zur Wahrheit
Journalist zu sein ist eine Berufung, ein wenig wie die des Arztes, der sich entscheidet, die Menschheit zu lieben, indem er ihre Krankheiten heilt. Das tut in gewissem Sinne auch der Journalist, der sich entscheidet, den Finger in die Wunden der Gesellschaft und der Welt zu legen. Es ist eine Berufung, die in der Jugend entsteht und dazu drängt, zu verstehen, ans Licht zu bringen, zu erzählen. Ich wünsche euch, dass ihr zu den Wurzeln dieser Berufung zurückkehrt, sie euch ins Gedächtnis zurückruft, euch an den Ruf erinnert, der euch in einer so wichtigen Aufgabe vereint. Wie dringend braucht man einerseits das Wissen und das Erzählen, und wie notwendig ist es anderseits, eine bedingungslose Liebe zur Wahrheit zu pflegen!
Ich möchte euch meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen nicht nur für das, was ihr schreibt und sendet, sondern auch für die Ausdauer und Geduld, tagtäglich die Nachrichten zu verfolgen, die vom Heiligen Stuhl und der Kirche kommen, indem ihr von einer Institution erzählt, die das »Hier und Jetzt« und unser eigenes Leben übersteigt. Wie der heilige Paul VI. gesagt hat, gibt es »Sympathie, Wertschätzung und Vertrauen für das, was ihr seid, und für das, was ihr tut« (vgl. Ansprache an die Vertreter der italienischen und der ausländischen Presse, 29. Juni 1963). Danke ebenso für die Opfer, wenn ihr den Papst in die ganze Welt begleitet und oft auch an Sonn- und Feiertagen arbeitet. Ich muss euch um Entschuldigung bitten für all die Male, wo die mich auf verschiedene Weise betreffenden Nachrichten euch euren Familien, dem Spiel mit euren Kindern entzogen haben. – Das ist sehr wichtig. Wenn ich Beichte höre, dann frage ich die Eltern: »Spielen Sie mit den Kindern?« Das ist etwas, was ein Vater und eine Mutter immer tun müssen: mit den Kindern spielen. – Und der Zeit, die ihr mit eurem Gatten, eurer Gattin verbringen wolltet. Unsere Begegnung bietet die Gelegenheit, über den mühsamen Beruf des Vatikankorrespondenten nachzudenken, wenn er über den Weg der Kirche berichtet, wenn er Brücken des Wissens und der Kommunikation baut, statt Gräben der Spaltung und des Misstrauens aufzureißen (vgl. Hl. Johannes XXIII., Ansprache aus Anlass des Nationalen Rats des italienischen Presseverbandes, 22. Februar 1963).
Wer also ist der Vatikankorrespondent? Ich möchte antworten, indem ich mir die Worte eines Kollegen von euch zu eigen mache, der vor Kurzem seinen 80. Geburtstag gefeiert hat und der sehr viel mit den Päpsten gereist ist. Über seine Arbeit als Vatikankorrespondent sagte er, dies sei »eine Arbeit, die so schnell ist, dass sie rücksichtslos erscheinen mag, doppelt unangenehm, wenn sie sich einem so großen Thema wie dem der Kirche widmet, das die kommerziellen Medien unweigerlich auf ihr Marktniveau […] herabziehen«. Er fügte hinzu: »In so vielen Jahren der Beschäftigung mit dem Vatikan habe ich die Kunst gelernt, Geschichten zu suchen und zu erzählen, die das Leben schreibt, was eine Art ist, den Menschen zu lieben […]. Ich habe Demut gelernt. Ich habe mich an viele Männer Gottes gewandt, die mir geholfen haben, zu glauben und menschlich zu bleiben. Ich kann daher diejenigen nur ermutigen, die sich auf dieses journalistische Fachgebiet einlassen wollen« (L. Accattoli, Vorwort zu: G. Tridente, Diventare vaticanista. Informazione religiosa ai tempi del Web, 2018, S. 5-7). Trotz der Schwierigkeiten ist es eine schöne Ermutigung: den Menschen lieben, Demut lernen.
