Liebe Jugendliche,
liebe Brüder und Schwestern,
guten Morgen und herzlich willkommen!
Ihr singt gut, mein Kompliment!
Ich grüße euren Präsidenten, Herrn Jean Henric, die anwesenden Nationalpräsidenten, all jene, die euch begleiten und euch, die Sänger, die ihr mich mit einem wunderschönen Gesang empfangen habt und die ihr mit eurer Anwesenheit diese Audienzhalle mit Leben erfüllt. Was ihr tut, ist sehr wichtig, denn mit euren Stimmen helft ihr den Gemeinschaften zu beten und das Herz für den Herrn zu öffnen. Und das ist für das Leben der Kirche ganz wesentlich. Ich danke euch sehr und möchte euch drei Schlüsselworte für euren Dienst anvertrauen: Freude, Gebet und Demut.
Freude und Gebet
Beginnen wir mit der Freude. Singen ist eine Freude, besonders wenn es im Chor geschieht. Und die Freude an eurem Gesang ist ein Geschenk, das ihr von denen erhalten habt, die die Musikstücke komponiert haben, welche ihr zur Aufführung bringt; von jenen, die sie euch beibringen und von denen die sie euch überliefert haben, manchmal sogar über Jahrhunderte hinweg. Denkt daran, wie viele andere Kinder und Jugendliche die Stücke gesungen haben, die ihr anstimmt! Sie waren Kinder und Jugendliche wie ihr, voller Leben und Träume, die es liebten zu spielen und zusammen zu sein, und die, wie ihr, großzügig Zeit und Mühe auf das Lernen und die Darbietungen verwendet haben, um das, was sie empfangen hatten, an uns weiterzugeben. Das ist die »Tradition« des Singens! Und das ist etwas sehr Schönes: ein kostbares Geschenk zu erhalten und es um die eigene Freude bereichert weiterzugeben. Wie die Bibel sagt: »Gott liebt einen fröhlichen Geber« (vgl. 2 Kor 9,7). Wenn ihr also euren Enthusiasmus in das Singen legt, macht ihr denjenigen, die euch hören, ein großes Geschenk. Es gibt so viel Bedarf an Freude in der Welt! Viele Menschen, auch junge, sind Gefangene der Angst oder der Langeweile; der Gesang und die Musik können die Herzen berühren, Schönheit verleihen und dem Leben wieder Geschmack und Hoffnung geben. Dies zur Freude.
Zweites Wort: das Gebet. Ihr seid nicht irgendwelche Künstler, ihr macht keine Show. Ihr helft anderen mit eurem Gebet, dem gesungenen Gebet, zu beten. Daher ist es wichtig, dass euer Herz nahe bei Jesus ist, nicht nur wenn ihr singt, sondern immer, und das geschieht im Gebet, jeden Tag. Wenn euer Herz von der Liebe zu Jesus erfüllt ist, scheint das durch die Stimmen durch und ist wie ein Pfeil, der ins Schwarze trifft und die Herzen der Menschen erreicht. Der heilige Augustinus lehrte, dass »das Singen den Liebenden eigen ist« (Sermo 336, 1: PL 38, 1472) und dass derjenige, der singt, doppelt betet.
Schule der Demut
Es ist wahr: Singen ist ein Akt der Liebe und indem wir das tun, beten wir mit Worten und mit Musik, mit Herz und Stimme, mit Verehrung und Kunst. Wenn ihr dann zum Beispiel »Herr, erbarme dich«, oder »Heilig, Heilig, Heilig« oder auch »Der Herr ist mein Hirte« singt, fühlt ihr mit dem Herzen das, was ihr sagt, weil ihr Gott begegnet seid, der großzügig ist im Vergeben, er ist der Heilige, er ist gut, er ist aufmerksam für all unsere Bedürfnisse und er ist stets mit uns. Aber nicht nur das. Indem ihr gemeinsam singt und betet, in Harmonie, indem ihr aufeinander hört, aufeinander wartet und den Rhythmus eines jeden in den Rhythmus aller integriert, helft ihr der Gemeinschaft es ebenso zu tun und ihr zeigt damit, wie schön es ist, wenn alle gemeinsam unterwegs sind.
Und schließlich die Demut. Das Singen ist eine Schule der Demut, denn der Sänger ist, auch in den Solopartien, immer eingegliedert in einen Chor, der größer ist als er selbst und in dem alle im Dienst aller stehen, selbst der Chorleiter, der dirigiert. Euer Gesang ist sogar noch einmal demütiger, denn er steht im Dienst Gottes und weiß daher – während er anderen hilft, dem Herrn zu begegnen – im richtigen Moment zur Seite zu treten, um der Stille Raum zu lassen, in der jeder im Verborgenen den Worten lauschen kann, die nur Jesus einem jeden von uns zu sagen vermag. Ein Sänger, der bestrebt ist, sich in den Mittelpunkt zu stellen oder die anderen zu überragen, ist kein guter Chorsänger; er läuft im Gegenteil oft Gefahr, das Werk aller zu verderben, und das ist sofort zu spüren. Sucht daher nicht den großen Auftritt, sondern bemüht euch vor allem um Vereinigung, damit euer Gesang in der Einheit, die aus der Demut kommt, die wahre Freundschaft mit Gott, mit den anderen und unter euch selbst zum Ausdruck bringt.
Und ich möchte euch noch ein Letztes sagen. Ihr seid viele, die hier anwesend sind, und doch habt ihr, als ihr gerade gesungen habt, den Eindruck vermittelt, als wärt ihr eine einzige Person – das ist schön! Das ist nicht zufällig geschehen, sondern weil ihr die Stücke einstudiert habt, weil ihr geprobt und euch Mühe gegeben habt. Auch das ist eine wichtige Botschaft für alle. Gut zusammen zu singen erfordert Anstrengung, genauso wie es Anstrengung erfordert, gut zusammenzuleben. Ihr aber helft uns mit der Harmonie eurer Darbietungen, mit dem Strahlen eurer Gesichter und mit der Schönheit eurer Stimmen zu verstehen, dass es das wert ist!
Liebe Jugendliche, wie viele Dinge lehrt uns die Musik! Und erst recht die geistliche Musik, deren Seele das Wort Gottes ist. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr dieses Geschenk erhalten habt, und glücklich schätzen dürfen sich auch diejenigen, die euch zuhören, wenn ihr es mit ihnen teilt. Danke für euren Dienst! Tut ihn weiterhin mit Leidenschaft unter der Anleitung eurer Lehrer. Ich segne euch von Herzen. Und ich bitte euch, vergesst nicht für mich zu beten. Danke. Und einen guten Weg im neuen Jahr!