Liebe Kardinäle,
liebe Brüder im Bischofsamt,
meine Herren Mitglieder des
Großmagisteriums und Statthalter,
Brüder und Schwestern!
Ich heiße euch alle willkommen, Ritter, Damen und Geistliche, die ihr den Ritter-orden vom Heiligen Grab zu Jerusalem vertretet. Ich richte einen besonderen Gruß an Kardinal Fernando Filoni, den Großmeister des Ordens, und spreche allen Mitgliedern des Ordens, die über die ganze Welt verstreut sind, meine Dankbarkeit und Wertschätzung aus.
Spirituelle Ausbildung
Ihr habt euch in Rom zur Consulta versammelt, bei der die Statthalter, die Ma-gistraldelegierten und in diesem Jahr auch die Großpriore zusammenkommen, um sich mit dem Thema der Ausbildung zu befassen. Eine notwendige Ausbildung für die Kandidaten, die in den Orden eintreten wollen; eine ständige Ausbildung für diejenigen, die bereits am Leben und an der Sendung des Ordens teilhaben; und auch die Ausbildung derjenigen, die berufen sind, leitende Positionen zu bekleiden, mit zwei Elementen: dem spirituellen, im Bewusstsein der hohen moralischen Verpflichtung, die sie vor dem Altar übernommen haben; und dem der Organisation der Aktivitäten und der administrativen Verwaltung der Ressourcen, um den Bedürfnissen des Heiligen Landes auf kontinuierliche und angemessene Weise zu entsprechen.
Erstausbildung und ständige Weiterbildung, praktische und spirituelle Ausbildung: diese vier Leitlinien sehen wir am Zeichen des Kreuzes, das deutlich auf eurem Mantel zu sehen ist und eure Spiritualität belebt. Mit seinem horizontalen Arm erinnert es euch an eure Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass die Hingabe an den gekreuzigten und auferstandenen Christus euer ganzes Leben umfasst und dass ihr in der Nächstenliebe jedem Bruder und jeder Schwester nahe seid; während es euch mit seinem vertikalen Arm, der fest auf dem Boden verankert und dem Himmel entgegengestreckt ist, an die unverzichtbare Komplementarität zwischen einem Leben des Gebets und des Dienstes an euren Brüdern und Schwestern auf eurem Weg erinnert, ein Dienst, der aufmerksam, qualifiziert, in den Realitäten, in denen ihr tätig seid, gut verwurzelt und auf das gesamte Wohl der Person ausgerichtet ist (vgl. Eph 3,17-19; Thomas von Aquin, Comm. in Ep. ad Eph, III, lect. 5).
In diesem Sinne stellen die von mir approbierten Statuten den Hauptweg dar, auf dem ihr euch als Laienorden bewegen sollt, mit einem Ziel, das bereits vom seligen Pius IX. richtig vorausgesehen und später von seinen Nachfolgern bestätigt wurde: Männer und Frauen zu vereinigen, die sich für eine umfassendere Teilnahme am Leben der Kirche einsetzen, ausgehend von der »Mutter«-
Kirche in Jerusalem, gemäß der Lehre des Apostels Paulus (vgl. 1 Kor 16,3), und sich der ganzen Welt öffnen. Mit dieser universalen Perspektive seid ihr aufgerufen, ein Orden zu sein, der, stark in seiner eigenen Identität verwurzelt, auf die schönste Weise am Geheimnis der Nächstenliebe teilnimmt, offen und verfügbar, bereit, jene Dienste zu übernehmen, die der Herr durch die Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern hindurch verlangt: von der Erziehung der Kinder in den Schulen bis hin zur konkreten Solidarität mit den schwächsten Gruppen, wie den Alten, den Kranken, den Flüchtlingen. Erinnern wir uns hier immer an den, ich würde sagen: »Refrain«, den der Herr alle Propheten im Alten Testament sagen lässt: die Witwe, die Waise und den Fremden; die Witwe, die Waise und den Fremden. Dafür müssen wir Sorge tragen.
Einsatz für Frieden
Das leere Grab, für das ihr euch aufgrund eurer Berufung jahrhundertelang als besondere Hüter eingesetzt habt, ist in diesem Sinne vor allem ein Zeichen der grenzenlosen Liebe des Gekreuzigten, der nichts für sich behält und deshalb von den Fesseln des Todes nicht zurückgehalten werden kann; es ist ein Zeichen des Sieges des Auferstandenen, in dem auch wir das Leben finden (vgl. Röm 6,8-9), und ein Zeichen der Kraft des Geheimnisses seines Leibes und Blutes, das uns alle als seine Glieder vereint (vgl. 1 Kor 10,17).
Die Ausbildung und das sich Bilden, am Anfang des Weges zur Investitur und lebenslang. Ausbildung ist das ganze Leben lang nötig. Bildet euch und lasst euch ausbilden für eine universelle und integrative Nächstenliebe. Studiert die Geschichte eures Ordens unter diesem Blickwinkel und eignet euch in einem Klima des Zuhörens und des Gebets die Fähigkeiten an, auf die Bedürfnisse eurer Nächsten einzugehen: Das ist ein großer Dienst, den ihr heute für die Kirche und die Welt leis-ten könnt. In jedem Zeitalter, auch in unserem vom technokratischen Paradigma geprägten, gibt es einen großen Bedarf an Menschen, die mit Intelligenz und Phantasie Nächstenliebe praktizieren. Ich fordere euch daher auf, eure Arbeit in diesem Stil fortzusetzen und sie in den verschiedenen Phasen der Ausbildung getreu weiterzugeben.
Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich meine Gedanken gemeinsam mit euch auf das Heilige Land richten. Wir sind leider Zeugen einer Tragödie, die sich gerade an den Orten abspielt, an denen der Herr gelebt hat, wo er uns durch sein Menschsein hindurch gelehrt hat, zu lieben, zu vergeben und allen Gutes zu tun. Und stattdessen sehen wir, wie diese Orte von ungeheurem Leid zerstört werden, das vor allem so viele Unschuldige trifft, so viele unschuldige Tote. Deshalb bin ich geistig mit euch verbunden, die ihr dieses Treffen der Consulta sicher im Mitleiden am großen Schmerz der Mutterkirche von Jerusalem lebt und um die Gabe des Friedens bittet.
Liebe Brüder und Schwestern, möge die Jungfrau Maria, die ihr mit dem Titel der Königin von Palästina anruft, euch immer in eurer Sendung beistehen. Von Herzen segne ich euch, ich segne alle Mitglieder des Ordens und ihre Familien. Und ich bitte euch, vergesst nicht, für mich zu beten. Danke.
(Orig. ital. in O.R. 9.11.2023)