Kurz nach seiner Wahl – in den Monaten, die der Wiederaufnahme des Konzils vorausgingen – forderte der heilige Paul VI. die Journalisten, die das Vatikangeschehen beo-bachteten, auf, in das Wesen und den Geist der Tatsachen einzutauchen, denen sie ihre Arbeit widmeten. Er sagte: Diese Arbeit »darf sich nicht, wie das manchmal geschieht, leiten lassen von Kriterien, die die Dinge der Kirche nach weltlichen und politischen Kategorien beurteilen, die sich für diese Dinge an sich nicht eignen, sondern sie oft verzerren; sie muss vielmehr das berücksichtigen, was das Leben der Kirche tatsächlich formt, das heißt ihre religiösen und moralischen Ziele sowie ihre besonderen spirituellen Merkmale« (Ansprache an die Pressevertreter).
»Verschämtes« Stillschweigen
Ich möchte noch das Taktgefühl hinzufügen, das euch oft auszeichnet, wenn ihr über die Skandale in der Kirche sprecht: Es gibt sie, und oft habe ich bei euch ein großes Taktgefühl wahrgenommen, einen Respekt, ein fast »verschämtes«, so möchte ich sagen, Stillschweigen. Danke für diese Haltung.
Ich danke euch für eurer Bemühen, diese Sichtweise beizubehalten, die hinter den äußeren Schein zu blicken versteht, die das Eigentliche zu erfassen weiß, die sich nicht der Oberflächlichkeit der Stereotypen und der vorformulierten Floskeln eines Sensations- und Unterhaltungsjournalismus beugen will, der die einfache Katalogisierung von Tatsachen und Ideen nach vorgefertigten Schemata der schwierigen Suche nach Wahrheit vorzieht. Ich ermutige euch, den Weg weiterzugehen, der die Information mit der Reflexion, das Sprechen mit dem Hören, die Unterscheidungsgabe mit der Liebe zu verbinden weiß.
Der Journalist, den ich bereits zitiert habe, war der Meinung, dass im Bereich der Medien »der Vatikanjournalist der althergebrachten Berufung der Massenmedien zur Manipulation des Kirchenbildes Widerstand leis-ten muss – genauso wie und mehr noch als der Manipulation jedes anderen Bildes menschlicher Zusammenschlüsse. Die Me-dien neigen dazu, Nachrichten aus dem Bereich der Religion zu verzerren. Sie verzerren sie sowohl durch den hohen oder ideologischen Filter als auch durch den niedrigen oder sensationsgierigen Filter. Die Gesamtwirkung ist eine zweifache Verzerrung des Bildes der Kirche: der erste Filter neigt dazu, es in politische Kategorien zu zwängen; der zweite neigt dazu, es in die Nähe der unterhaltsamen Nachrichten zu verbannen« (Vorwort).
Das ist nicht leicht, aber die Größe des Vatikankorrespondenten liegt genau darin, das Feingefühl mit journalistischem Können zu verbinden. Die Schönheit eurer Arbeit in der Nähe von Petrus besteht darin, sie auf den unerschütterlichen Felsen der Verantwortung für die Wahrheit zu gründen, nicht auf den Treibsand des Geschwätzes oder ideologischer Lesarten; sie besteht darin, die Wirklichkeit und auch ihr Elend nicht zu verbergen, die Spannungen nicht zu beschönigen, dies aber ohne unnötigen Lärm zu machen, sondern vielmehr im Bemühen, im Licht des Wesens der Kirche das Wesentliche zu erfassen. Wie gut tut dies doch dem Gottesvolk, den einfachen Menschen, der Kirche selbst, die noch ein Stück Weges zurückzulegen hat zu einer besseren Kommunikation: durch das Zeugnis noch mehr als durch Worte. Vielen Dank für eure Arbeit. Etwas, über das ich mich freue, ist, dass ich gelernt habe, eure Namen zu kennen. Hier ist die große Dekanin, und ich grüße sie; der Vize-Dekan und viele von euch, die ich namentlich kenne… Ich danke euch vielmals, betet für mich, und ich tue dies für euch. Ich danke euch nochmals und segne euch, eure Lieben und eure Arbeit. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten, für mich!
(Orig. ital. in O.R. 22.1.2014)