· Vatikanstadt ·

Kardinal Krajewski im Heiligen Land

Der Schrei nach Frieden

 Der Schrei nach Frieden  TED-001
05. Januar 2024

Vatikanstadt. Im Auftrag von Papst Franziskus reiste Kardinal Konrad Krajewski nach Israel und in die Palästinensergebiete, um den vom Krieg betroffenen Menschen beizustehen sowie die Zuneigung und Nähe des Papstes zu überbringen. Der Präfekt des Dikasteriums für den Dienst der Nächstenliebe, der im vergangenen Jahr zu den Weihnachtsfeierlichkeiten in die Ukraine gereist war, besuchte vom 21. bis 26. Dezember katholische Gemeinschaften und Hilfseinrichtungen in Betlehem, Jerusalem und Nazaret. Papst Franziskus habe ihn ins Heilige Land gesandt, um mit den Christen vor Ort für den Frieden zu beten, so der Kardinal.

Der Besuch begann in Jerusalem, wo Krajewski am frühen Morgen des 23. Dezember gemeinsam mit Kardinal Pierbattista Pizzaballa, dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, in der Grabeskirche die heilige Messe feierte. Gegenüber den Vatikanmedien bemerkte er anschließend, dass die in der Eucharistiefeier gesprochenen Worte Jesu »Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch« am Ort seines Todes und seiner Auferstehung einen besonderen Klang erhielten, insbesondere »nur wenige Kilometer entfernt von einem Gebiet, in dem Tausende von Menschen sterben und leiden«. Nach der Bitte um Frieden »haben wir lange geschwiegen«, sagte der Kardinal: »Ein beredtes Schweigen, denn wir bitten um diesen Frieden. Wir flehen um diesen Frieden. Wir schreien nach diesem Frieden, in der ganzen Welt und hier im Heiligen Land.«

Im nahegelegenen griechisch-orthodoxen Patriarchat trafen die beiden Kardinäle dann mit Theophilos III. zusammen, um über gemeinsame Hilfsaktionen für die bedürftigsten Menschen insbesondere in Gaza zu sprechen. Gaza sei so nahe, aber man könne nicht helfen. »Es gibt kein Wasser, keinen Strom. Es gibt so viele Verwundete, die nicht zur Behandlung herausgeholt werden können«, beklagte Krajewski.

Anschließend besuchte er zusammen mit Caritas-Mitarbeitern des Lateinischen Patriarchats arme Familien im Zentrum Jerusalems, von denen einige kostenlos in Wohnungen der
Kustodie des Heiligen Landes und des
Patriarchats untergebracht sind. Die rund 80 Brüder der Kustodie luden den Kardinal anschließend zum Mit-tagessen ein. »Man konnte die Stärke der jungen Brüder spüren«, sagte er, »etwa 30 sind Studenten aus der ganzen Welt, aber sie arbeiten auch in der Pastoral der Kustodie.«

Nachdem Kardinal Krajewski den ganzen Tag über versucht hatte, Kontakt zum Gazastreifen aufzunehmen, konnte er schließlich am Abend zusammen mit dem Pfarrer von Gaza, Gabriel Romanelli, der ihn begleitete, 15 Minuten lang per Videoanruf mit dem Vize-Pfarrer der Gemeinde sprechen, der in letzter Zeit mehrmals einen Anruf von Papst Franziskus erhalten hatte. Das Leid sei sehr groß, die Menschen seien müde und verzweifelt. Aber trotz der kaum zu beschreibenden Situation hofften sie auch weiter auf Frieden.

Zu den Weihnachtsfeierlichkeiten reiste der Kardinal nach Betlehem, wo er an Heiligabend und am ersten Weihnachtstag die Eucharistie feierte. Dort habe man ein ungewöhnliches Weihnachtsfest erlebt, ohne Lichter, ohne den großen geschmückten Baum, der jedes Jahr den Krippenplatz, nur wenige Meter von der Geburtsbasilika entfernt, erleuchtet. In einem Gespräch mit den Vatikanmedien sagte der Gesandte des Papstes, er sei »bewegt vom Glauben der dort lebenden Christen und ihrem hoffnungsvollen Blick«.

Der Papst habe Hilfe nach Gaza gesandt, »vor allem für die Kinder und die Verwundeten, damit sie Lebensmittel und notwendige Dinge kaufen können«. Krajewski erkundigte sich vor Ort, wie die Hilfe des Dikasteriums für den Dienst der Nächstenliebe, dem er vorsteht, »andocken« könne. In Betlehem seien mindestens 2.000 Menschen zum Gottesdienst gekommen. Viele hätten ihre Arbeit verloren, da sie den Ort nicht mehr verlassen dürfen. Der Präfekt habe ihnen versichert, dass der Papst »sie nicht allein lässt, dass er für sie betet, dass er Hilfe organisiert, dass er die Politiker sensibilisiert, den Krieg zu beenden, die Waffen niederzulegen«. Am Ende der heiligen Messe habe es einen »Applaus für Papst Franziskus« gegeben, »der sie nie im Stich gelassen hat, der ihnen nahe ist, der mit ihnen leidet«.

Auch in Nazaret, in der Basilika der Verkündigung, habe er mit den Menschen für den Frieden gebetet und einige Ordensgemeinschaften besucht, darunter die Brüder des Hospitalordens des heiligen Johannes von Gott, die in der Stadt ein großes Krankenhaus betreiben. Auf dem Berg der Seligpreisungen »haben wir für den Frieden gebetet. Wir baten Gott: Gib, dass wir die Gerechtigkeit suchen, die allein einen dauerhaften und echten Frieden garantieren kann. Es geht nicht nur um einen Waffenstillstand, sondern darum, den Frieden in unsere Herzen und unter uns zu bringen. Gaza braucht Frieden.« Vor dem Rückflug traf Krajewski in Jerusalem die Missionarinnen der Nächstenliebe: drei ihrer Mitschwestern, von denen es keine Nachrichten gibt, befinden sich im Gazastreifen. Der Besuch ist zu Ende, nicht aber die Mission: »Ich kam in dieses Land mit den besten Waffen der Welt, nämlich dem Glauben und dem Gebet«, resümiert der Kardinal. »Ich habe viel darüber nachgedacht, dass wir uns niederbeugen müssen, wenn wir das Heilige Grab betreten wollen.« Dasselbe gelte für die Basilika in Betlehem. »Die Türen hier im Heiligen Land sagen uns, dass wir dies tun müssen, um das Geheimnis Gottes zu verstehen, um seine Liebe, seine Barmherzigkeit zu verstehen, um nach der Logik der Lehren Jesu zu leben, nach der Logik des Evangeliums.«