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Generalaudienz in der »Aula Paolo VI« am 27. Dezember

Das Herz vor bösen Gedanken bewahren

 Das Herz vor bösen Gedanken bewahren   TED-001
05. Januar 2024

Liebe Brüder und Schwestern,

guten Tag!

Heute möchte ich in eine Katechesereihe zum Thema Laster und Tugenden einführen. Und wir können am Anfang der Bibel beginnen, dort wo das Buch Genesis durch die Erzählung von den Stammeltern die Dynamik des Bösen und der Versuchung darlegt. Denken wir an das irdische Paradies. Im idyllischen Bild, das vom Garten Eden aufgezeigt wird, erscheint eine Gestalt, die zum Sinnbild der Versuchung wird: die Schlange, diese verführerische Gestalt. Die Schlange ist ein heimtückisches Tier: Sie bewegt sich langsam, kriecht auf dem Boden, und manchmal bemerkst du ihre Anwesenheit nicht einmal – sie ist lautlos –, weil sie sich gut an das Umfeld anpassen kann, und vor allem das ist gefährlich.

Eigene Grenzen erkennen

Als sie beginnt, mit Adam und Eva zu sprechen, erweist sie sich auch als raffinierte Dialektikerin. Sie beginnt, wie man es im bösen Klatsch tut, mit einer tückischen Frage: »Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?« (Gen 3,1). Der Satz ist falsch: In Wirklichkeit hat Gott dem Mann und der Frau alle Früchte des Gartens angeboten, außer denen eines bestimmten Baumes: des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse. Dieses Verbot bedeutet nicht, dass dem Menschen der Gebrauch der Vernunft untersagt wird, wie es zuweilen ausgelegt wird, sondern es ist eine weise Maßnahme. Es bedeutet gleichsam: Erkenne die Grenze an, fühle dich nicht als Herrscher über alles, denn der Hochmut ist der Beginn allen Übels. Und so sagt die Geschichte uns, dass Gott die Stammeltern als Herren und Bewahrer der Schöpfung einsetzt, sie aber vor der Anmaßung der Allmacht bewahren will, sich zu Herrschern über Gut und Böse aufzu-schwingen, was eine Versuchung ist: eine schlimme Versuchung auch jetzt. Das ist der gefährlichste Fallstrick für das menschliche Herz.

Wie wir wissen, ist es Adam und Eva nicht gelungen, sich der Versuchung der Schlange zu widersetzen. Die Idee eines nicht wirklich guten Gottes, dem sie unterworfen sein sollten, schlich sich in ihre Köpfe ein: Hier beginnt alles zusammenzubrechen.

Mit diesen Erzählungen erklärt uns die Bibel, dass das Böse im Menschen nicht in aufsehenerregender Weise beginnt, wenn etwas bereits offenkundig ist, sondern dass das Böse viel früher beginnt, wenn man anfängt, sich mit ihm zu beschäftigen, in der Vorstellung, in Gedanken zu schwelgen, um am Ende von seinen Verlockungen umgarnt zu werden. Der Mord an Abel hat nicht mit einem Stein begonnen, der geworfen wurde, sondern mit dem Groll, den Kain unglückseligerweise hegte und ihn so in seinem Inneren zu einem Ungeheuer werden ließ. Auch in diesem Fall nützen Gottes Ermahnungen nichts.

Mit dem Teufel, liebe Brüder und Schwes-tern, spricht man nicht. Nie! Man darf nie diskutieren. Jesus hat nie mit dem Teufel diskutiert; er hat ihn weggejagt. Und in der Wüste, während der Versuchungen, hat er nicht mit dem Gespräch geantwortet; er hat einfach mit den Worten der Heiligen Schrift, mit dem Wort Gottes geantwortet. Gebt Acht: Der Teufel ist ein Verführer. Man darf nie mit ihm sprechen, denn er ist schlauer als wir alle und wird es uns büßen lassen. Wenn eine Versuchung kommt, darf man keinen Dialog führen. Man muss die Tür verschließen, das Fenster verschließen, das Herz verschließen. Und so verteidigen wir uns gegen diese Versuchung, denn der Teufel ist schlau, er ist intelligent. Er wollte Jesus mit Bibelzitaten versuchen, indem er sich als großer Theologe ausgegeben hat. Gebt Acht. Mit dem Teufel spricht man nicht, und mit der Versuchung dürfen wir uns nicht unterhalten, nicht sprechen. Die Versuchung kommt: schließen wir die Tür, geben wir acht auf unser Herz.

Beten für Ende der Kriege

Wir müssen Hüter unseres Herzens sein. Und darum sprechen wir nicht mit dem Teufel. Diese Ermahnung – das Herz zu hüten – finden wir bei verschiedenen Vätern, bei den Heiligen. Und wir müssen um diese Gnade bitten: zu lernen, das Herz zu hüten. Das Herz bewahren zu wissen, ist eine Weisheit. Möge der Herr uns bei diesem Unterfangen helfen. Wer aber das eigene Herz hütet, hütet einen Schatz. Brüder und Schwestern, lernen wir, acht zu geben auf das Herz.

Nach der Katechese und Grüßen in verschiedenen Sprachen rief der Papst erneut zum Gebet für den Frieden auf:

Und bitte vergessen wir nicht, für jene zu beten, die unter den schrecklichen Folgen von Gewalt und Krieg leiden, beten wir insbesondere für die gequälte Ukraine und für die Bevölkerung von Palästina und Israel. Der Krieg ist ein Übel. Beten wir für das Ende der Kriege.

(Orig. ital. in O.R. 27.12.2023)