Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag und willkommen!
Ihr seid bereits in euren Kostümen gekommen, die ihr heute Nachmittag bei der lebenden Krippe vor Santa Maria Maggiore tragen werdet. Ich danke euch! Ich danke dem Kardinal [S. Ryłko, Erzpriester der Basilika] und ich danke Msgr. Makrickas, der euch so zahlreich für diese schöne Initiative gewonnen hat.
Die Basilika Santa Maria Maggiore beherbergt die Reliquie der »Wiege« Jesu und hat damit eine besondere Verbindung zu Betlehem und zur Krippe. Außerdem befindet sich dort auch die Skulpturengruppe von Arnolfo di Cambio, die Papst Nikolaus VI. in Auftrag gegeben hat und die als erste Krippendarstellung der Kunstgeschichte gilt. Daher möchte ich nur zwei Gedanken mit euch teilen, damit sie euch an diesem Tag begleiten mögen. Zwei Gedanken.
Vor allem denke ich an den heiligen Franziskus. Wie wir wissen, ist er es, der in Greccio genau vor 800 Jahren die lebende Krippe erfunden hat. Aber es ist wichtig, an den Grund für seine Erfindung zu erinnern, den Sinn zu verstehen, damit es nicht eine bloß folkloristische Veranstaltung bleibt. Franziskus wollte die Geburt Jesu mit lebenden Personen darstellen, um in den Brüdern und den Menschen die Rührung, die Zärtlichkeit angesichts des Geheimnisses Gottes zu wecken, der von Maria in einem Stall geboren und in eine Krippe gelegt wird. Er wollte der Darstellung Konkretheit verleihen: kein Bild, keine Statuen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, damit die Realität der Menschwerdung deutlich wird. Daher ist der erste Gedanke, den ich euch mitgebe, dieser: Das Ziel der lebenden Krippe ist es, im Herzen das Staunen über das Geheimnis Gottes zu wecken, der ein Kind geworden ist.
Der zweite Gedanke gilt unseren Brüdern und Schwestern in Betlehem, dem Betlehem der heutigen Zeit. Und natürlich schließt es alle Bewohner jenes Landstrichs ein, wo Jesus geboren wurde, gelebt hat, gestorben und auferstanden ist. Wir kennen die Situation, verursacht vom Krieg, der Folge eines seit Jahrzehnten bestehenden Konflikts ist. Daher muss eure Darstellung in Solidarität mit diesen Brüdern und Schwestern, die so sehr leiden, gelebt werden. Für sie zeichnet sich ein von Schmerz und Trauer geprägtes Weihnachten ohne Pilger, ohne Feiern ab. Wir wollen sie nicht allein lassen. Wir wollen ihnen im Gebet, mit konkreter Hilfe und auch mit eurer lebenden Krippe nahe sein, die alle darin erinnert, dass das Leid Betlehems eine offene Wunde für den Nahen Osten und die gesamte Welt ist. Denken wir an diesem Weihnachtsfest immer wieder an das Heilige Land.
Liebe Brüder und Schwestern, ich wünsche euch, mit Glauben und Freude diesen Tag zu erleben, möge er ein Zeugnis für das Evangelium sein! Von Herzen segne ich euch und eure Lieben. Und vergesst nicht, für mich zu beten. Frohe Weihnachten!
(Orig. ital. in O.R. 16.12.2023)