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Brasilien: Ein Kleinbus gibt den obdachlosen Mitmenschen ihre Würde zurück

Willkommen sein und als Menschen behandelt werden

 Willkommen sein und als Menschen behandelt werden  TED-003
19. Januar 2024

Die in 97 Ländern bestehende Gesellschaft der Töchter der Nächs-tenliebe des heiligen Vinzenz von Paul gedachte im Jahr 2023 des 400. Jahrestages der ersten Eingebung, die Louise de Marillac zur Gründung der Gemeinschaft erhielt. Am 4. Juni 1623, dem Pfingsttag, hatte sie die Kirche Saint Nicolas des Champs in Paris aufgesucht, um zu beten und an der heiligen Messe teilzunehmen. Sie war besorgt über ihre Zukunft als Ehefrau und Mutter und hatte Glaubenszweifel. An diesem Tag erhielt sie eine Eingebung über die Gründung der Gemeinschaft.

Louise wurde klar, dass sie bei ihrem Mann bleiben, aber auch die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams in einer kleinen Gemeinschaft, die sich dem Dienst an den Nächsten widmet, ablegen sollte. Sie wusste jedoch nicht wie, weil sie so viele Verpflichtungen hatte.

Die heilige Louise de Marillac verstand, dass sie in einer Gemeinschaft im Dienst der anderen leben konnte, und wählte Vinzenz von Paul als geistlichen Begleiter. Zehn Jahre später, im Jahr 1633, gründeten sie gemeinsam die Gesellschaft der Töchter der Nächs-tenliebe. Diese widmete sich den Armen, den Kranken und den verlassenen Kindern und verbreitete sich in Paris und anderen Regionen. Auch heute lassen sich die Töchter der Nächstenliebe vom Heiligen Geist führen, zum Beispiel in Projekten wie Micro da Caridade in Brasilien.

Die Töchter der Nächstenliebe des heiligen Vinzenz von Paul in der Provinz Recife, die
im Nordosten Brasiliens in verschiedenen Sozial-, Gesundheits- und Bildungswerken tätig sind, haben getreu ihrem Charisma und angespornt von der Aufforderung Papst Franziskus’, an die Peripherien zu gehen, den Wunsch verspürt, über ihre tägliche Arbeit hinaus auf die Bedürfnisse ihrer obdachlosen Brüder und Schwestern einzugehen. Die Verletzlichkeit der Obdachlosen und die Ernährungsunsicherheit sind wachsende Probleme in Brasilien, die sich 2020 und 2021 durch die Covid-19 Pandemie noch verschärft haben.

Das Projekt Micro da Caridade entstand aus dem sozialen Einsatz heraus, bei dem Obdachlose täglich mit Mahlzeiten versorgt und Kontrollgänge in der Stadt Recife durchgeführt werden. Man erkannte die Notwendigkeit von sanitären Einrichtungen, sauberer Kleidung und einer medizinischen Grundversorgung für diese Menschen, für die dies alles ein unzugänglicher Luxus ist.

Dank eines internationalen Zuschusses konnte ein Kleinbus mit Duschen, Krankenstation und Friseurecke eingerichtet werden. Die Initiative richtet sich an etwa sechzig Obdachlose, denen sie Toiletten, saubere Kleidung, Körperpflegeprodukte, Medikamente und eine Mahlzeit anbietet, basierend auf dem christlichen Prinzip der humanisierenden Hilfeleistung.

Das Projekt Micro da Caridade kann auf die Mitarbeit von Freiwilligen aus verschiedenen Bereichen, wie Fahrer, Friseure, Krankenschwestern, Ärzte und Hilfskräfte, zählen. Einmal pro Woche stellen diese Freiwilligen ihre Zeit und ihre Fähigkeiten zur Verfügung, informieren über Hilfszentren wie die Fazenda da Esperança und helfen bei der Neubeschaffung persönlicher Unterlagen.

Als Töchter der Nächstenliebe verkünden wir die barmherzige Liebe Gottes durch unseren Dienst nach dem Vorbild des heiligen Vinzenz von Paul. Wir arbeiten mit anderen Zweigen der vinzentinischen Familie zusammen, um die Nächstenliebe zu verbreiten, Menschen guten Willens zu mobilisieren und ein Netz von Diensten und Hilfen für Notleidende zu organisieren.

Das Projekt ist transformativ und zielt darauf ab, Gesundheit und Wohlergehen zu fördern, und positioniert sich somit innerhalb des dritten Ziels von nachhaltiger Entwicklung. Es gibt weitere ähnliche von kirchlichen Gruppen und Nichtregierungsorganisationen koordinierte Initiativen, die alle darauf abzielen, den von der Gesellschaft verachteten und übersehenen Menschen ihre Würde zurückzugeben.

Die Adressaten des Projekts Micro da Caridade fühlen sich ihren eigenen Aussagen nach willkommen und als Menschen behandelt. Das Projekt wird durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet, was dazu geführt hat, dass die Zahl der unterstützten Personen wöchentlich steigt.

Diese Idee ist nicht nur bei den Töchtern der Nächstenliebe zu finden. Auch andere ähnliche Initiativen, die von religiösen Gruppen und Nichtregierungsorganisationen koordiniert werden, zielen darauf ab, das Wohlergehen und die Gesundheit aller zu fördern.

Unser Dienst muss selbstlos sein und Gott erlauben, durch alle Menschen, denen wir begegnen, in uns zu wirken. Wir müssen kreativ mit anderen zusammenarbeiten und mutig, engagiert, flexibel und offen für Zusammenarbeit sein.

Als Töchter der Nächstenliebe sind wir aufgerufen, unseren obdachlosen Brüdern und Schwestern zu helfen, einschließlich Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen, die mit anderen Formen der Armut konfrontiert sind, wie Einsamkeit, Verlassenheit und Unsichtbarkeit. Wir müssen die Vergessenen suchen und finden, praktische Hilfe anbieten und dem Ruf unserer Gründer treu bleiben, Christus in den Armen zu dienen.

#SistersProject

Von Sr. Alessandra Oliveira, Sr. Patrícia Almeida und Maria Eduarda Alves